Im Hinterland Montenegros
Wir sind wieder in Montenegro und immer noch am Skadar-See und seinen Ausläufern. Nordwestlich von Virpazar zieht sich der See in die Berge zurück, wir nähern uns von Südosten. Man möchte unentwegt anhalten um zu schauen oder zu fotografieren, auf jeden Fall um festzuhalten, welche Naturschönheiten diese Region bietet. Zwischen den unglaublich grünen Berghängen schlängelt sich der Fluss wie ein Hufeisen mit kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit um riesige bewachsene Kalkfelsen. Einen so natürlich mäandrierenden Fluss findet man wohl kaum noch wo – eine wirklich überbordende Naturlandschaft, wo der Mensch sich noch zurückgehalten hat. Die schmale Fahrrinne, seitlich von Wasserpflanzen bewachsen, wird nur spärlich von Fischern und wenigen Ausflugsbooten befahren. In der kleinen Siedlung an der Quelle, Rijeka Crnojevica, dominieren Beschaulichkeit und Ruhe den Alltag.
Christian`s Kamera läuft beinahe heiß, das Farbspektrum verliert sich in den vielen Grünnuancen der Landschaft und alles wirkt sehr friedlich. Unser Standplatz ist wieder mal an einer Mole – wir haben zwar kein Boot, aber das Wasser lässt uns einfach nicht los. Nachts regnet und stürmt es wieder mal gewaltig, aber wir sind sicher „vertäut“ – mit vier Reifen am Boden und einer Masse von 12 t, die auf den Untergrund drückt. Unser Nachbar für diese zwei Tage ist Mike aus London, der mit dem Motorrad unterwegs ist und sich über Frühstück und Abendessen bei uns freut! Man trifft immer wieder auf die abenteuerlichsten Menschen, wenn man etwas abseits unterwegs ist. Mike arbeitet beim Film und arrangiert Stunts – und so sieht er auch aus – wow J.
Christian macht einen kleinen Ausflug alleine auf der Enduro – wieder mal so früh am Morgen, dass ich noch gar nicht richtig Zeit zum Munterwerden hatte. Daher mein Entschluss – ich bleibe „zu Hause“. Schreiben, lesen, das Haus putzen und mit Mike Kaffee trinken – auch alles sehr nett. Christian kommt ziemlich fertig zurück, da er wohl etwas übermütig voll im Gatsch gelandet ist. Die Beschreibungen der lokalen Bevölkerung konnte er wohl nicht ganz richtig deuten. Jedenfalls musste er bei mehreren Bauernhöfen nach dem Weg fragen – die Beschreibungen waren spärlich aber jedesmal musste Raki getrunken werden. Fast versumpft, aber glücklich und mit vielen schönen Fotos kommt er am Nachmittag zurück. Ach, wie freut es Frau doch, wenn Mann seine Energien ausleben konnte….
Montenegro trägt seinen Namen wie schon mal erwähnt nicht zuletzt auch wegen der vielen Berge, die dieses Land prägen. Und hier beginnen sie, das Durmitor-Gebirge thront mächtig über dieser Tiefebene rund um Podgorica und Niksic. Aber auch diese Ecke erschließt sich uns nur ansatzweise und wir heben diesen Flecken für eine neuerliche Reise auf. Es lässt sich einfach nicht alles auf einmal erkunden, Reisen braucht Zeit und so lassen wir noch einiges für`s nächste Mal übrig.