Wahiba Sands
Himmel und Hölle so nah beieinander
Wahiba Sands – schon der Name selbst hat für mich immer ein bisschen nach Abenteurer geklungen, und so etwas sollte es dann auch werden…Wahiba ist der Name eines Wüstenstammes, der mit noch anderen Beduinenstämmen diesen riesigen Sandkasten bewohnt. Wir füllen also unsere Vorräte für die nächsten drei Tage auf, lassen wieder Luft aus den Reifen, das Navi ist auf Trekk-Aufzeichnung geschaltet und los geht`s. Wir treffen an der Tankstelle noch zwei weitere Autos, die für die heutige Etappe dasselbe Ziel haben und schließen uns zusammen. So ist es ein sicherer und stressfreier Einstieg für den ersten Tag. Christian fährt auf Sand, als hätte er nie etwas anderes getan und unser Auto gibt uns auch ein sicheres Gefühl. Die Wüste hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 170 km. Schon wenige Meter nach Verlassen der Asphaltstraße begleiten uns rechts und links richtig hohe Dünenkämme und unsere Erwartungen steigen stetig. Es ist eine ziemlich einfache Fahrt ins 1001-Night-Camp und man trifft auch auf genügend Fahrzeuge, um nach dem Weg fragen zu können.
Abseits vom Camp, ganz alleine auf einem Dünenkamm schlagen wir unser Nachtlager auf. Vorsichtig aber doch mit gehörigem Speed – sonst geht das nicht – bringt uns Christian da nach oben. Geschafft! Ein idealer Platz, rund um uns nichts als Wüste, der Mond und die Sterne. Ein traumhafter Abend!
Ermutigt durch diese erste Etappe beschließen wir, die Wahiba Sands nach Süden bis ans Meer zu durchqueren – so der Plan. Ein Guide im Camp ermutigt uns ruhig alleine zu fahren. „Haltet euch nur nach Süden, alle Wege führen immer wieder auf der Hauptroute zusammen“, so die Info.
Also raus aus dem Camp, vorbei an den letzten Hütten, die Piste ist eigentlich ganz gut, wir sind zuversichtlich. Die ersten Abbiegespuren rechts und links, wir behalten unseren Kompass im Auge und steuern immer gen Süden. Es ist ein ziemlich prickelndes Gefühl, so alleine durch die Wüste zu fahren. Dennoch möchten wir das nächste Auto anhalten, um uns von der Richtigkeit unserer Route zu überzeugen. Nur schier, es kommt einfach kein Auto, das wir anhalten könnten! Die Piste erscheint uns jedoch so eindeutig, dass wir uns – noch – keine Sorgen machen. Stoisch ziehen Kamele an uns vorbei, vereinzelt tauchen hinter einer Düne ein paar Hütten auf. Wir beschließen sie anzusteuern um uns zu vergewissern, dass wir richtig sind. Ein paar Hütten, ein Pickup auf der nächsten Düne, wir halten an und stapfen auf den Dünenkamm. Erst jetzt erkennen wir, dass es ganz unmöglich ist, dort hin zu gelangen, geschweige denn hin zu fahren! Zwischen uns und dem Pickup sind noch zwei weitere Dünenkämme und dazwischen natürlich Täler - das also ist die Wüste! Undurchschaubar, die Täuschung liegt immer auf der Lauer und trübt die Wahrnehmung.
Wir fahren also weiter, Kurs gen Süden, entscheiden uns immer für die größere Piste. Fahrtechnisch soweit ganz O.K., so manche diffizilere Passage, aber für Christian kein Problem. Nur dann, ganz plötzlich wird die Straße deutlich schmaler, der Sand auf der Piste wird mehr und die sichtbaren Fahrspuren weniger. Kann das noch stimmen? Wir fahren noch ein Stück, rechnen nach wie viele km wir schon hinter uns haben, wie viele noch vor uns, wie viel Benzin wir noch haben … gehen ein Stück zu Fuß, versuchen über den nächsten Dünenhang zu blicken, und dann, fällt ganz klar die Entscheidung: Wir kehren um! In der Ferne lässt sich kein Ziel ausmachen, kein Pistenverlauf, der uns Hoffnung gemacht hätte wird sichtbar, kein Auto weit und breit. Die Sache ist uns einfach zu gefährlich, jetzt ist noch ein guter Zeitpunkt umzukehren – mit genügend Benzin und ohne Autoschaden. Natürlich sind wir irgendwie enttäuschet, aber die Vernunft war stärker.