Mein Nepal

Nepal, ganz weit weg von allem, was mir sonst vertraut ist.  244,89 Wegkilometer rund um das Annapurnamassiv , 11664 Höhenmeter Aufstieg , 10531 Meter Abstieg in 15 Wandertagen und 3 Ruhetagen !!

 

Die Landschaft ist gleichermaßen rau wie schön. Umgeben von matten Brauntönen, der spärliche Regen gibt dem Grün hier keine Chance, umrahmt von weißen Gipfeln, bizarr, fast beängstigend schön. Erst später wieder auf unserer Reise wandern wir durch fruchtbare Täler, vorbei an Reisterrassen und Rhododendren so groß wie Bäume. Wie beeindruckend muss es hier erst im Frühjahr sein, wenn die Natur wieder Energie für ihr kräftiges Farbenspiel hat. Und dennoch, die harte Arbeit der Menschen ist allgegenwärtig – all die einfachen Gehöfte die wir passieren sind stille Zeugen.

 

Ohne Zweifel ist es ein hartes Leben hier in Nepal, nicht nur in den Bergen, auch in den Tieflandschaften, auch in Kathmandu – wahrlich keine schöne Stadt. Ob das auch die Menschen hart macht? Ich weiß es nicht, verstehe sie und ihre Kultur nur sehr schwer. Die Menschen hier sind freundlich, das auf jeden Fall – das macht das Reisen sehr angenehm. Und sie sind genügsam – müssen sie auch sein. Es wird wenig geheizt, gibt kaum warmes Wasser, unvorstellbar schwierige Transportwege, einfach für alles. So oft frag ich mich, wie man das auf Dauer aushalten kann. Sie müssen es, die Menschen hier in Nepal, können sich diese,  meine Frage, nicht stellen.

 

Entbehrungen haben auch wir so einige. Aber was ist das schon, wenn man aus freien Stücken für kurze Zeit seine Komfortzone verlässt….. Eigentlich ist es nichts. Und doch, es verändert jedesmal aufs Neue ein Stück die Sicht auf die Dinge zu Hause. Nichts von dem was man erlebt, bleibt ohne Resonanz. Und ich bin immer wieder dankbar, diese Erfahrungen machen zu dürfen.

 

Und wir wandern durch dieses faszinierende Land, meist viele Stunden am  Stück. Manchmal ist es so anstrengend, dass ich mich nur auf meine Schritte konzentriere, und manchmal geht es leichter und ich sauge die Landschaft auf, inhaliere die wechselnden Bilder.

Manchmal da wird das Gehen zur Meditation, zur Trance. Der Geist aber akzeptiert die Leere nicht, also füllt er sie mit Gedanken und Bildern. Vieles geht mir dabei ganz automatisch durch den Kopf – ich denke nicht bewusst über etwas nach, es kommt einfach, fließt durch mich hindurch und verschwindet wieder. So vermischt sich Vertrautes aus der Heimat mit dem Hier und Jetzt. Vergangenes erfährt eine neue Reflexion und Zukünftiges ein vielleicht neues Gesicht. Es ist ein bemerkenswert friedlicher Zustand, ohne Ablenkung aus unserer lauten und schnellen Welt. Ein Zustand, den ich sonst auf keiner Reise so erlebt habe. Hartes, liebenswertes Nepal….