Inle See
Wir erreichen nun zum 2. Mal in diesem Jahr den Inle-See und sofort nimmt er uns wieder auf seine ganz besondere Art und Weise gefangen. Der zweitgroeßte Binnensee Myanmars, umgeben von einem Schilfgürtel mit Wasserhyazinthen, umrahmt von den Haengen der Shan-Berge, verzaubert einfach zu jeder Tageszeit. Das Wasser ist sauber, da der See kanalisiert wurde. Die Bewohner hier nennt man die Inthas, die Menschen vom See. Sie wohnen in Pfahlbauten und leben vom Obst und Gemuese ihrer schwimmenden Gaerten entlang der Ufer, vom Fischfang und auch von diversen Handwerkserzeugnissen. Ganz typisch hier sind die Einbeinruderer , die mithilfe ihrer Reusen und einer Lanze Fische fangen. Es ist wie ein Tanz, den sie auf ihren schmalen Booten zu vollziehen scheinen. Ein echtes Schauspiel, dem wir uns kaum entziehen können.
Wir nehmen uns also ein Longtail-Boot und schippern die 22 km entlang nach Sueden. War das Augenmerk unserer ersten Reise eher auf Pagoden und Tempel gerichtet, so gilt unsere Aufmerksamkeit diesmal mehr den Menschen und der Landschaft. Es ist eine Idylle, die Ihresgleichen sucht, nur unterbrochen vom ohrenbetaeubenden Laerm des Bootsmotors. Aus Erfahrung klug geworden, stöpseln wir unsere Ohren zu, um dem ansonsten unausweichlichen Tinnitus vorzubeugen.
Der See muendet infolge in einen Flusslauf und dann weiter in einen zweiten und dritten See. Wir befinden uns mittlerweile in einer Gegend, die nur mehr mit entsprechendem Permit und Guide zu erreichen ist. Da diese Genehmigungen anscheinend wirklich nur sehr selten vergeben werden, sind wir für die Bewohner hier ein wirklich seltener Anblick. Umso freundlicher, scheint mir, sind sie daher. Nach ca. 7 Stunden holt uns unser Fahrer wieder am Ufer ab und es geht noch 2 Std. weiter nach Loikaw. Nun scheinen wir wirklich die einzigen Touristen zu sein. Die neugierigen aber stets freundlichen Blicke der Menschen geben Zeugnis von diesen seltenen Touristenbesuchen. Es gibt auch nur zwei Hotels, die für auslaendische Touristen zugaenglich sind. Wir befinden uns in einer Region, die aufgrund ihrer ethnischen Minderheiten immer wieder Anlass zu Unruhen gibt und zudem auch noch an der westlichen Grenze zum Goldenen Dreieck liegt. Auf der anderen Seite der Shan-Berge blühen Mohnfelder und der Drogenhandel floriert.
Am Abend dröhnt bizarr laute Musik aus voellig uebersteuerten Lautsprechern an unsere Ohren und bald befinden wir uns inmitten eines ….ja ich nenne es Jahrmarktes, eines Rummels. Hier wird wieder die naiv kindliche Natur der Menschen deutlich sichtbar, genau das, was sie aber auch so liebenswert macht. Es gibt unzaehlige Essensstaende, die wir nicht naeher ueberpruefen wollen (!), Spieltische, nicht mit Zahlen, sondern mit 6 riesigen Tierkreiszeichen und einem Wuerfel, der die Groeße eines kleines Hockers hat, mehrere Musikkapellen spielen gleichzeitig, eine Art Minipiratenschiff, das Kinder hin und her schaukelt…. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus und ich waehne mich wie Alice im Wunderland …. wenngleich ich hier wohl eher Gulliver bin.
Tagsueber begegnen uns viele Gruppen kleiner Nonnen, die mit ihren Essensschalen durch die Strassen ziehen. Es ist für die Familien eine grosse Ehre, wenn ihre Kinder eine zeitlang im Kloster verbringen. Wenn sie Glueck haben, ist daran auch eine gewisse Bildung gekoppelt, aber nicht immer. Die ganz Kleinen verbringen nur eine Woche oder so in diesem strengen Klosteralltag, und ansonsten kann jeder waehlen, wie lange er dort bleiben moechte. Wir wohnen auch einer Abendpuja in einem Kloster bei, wo junge Mönche ihre Mantras rezitieren. Dieses Mal waren sie allerding ziemlich abgelenkt, von so seltenem Besuch wie uns, und staendig drehen sich verstohlen kleine Koepfe zu uns um.
Beim Besuch einer Schule waren wir dann abermals die Attraktion des Tages, oder eher wohl Monats. Wo immer wir aber auch hinkommen, wir werden stets freundlich empfangen.
Nach zwei Tagen brechen wir wieder auf, und unser Auto bringt uns in einer 10stuendigen Fahrt über holprige Straßen zu unserem naechsten Zwischenstopp. Man wundert sich auch kein bisschen mehr über die loechrigen Strassen, wenn man sieht, wie sie gemacht werden. Vorwiegend Frauen schlichten Stein für Stein aneinander, tragen ein Teergemisch mit blossen Händen auf….. und trotzdem laecheln sie….. Es gibt so Vieles, das wir einfach nicht nachvollziehen koennen. Man kann sich gut vorstellen, dass beim naechsten groesseren Regen diese Pseudostraße wieder einer loechrigen Piste weicht. Die einzig guten Asphaltstrassen finden wir in der Naehe von militaerischen Einrichtungen …. das ist die Tragik an diesem Land, dass die vorhandenen Ressourcen sehr ungerecht verteilt werden. Wohl das Problem aller Entwicklungsstaaten.
Im Vergleich zu unserer ersten Reise ist es diesmal aufgrund der Jahresszeit deutlich gruener, und somit wird unser Auge trotz der staubigen Straßen immer wieder mit wunderbaren Eindruecken belohnt. Vor Allem, wenn man im warmen Licht der Nachmittagssonne durch das Gebiet der Chili und Knoblauchbauern faehrt. Dann naemlich bekommt die Landschaft ploetzlich riesige rote Farbtupfer, Chiliteppiche und Knoblauchfelder so weit das Auge reicht.
Unsere Fahrt bringt uns am Tag 9 bis nach Bagan, der alten Koenigsstadt……wovon wir das naechste mal berichten werden. Jetzt geniessen wir mal einen Tag Ruhe am Pool unseres schoenen Resorts, ….. ein bisschen Ausspannen haben wir uns doch verdient.
Habe mich bemueht, Umlaute, Sonderzeichen und Varianten unseres s an diese Tastatur anzugleichen….. weiss nicht, wie das letztendlich dann ankommt…..Also sorry, wenn es ein bisschen komisch aussieht.