Von Livingston über den Rio Dulce

Livingston, nur per Boot zu erreichen,  ist anders – gewissenmaßen eine Kuriosität in Guatemala, und darauf sind seine Bewohner auch sehr stolz. Sobald man das Boot verlassen hat, spürt man karibisches Flair – alte Holzhäuser, an denen teilweise die Farbe abgeblättert ist, versprühen tropisch-kolonialen Charme. Wir fühlen uns gleich bei der Ankunft wohl und sind dankbar für die Freundlichkeit, die uns entgegengebracht wird (ganz im Gegensatz zu Utila zuvor!).

 

Die Besiedelung Livingstons begann mit einer Gruppe Garifuna, die einst als Schiffbrüchige eines gesunkenen Sklavenschiffes auf den kleinen Antillen gestrandet sind und von dort an  die Küsten Mittelamerikas zogen. Ihre Sprache ist ein Gemisch aus Kreolisch, Englisch, Französisch und Spanisch und auch ihre Küche ist ganz speziell. Der Rest der Bevölkerung besteht aus Indigenas, mit ihrer indianischen Kleidung und wohl auch Gewohnheiten und einer Mischbevölkerung.  Mit alldem  kommen wir gut klar und genießen unseren Aufenthalt  dort.

Es fehlen hier die typisch weißen Sandstrände der Karibik und dennoch kann man gut die Seele baumeln lassen wenn man durch die bunten Straßen schlendert oder mit Blick aufs Meer ein kühles Bier genießt. Das Klima ist schwül und heiß, demnach geht alles seeehhhr langsam. Doch auch daran haben wir uns ja im Zuge unserer Reise schon ganz gut gewöhnt – unsere Gründlichkeit und Schnelligkeit haben wir längst mit dem ersten Eintrittsstempel in unseren Pass abgegeben. Zugegeben, manchmal flackern diese altgewohnten „Unsitten“ noch auf und wir fordern unsere Bestellung nach einer halben Stunde zum zweiten Mal ein – aber ganz selten…. und schon haben wir uns wieder im Griff. 

 

Nach zwei Tagen karibischen  Alltagslebens  fahren wir mit dem Boot entlang des Rio Dulce durch den gleichnamigen Nationalpark. Trotzdem wir praktisch eine Tour gebucht haben, braust das Boot mit einem Affenzahn entlang der Mangrovenküsten und Dschungelgebiete, sodass uns wenig Zeit bleibt, die wirklich schöne Umgebung in uns aufzunehmen. Am Unterlauf des Flusses ist von geschützter Zone auch nicht viel zu erkennen. Hier wimmelt es von Hotels, Bootsanlegestellen und luxuriösen Ferienhäusern. Eine Unzahl von Jachten liegt in den ruhigen Seitenarmes des Flusses sicher vor den Stürmen der Karibik geparkt. Und hier besitzen Ex-Präsidenten, ehemalige Generäle und reiche Guatemalteken meist illegal Grundstücke – aber auch das ist Guatemala!

 

Der Rio Dulce ist sicher noch eine weitere Reise wert – so wie überhaupt das ganze südöstliche Guatemala . Aber es braucht Zeit die wir nun nicht mehr haben – es soll weiter in die wirkliche Karibik , mit weißen Sandstränden und türkisblauem Meer gehen . Wir behalten diese Gegend im Hinterkopf , es gibt unglaublich viel Natur , Gegenden die nur mit dem Boot zu erreichen sind und Unterkünfte an den Seitenarmen des Rio Dulce  die für längere Zeit zur Erkundung des Amazonasähnlichen Dschungels per Kanu einladen .

 

Viele Atlantiksegler verlassen hier ihre Segelboote um sie einerseits gut in den sichern Seitenarmen des Rio Dulce zu verankern , andererseits haben viel hier auch keine Lust mehr weiterzusegeln und verkaufen ihre Boote . Ein ausgezeichneter Ausgangspunkt um durch den Panamakanal weiter über die Galapagosinseln in die Südsee zu segeln . Vielleicht das nächste Mal ......???????