Santa Marta
und
Taganga
Santa Marta, einst Hafen der Konquistadores und Stadt der Schmuggler, hat viel an Bedeutung eingebüßt nachdem die Spanier ihr Handelszentrum nach Cartagena verlegten. Und doch scheint die Stadt Jahr um Jahr wieder an Charme gewonnen zu haben und erstrahlt zumindest in der Altstadt wieder zunehmend im Glanz lange verblasster Zeiten. Wir befinden uns mitten in der Karibik, pralles tropisches Leben allerorts. Eben mit allem was dazu gehört. Mit lauter Musik, Kokospalmen an der Uferpromenade, bunt gepinselten Kolonialbauten in den engen Gassen der Altstadt, weißem Stuck der in der Sonne leuchtet, Papageiengekreische aus den Patios der Privathäuser und Holzbalkonen, die von riesigen Bougainvilleaen zu überwuchern scheinen. Tagsüber tummelt sich die gesamte Kinderschar der Stadt am Strand. Touristen zieht es kaum dort hin, auch uns nur als Beobachter, da das Meer in der städtischen Bucht alles andere als einladend auf uns wirkt. Gleich daneben thronen Frachter wie riesige Ungeheuer am vorgelagerten Riff, das von den Kränen der Containeranlage dominiert wird. Aber es macht dennoch Spaß den Menschen zuzusehen, es ist ihr Leben, echtes kolumbianisches Leben. Ein paar Straßen weg von der Altstadt vibrieren die Gassen vom Handel – und gehandelt wird alles, Verzolltes und Unverzolltes. Zumindest darin scheinen sich alle Orte dieser Welt zu gleichen.
Abends lässt das warme Licht der schönen Straßenbeleuchtung die gepflasterten Gassen erstrahlen und es wird romantisch. Livemusik macht uns wieder deutlich wo wir sind und der Mojito schmeckt doppelt so gut. Es ist eine ausgelassene Stimmung. Ausländische Touristen sind auch hier eher spärlich gesät, es sind vor allem Kolumbianer, die hier Urlaub machen. So lässt es sich leben!
Tagsüber machen wir einen Ausflug nach Taganga, nur ein kurzes Stück über den Berg mit dem Bus. Es dröhnt unerbitterlich laute Musik aus den Boxen, auf das man kaum das eigene Wort versteht, der klapprige Bus windet sich die schmalen Gassen hinauf auf den Hügel, weiter in jeden Winkel des Ortes, nimmt jeden vom Straßenrand mit, der möchte oder liefert Fahrgäste ab. Ein Kommen und Gehen, alles fließt, laut aber gemächlich. Dieses staubige Felskap nordöstlich der Strandzunge von Santa Marta mündet in die hufeisenförmige, geschützte Bucht des Fischerdorfes Taganga. Fischabfälle, zerrissene Netze und Zivilisationsmüll sind auch hier nicht zu knapp und geben nicht unbedingt das Bild eines Traumstrandes für uns ab. Doch diese Travelleroase ist ein Mekka moderner Hippies geworden. In einer der unzähligen Bars oder Buden zu sitzen und sich das Treiben anzusehen, macht das Bild erst komplett. Einst war dies hier ein bedeutender spiritueller Ort der alten Tairona, heute ist es einer der wichtigsten (!) Backpacker-Orte Kolumbiens. Es besticht diese bunte Mischung aus Fischern, Schmugglern, Hippies und Touristen. Wir verbringen ein paar Stunden am Strand und Claudia hält zum ersten Mal ihre Füße ins Karibische Meer. Unaufhörlich weht starker Wind, bläst uns den Staub der Straßen in die Augen und wirbelt das Meer auf. Überall dort wo es Buden gibt, tummeln sich die Menschen und es ist übervoll. Dort wo keine Bars sind, dominieren die Fischer die Szenerie, sie und der Schmutz den sie hinterlassen. Auch das ist so, wie wir es von überallher kennen. Wir haben das Plastik in diese einst abgelegenen Winkel gebracht, jetzt fliegt es uns um die Ohren. Pandora ist längst schon geöffnet.
Das Leben hier ist unglaublich bunt und wer sich treiben lassen kann, ist hier
genau richtig angekommen.