Cartagena


"Perle der Karibik"

Wir erreichen wieder ganz einfach und diesmal auch praktisch mit Haus- zu Hauslieferung unser Hotel in Cartagena – und wir haben es gut ausgewählt. Diese fünftgrößte Metropole Kolumbiens bietet für jeden Geldbeutel etwas. Hier rauchten schon Staatsmänner ihre Zigarren bei internationalen Gipfeltreffen, hierher kommen die großen Kreuzfahrtsschiffe, um ihren Gästen die „Perle der Karibik“ zu präsentieren und hier sind auch wir gestrandet. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe darf einfach auf keiner Kolumbienreise fehlen. Wie schon erwähnt, wir haben die Eingewöhnungszeit an dieses Land schon längst hinter uns gelassen, sind schon voll angekommen und schwimmen mit jedem Tag synchroner mit diesem  Fluss mit – nur so gelingt es.

In den Altstadtgassen riecht es immer wieder mal ein bisschen nach Fäulnis und Schimmel, doch das gehört dazu, jedes Haus erzählt seine Geschichte, jeder Gassenname die seine. Mal waren es spanische Eroberer die sich in Damenkleidung in der Calle de damas versteckten, um sich ein Bild von der Stadt zu machen, mal war es Gabriel Garcia Màrquez der mit „die Liebe in den Zeiten der Cholera“ der Stadt ein literarisches Denkmal setzte.

Die Altstadt ist überaus reizvoll mit den bunten Häuserfasaden, den schönen Holzbalkonen und Eingangstoren, den gepflasterten Gassen und den bunten Menschen dazwischen. Die schmucken Pferdekutschen, die ihre Gäste durch die engen Gassen fahren, geben eigentlich ein nettes Bild ab. Nur manchmal, da mutet es nur noch skurril an. Nämlich dann, wenn wieder ein großer Kreuzer seine „Brut“ an Land gespült hat, die dann die Innenstadt für ein paar Stunden überflutet. Dann reiht sich Kutsche an Kutsche, alle dicht besetzt mit Passagieren, alle mit dem gleichen Pickerl auf der Brust versehen, damit die Uniformität nur ja keine Sekunde verlorengeht. Alle gemeinsam wenden den Blick nach links, dann wieder gemeinsam nach rechts usw. Völlig verrückt -  ist alles was uns dazu einfällt.

Die Stadt setzt voll auf Tourismus und mittlerweile ist ein echter Bauboom ausgebrochen. Rund um die Stadt entstehen luxuriöse Strandressorts und Apartmentanlagen, nationale wie ausländische Investoren haben ihre Zurückhaltung aufgegeben. Aber dennoch, wir sind nun den dritten Tag hier und entdecken mehr und mehr die charmanten Seiten dieser Stadt.

Noch nirgend anderswo haben wir diese Fülle an Früchten entdecken können, und ihre Farben und ihr Duft erfüllen die Straßen. Der Gaumen lächelt, wenn  die Süße der Maracuja auch ihre Säure im Mund verbreitet, Marquisas, saftige Mangos, Avocados, Ananas, Kumquats, aber auch Erdbeeren und Trauben und natürlich Gemüse jeglicher Art, gibt der Boden frei. Und wenn Christian wieder mal auf „Miesepeter“ tut, bekommt er den Saft der Guanavana – der „Sauersack“! Die Menschen lassen sich alle gerne fotografieren…. Außer vielleicht jener Elektriker, der gerade einen Motor reparierte, während Christian auf seinen Auslöser drückte. Und als dann  der Blitz auslöste, hat`s den armen Kerl fast aus den Schuhen gehoben und er riss mit angsterfüllten Augen die Arme in die Höhe bis er irgendwann erkannte, was geschehen ist. Dann erst konnte er mit seiner Umgebung mit lachen. Ein Besuch am Markt ist in jedem Fall ein Erlebnis für die Sinne.

Die Stadt hat eine  rundum begehbare Stadtmauer und gibt den Blick frei auf eine stürmische karibische See. Wir treffen hier einen Freund aus Wien, den wir im Vorjahr in Papua kennengelernt haben und nun hier wiedersehen. Er kam per Segelturn aus Panama, konnte jedoch nicht wie geplant in Cartagena anlanden, weil die See zu rau war. Etwas weiter westlich schien es dem Kapitän dann sicher genug und ein Bus brachte ihn in die Stadt. Ja, so ist es immer wieder schön, Freunde in der Fremde zu treffen.

Abends wird die Stadt dann heiß, sinnlich und romantisch. Die Frauen schminken sich in kräftigen Farben, stecken sich Blüten auf, jeder scheint das ausgelassene Feiern zu lieben. Die Menschen sind offen und auch freizügig, die Kleidung ist kess aber gleichzeitig gelassen locker, „ohne Gnade individuell“ wie Christian meint. Ungeachtet der leiblichen Fülle und Formen stecken Damen in hautengen Leggins und Minis mit kurzen Tops, unumstößliches Selbstvertrauen umgibt sie – ein Credo, das Mut macht. Uns gefällt`s  jedenfalls so gut, dass wir einen Tag angehängt haben. Leider hat uns ja Claudia heute verlassen, und Christian und ich, wir werden nun die letzten beiden Wochen wieder zu zweit dieses Land entdecken. Ein kurzer Moment der Sehnsucht nach zu Hause war für uns schon spürbar, als wir Claudia zum Taxi gebracht haben. Doch unser Alltag geht weiter, auf unserer Reise durch ein fremdes Land.