Weltuntergang
Man kann es nicht schönreden, nicht besser machen und auch nicht negieren – es ist Regenzeit . Und diese fällt dieses Jahr anscheinend deutlich heftiger aus als in den Jahren zuvor . Bis auf die Togean islands ( und auch hier hat es nahezu jeden Tag einmal geregnet ) schüttet es eigentlich ununterbrochen . Die Fotos im Blog lassen wohl auf gutes Wetter schließen , aber es muss einmal gesagt werden : Sie sind alle in den kurzen Regenpausen entstanden – ansonsten ist es grau in grau und der Regen kommt waagrecht . Manchmal ist es nicht nur Regen , sondern es ist regelrecht eine Wasserwand die in Wellen auf uns hereinbricht. Nicht nur optisch , auch akustisch klingt es direkt bedrohlich wenn sich tieffliegende Wolken schon über hunderte Meter zuvor als langsam ansteigendes Crescendo ankündigen um dann in einem wahrlichen Fortissimo ( eigentlich ist´s ein Rinforzando – hab´ich aber auch erst googeln müssen ….. ) über uns hereinzubrechen . Also , während ihr euch zu Hause über den Schnee beklagt sind wir hier pausenlos am Trockenlegen unserer Sachen , Ausrüstung etc. und versuchen Regenpausen zu nutzen um wenigstens einigermaßen trocken in eine Kneipe zu kommen oder um etwas zu organisieren . Dafür mussten gestern zum Beispiel 10 Minuten reichen , denn 23 Stunden und 50 Minuten hat es geschüttet – wie aus Kübeln . Alles ist muffig , Blätter in Büchern kleben mittlerweile aneinander , Schachteln von Medikamenten sind aufgeweicht , Kekse lappig wie ein feuchter Küchenschwamm . Die letzten 10 Tage auf Flores waren bisher überhaupt die Schlimmsten. Die Tage wechseln sich ab mit „normalen „ Regengüssen gefolgt von wahren Unwettern. Straßen sind unterspült , Flüsse sind reißende Sturzbäche und auch unser Fahrer murmelt immer wieder einmal : oh , oh , oh ….. wenn irgendwo der unbefestigte Hang die halbe Straße versperrt .
So denken wir – na – gehen wir doch mal in die Therme und fahren zu heißen Quellen . Ein Quelltopf mit heißem Wasser ergießt sich in einen daneben fließenden kühleren Fluss. Wir genießen das Ambiente für einige Zeit , wechseln vom heißen Quelltopf in den kühleren Fluss und zurück und stören uns vorerst einmal nicht am obligatorischen Gewitter. Als dieses stärker wird und wieder einmal wahre Sintfluten über uns hereinbrechen, haben wir schon Mühe unser Zeug sowie Fotoausrüstung trocken zu verstauen . Leider ist das Gefälle unter unserem Unterstand so ausgerichtet, dass schon bald der ganze Boden unter Wasser steht – einzige Abhilfe – Fotostativ aufgestellt und alles darangehängt . Bald jedoch trauen wir - wieder mal – unseren Augen nicht : Wo bis vor 5 Minuten noch das lustig dahin rinnende kühle Wässerchen war ist plötzlich ein reißender Strom der mit Urgewalt zu Tale donnert . Nicht auszudenken wenn wir noch im Flussbett gewesen wären …….
Ja , und so hoffen wir von Tag zu Tag, dass es besser wird , dass irgendwann einmal etwas wirklich trocken wird , dass das ewig diesige, dunstige Wetter einmal blauem Himmel weichen möge und begeben uns auf Flores weiter westlich an die Küste ….
Der Regen lässt etwas nach und Christian und ich fassen einen im Nachhinein fragwürdigen Entschluss: Wir gehen 3 Tage auf ein Tauchboot! Schon der Beginn gestaltet sich mühsam, und wir hätten es schon zu diesem Zeitpunkt besser wissen müssen. Geplant waren 8 Taucher am Boot, als es am Vorabend unserer Abreise dann allerdings ums Zahlen geht sind es plötzlich 11 Leute. Da heißt es dann nur noch „take it oder leave it“ – wir entscheiden uns für Ersteres. Die Tauchgebiete vor Flores liegen ziemlich weit draußen, mind. 2 ½ Std. von der Küste entfernt. Also genügend Zeit, als dass sich der Wettergott wieder für Regen entscheiden kann – und er tut es. Wir sind also noch nicht mal an unserem ersten Ziel angekommen und schon pitschenass. Ist eh schon wurscht. Also rein in den Neopren und abtauchen. Mein Versuch endet bei knapp 10 m, da meine langsam beginnende Verkühlung eine größere Tiefe nicht zulässt. Zu sehr schmerzt es in der Stirnhöhle. Also sehe ich halt von etwas weiter oben runter wie die anderen unter mir dahintümpeln. Ist leider nur der halbe Spaß. Aufgrund des schlechten Wetters ist die Sicht nur mäßig, und dazu kommt noch eine deutlich niedrigere Wassertemperatur, als wir dies gewohnt waren. Ich halte infolge ja an Deck die Stellung, zähle die Regentropfen und warte bis Christian und die anderen wieder auftauchen. Trotz doppelter Anzüge kommen alle ausnahmslos „bibbernd“ und fröstelnd nach oben. Und bei 3-4 Tauchgänge am Tag birgt das schon ein ziemliches Fröstelpotential bis zum Abend. Ja, und der ist dann auch nicht wirklich entspannend. Es gibt an Deck keinen Fleck mehr, der nicht nass wäre, keinen Sitzpolster, der nicht klebt, kein Handtuch, das einen noch trocknen könnte. Einziger Ort, der vom Regen einigermaßen verschont bleibt, sind die drei winzigen Kojen unter Deck – dafür stinkt`s dort bedrohlich nach Diesel. Gegen Abend wir das Wetter noch schlechter, eine riesige dunkle Wand baut sich in unmittelbarer Nähe vor uns auf. Wir erfahren über Telefon, dass sich irgendwo im Norden Australiens ein riesiger Zyklon aufbaut der seine Ausläufer nach Indonesien schickt. Und im Norden des Inselstaates, über Sulawesi, herrschen große Unwetter – und wir sind irgendwo in der Mitte. Christian wird bei einem kurzen Check des Bootes ganz bange – kein Saftyequipement, kein Kompass, von GPS oder Rettungsinsel ganz zu schweigen - kein Nichts . Die Nacht ist alles andere als erholsam und ruhig.
Am nächsten Tag, das Wetter ist noch nicht besser und v.a. nicht absehbar, steht für uns fest, wir wollen wieder zurück – so hat das alles keinen Sinn und ist auch zu gefährlich. Die anderen Taucher sind sich noch unschlüssig – v.a. aber sind sie tauchgeil und möchten nicht auf die schon bezahlten Tauchgänge verzichten. Wir lassen es mal darauf ankommen und stellen Sicherheit und Wohlempfinden in den Vordergrund.
Bevor uns ein Boot abholt, gibt es noch einen Tauchgang: Manta-Point! Wow, kann ich nur sagen. Ich kann ja alles nur als Schnorchler von der Oberfläche aus beobachten, aber auch das ist schon sehr beeindruckend. Ca. 10 m unter mir liegen 5 Taucher flach am Boden, versuchen nur sanft durch ihren Regulator zu plubbern, und dann nähert sich eine riesige schwarze Fläche. Unglaublich majestätisch fliegt der Manta mit einer Spannweite von 4 – 5 m durchs Wasser. Nur eine Armlänge von Christian entfernt, nähert er sich neugierig den Bubbles bevor er kurz davor einen Haken schlägt und seine Runde wiederholt. Schon von oben war das echt super und von unten natürlich noch besser, wenn man dem ca. 80 cm breiten Maul gegenüber liegt.
Ja, das war schon was – zugegeben! Sonst aber war`s ein Flopp – kalt, nass und teuer.
Genießt den Schnee und den warmen Kachelofen zu Hause – manchmal würden wir uns das jetzt auch schon wünschen .
Das musste jetzt mal gesagt werden ……..