Letzte Eindrücke
In den nun drei Wochen Bali haben wir fast jeden Winkel dieser Insel erforscht. Das Wetter ist mittlerweile wieder auf unserer Seite und es sind nur kurze Regenschauer, die den einen oder anderen Sonnentag unterbrechen. Und auch das Fotografenherz schlägt wieder schneller – wenngleich die Skepsis ob der vielen Enttäuschungen geblieben ist.
Man kann es ruhig so sagen, Bali ist ein Urlaubsparadies. Ganz bestimmt nicht für den Badetouristen, die Strände sind nur ein ganz müder Abklatsch dessen, was Indonesien sonst zu bieten hat. Daher haben wir sie auch ausgelassen. Aber das Landesinnere ist ohne Zweifel einen längeren Aufenthalt wert. Das dörfliche Leben, die Hingabe der Menschen beim Feiern und Vorbereiten ihrer Zeremonien, die Häuser, die fast alle ein bisschen wie Tempel aussehen, all das beeindruckt jeden Tag aufs Neue, wenn man diese Insel durchstreift. Einziger Wehrmutstropfen dabei ist der Verkehr in manchen Gegenden. Die Anzahl der LKWs auf den Straßen übersteigt das zuträgliche Maß. Dem Kollaps nahe steht schon öfter mal alles still, wenn an einer Engstelle aus allen Richtungen schwer beladene Trucks auf Mopeds, Touristenbusse und Fußvolk stoßen. Die Balinesen tragen es offensichtlich mit Fassung – wir nicht immer.
Wir haben eine Ecke entdeckt, die sich erst ganz langsam dem Tourismus öffnet. Sidemen, im Osten der Insel, in einem sanften Tal, umgeben von Reisfeldern und aus der Ferne beschützt vom heiligen Berg Gunung Agung. Unbeschreiblich schön, wenn morgens und abends die Landschaft in ihr zauberhaftes Licht taucht. Von unserem wirklich schönen Domizil, der Terrasse im 1. Stock oder von unserem Privatpool – weil sonst einfach niemand da war (!) – genossen wir diesen Ausblick immer wieder.
Unsere letzte Station Ubud hat sich zwar sehr gewandelt, seit Christian das letzte Mal hier war, aber man muss sich eben arrangieren. Wir tun dies, indem wir etwas außerhalb sehr schön und ruhig wohnen. Unser Suzuki-Bolide ist uns ja immer noch ein treuer Begleiter, Christian hat ihn schon richtig liebgewonnen, und bringt uns tapfer an die wirklich charmanten Plätze dieser Gegend. Was als Filmkulisse für „Eat, pray, love“ gereicht hat, beeindruckt auch uns immer wieder aufs Neue. Ich habe kein anderes asiatisches Land kennen gelernt, dass sich in Summe so charmant präsentiert wie Bali. Der Duft von Räucherstäbchen und das Kling-Klog der unterschiedlichen Zeremonieninstrumente begleiten einen auf Schritt und Tritt und tragen einen durch diese zauberhafte Landschaft. Wir haben unseren Abschluss also gut gewählt – ein würdiges Ziel nach so vielen Wochen des Reisens.
Die allerletzten beiden Tage verbringen wir nochmal in Singapore, in der Hoffnung auf besseres Wetter als bei unserem Beginn. Und tatsächlich, wir bleiben trocken! Eine architektonisch zweifelsohne faszinierende Stadt, ansonsten schweißtreibend und auch ein bisschen anstrengend, so wie jede Millionenstadt. Die Tatsache, dass wir bei Freunden übernachten durften, hat allerdings alles deutlich angenehmer gestaltet. Danke an Doris und Volker!
Es gab aber auch Zeiten, da wünschte ich mich nach Hause, es gab Momente, da war Christian kurz davor, einen vorzeitigen Rückflug zu buchen, es gab Momente, in denen wir Vieles in Frage gestellt haben. Es war zweifellos unsere „schwierigste“ Reise. Doch es gab unzählige Momente, die uns staunen ließen und die uns für die vorangegangenen Mühen entschädigten, die zweifelsohne auch wieder Lust auf Neues machten. Doch was ist es überhaupt, das so eine Reise schwierig macht?
Jeder von uns hat so seine eigenen Stolpersteine, an denen man sich prompt stößt, obwohl man weiß, wo sie liegen. Reisen, so lange fern der gewohnten Annehmlichkeiten, fern aller Refugien zu Hause, die einem Abstand ermöglichen könnten, fern aller anderen gewohnten und vertrauten Ablenkungen, befinden wir uns hier in einer ganz besonderen Situation. Immer muss man sich unmittelbar jedem und allem stellen, es gibt kein richtiges Entkommen. Schüttet es zu Hause tagelang, kann man sich die Sauna einschalten oder auf Heimkino machen. Braucht man ein bisschen Abstand vom anderen, geht man einfach eigene Wege …. nicht hier! So haben wir manchesmal also ein wenig „geknabbert“ – an den Umständen und auch an unserem Unvermögen sie besser handzuhaben. Man kennt einander gut und lernt sich dennoch immer noch ein Stück besser kennen – einander und sich selbst. So ist man auf so einer Reise zwar dem Alltag sehr fern, sich selbst aber vielleicht ein Stück näher. Das ist es wohl, was so eine Reise schwierig macht.
So werden wir wohl für die Zukunft einiges überdenken, doch ganz bestimmt wird das Reisen weiterhin bestimmender Teil unseres Lebenstraumes bleiben.