Gedanken zum Paradies
Wir waren nun 11 Tage auf Kadidiri, jener kleinen Insel inmitten der Togean-Islands – drei Miniresorts, drei Mahlzeiten am Tag, eine traumhafte Unterwasserwelt, hin und wieder ein kurzer, aber heftiger , Schauer, ansonsten herrliches Wetter, ja und sonst eigentlich nichts. Ein Tag gleicht dem anderen, die Abläufe sind fast immer dieselben, alles geht seinen gewohnten Lauf, und diese gleichförmige Ruhe tut gut. Wenn alles fast immer gleich ist, werden die kleinsten Veränderungen zur Sensation – ein besonders gutes Essen, der Gekko an der Wand, ein neuer Gast auf der Insel, ein anregendes Gespräch, ein gemeinsames Spiel am Abend, die Entdeckung eines unliebsamen kriechenden oder krabbelnden Zimmergastes…. Man könnte das Leben hier einen konstruktiven Reduktionsprozess nennen. Keine Auswahl aus der sonst ständig präsenten Fülle zu haben, erspart einem die Wahl. Dieser Kampf ist gewonnen, bevor die Schlacht überhaupt begonnen hat – das gibt unglaublich Kraft. Schließlich ist dies eine Erfahrung, die uns unser tägliches Leben zu Hause erst gar nicht ermöglicht, immer stehen uns unzählige Möglichkeiten zur Verfügung und wir müssen eine davon auswählen. Das Leben ist unglaublich einfach hier, und dabei ist es noch abwechslungsreicher und vor allem komfortabler als jenes der meisten Inselbewohner.
Jeder, der das Meer liebt, wird mir auch darin recht geben, dass man immer wieder Stunden davor sitzen kann um hinauszusehen. Der Blick folgt den sanften Wellen, gleitet dem Horizont entlang, Gedanken fließen einfach durch einen hindurch – sich dagegen zu wehren ist gar nicht erst möglich. Langeweile? Vielleicht würde sie irgendwann kommen, wahrscheinlich sogar. Ich bin wohl doch nicht soooo entspannt, dass ich hier dann 3 Monate verbringen möchte, wie Hans zum Beispiel. Aber das muss ich ja auch gar nicht. Ich genieße diese 11 wunderbaren Tage in diesem herrlichen kleinen Paradies. Ja, ich denke, so ist es wohl – wir haben wieder ein kleines „Wonderland“ gefunden, ein ganz besonderes Refugium für die Seele und das Herz. Sehr gut möglich, dass es uns irgendwann wieder einmal magisch anziehen könnte – um im Gleichklang der Wellen auch die inneren Wogen zu glätten.