Am Trans - Flores Highway

Flores – wir entdecken mehr und mehr von dieser Insel am südlichen Archipel dieses endlos riesig erscheinenden Inselstaates. Mit 14.000 bis 18.000 Inseln, so ganz sicher sind sich die unterschiedlichen Reiseführer hier nicht, hat man schon wirklich große Auswahl. Schon der Name Flores läd ja zum Verweilen ein. Stärker als der vermutete Blütenzauber überrascht die Insel aber mit einer Vielzahl von Vulkanen, verbunden durch dichtesten Dschungel, durchzogen nur von wenigen Straßen, mit der wohl höchsten Frequenz aufeinanderfolgender Rechts- und Linkskurven, die wir je erlebt haben. Das heißt demnach auch, daß Fahrgefühl und Kurvendynamik gefragt sind. Bis vor kurzem war der Trans Flores Highway noch eine berüchtigte Strecke , heutzutage ist es etwas besser und beträchtliche Teile davon sind asphaltiert oder das was man hier Asphalt nennt , gleichzeitig beginnt er sich aber auch schon wieder aufzulösen und wird durch die ständigen heftigen Regengüsse wegerodiert.  Unser Fahrer Bobby ist ein wirklich Lieber – aber dabei bleibt es dann auch. Wirklich heimatkundig ist er nicht, sein Englisch beschränkt sich auf vereinzelte Worte, aber sein Gemüt scheint unbezwingbar. Ja, und fahren kann er eigentlich auch nicht, unser lieber Bobby. Wenn´s etwas bergauf geht würgt er den Diesel im 3. Gang jedesmal bis auf 10 km/h hinunter, bis es  unterm Hintern dermaßen vibriert, dass es kaum auszuhalten ist. Danach, kurz vorm Abwürgen kommt die Erlösung, Bobby schaltet auf die Zweite, um dann unter Verlust jeglichen Schwunges auch die Zweite fast abzuwürgen,bevor es so weit ist schnell gekuppelt , stehenbleiben , die Erste rein und  wieder gaaaaaaanz langsam  beschleunigen. So geht es Kurve um Kurve , Steigung um Steigung . Man hört dann nur noch Kurt`s oder Christian`s Raunen im Auto, was Bobby aber überhaupt nicht stört. Nun gut, alles dauert endlos, wir sind etwas entnervt, dafür wuselts unterm Popo, aber wir kommen immer an.

 

Je weiter wir  auf Flores westwärts fahren,  bestechen die Dörfer auf den ersten Blick durch eine Besonderheit: sie wirken sauber und ordentlich! Das ist nicht üblich in Asien und umso mehr ist man überrascht.  Wege und Straßen sind nicht von Plastikmüll gesäumt und  die kleinen Ortschaften haben eine uns bekannte Struktur mit Zufahrtsweg und  Zäunen sowie kleinen Vorgärten. Dazwischen natürlich unausweichlich die Minitankstellen mit Flaschenbenzin, Kleinstgeschäfte im „Klohäuslformat“, Straßenküchen und unzählige spielende Kinder. Die Menschen sind allerorts freundlich -  kaum aus dem Auto ausgestiegen empfängt uns ein „Hallo Mister“ oder ein „what`s your name“…. Wir kommen uns eigentlich überall sehr willkommen vor. Gut auch, dass derzeit nur sehr wenige Touristen im Land sind -  wie anders wird dies wohl im Sommer sein, wenn Neckermann & Co die Inseln bevölkern. So hat die Regenzeit eben auch ihr Gutes!

 

Wir besuchen auch einige sehr traditionelle Dörfer, die der Nghan. Eine Bevölkerungsgruppe, die noch sehr mit ihren Traditionen verwurzelt ist. Man darf nicht glauben, dass die Moderne hier überhaupt nicht Einzug hält, da müsste man sich schon viel weiter irgendwo in abgelegene Dschungelenklaven begeben. Nein, auch hier gibt es Strom, Handy und sehr oft TV. Aber dennoch, die alten Bräuche werden nachwievor gepflegt und die Grundstruktur ihrer Häuser ist wie einst und je. Fast alles wird aus Bambus gebaut, die richtig dicken Stämme für das Fundament und die tragenden Säulen, die dünneren halbierten Rohre für Boden, Dächer und Wände. Nur der Teil für die Küche ist oft betoniert. Dort auf blankem Boden beherrscht die Feuerstelle als einziges Interieur den Raum. Vielleicht noch eine spärliche Bambusbank und ein niedriger Holzschemel, das war`s dann. Diese Häuser sind in einem Vierkant rund um einen Zeremonienplatz angelegt. Dort befinden sich die spirituellen Bauten, symbolisch für das Männliche und Weibliche, die ihre rituelle Verwendung bei allen Feierlichkeiten finden. Und gefeiert wird gerne, oft und kostspielig – nämlich auch hier mit Spenden bestehend aus Rindern, Schweinen und sonstigem Getier. Ja, man darf es nicht verschweigen, das süße kleine Hunderl, das so drollig auf dem Zeremonienplatz mit seinen vierbeinigen Gefährten spielt, landet auch irgendwann in der Pfanne. Seither sehen wir mit Schrecken auf  all die „Braten“ und „chop suey“, die uns auf den Straßen entgegenlaufen. Aber auch das ist gelebte Tradition.

Gesellschaftlich dominiert hier eigentlich das Matriarchat – aber so wie halt oft, … nur „eigentlich“. Das heißt, das ererbte Vermögen gehört zwar den Töchtern, wenn es in der Familie aber etwas zu besprechen und bestimmen gilt, haben die Männer das Sagen, und sei`s auch nur der Onkel. Frauen dürfen dabei nicht einmal anwesend sein!

 

Mir schaudert, und ich suche Entspannung im Bambuswald ringsum …. Der ist nämlich konkurrenzlos großartig und sehenswert. Ein schnell nachwachsendes Baumaterial hervorragender Güte für diesen Breitengrad, universell einsetzbar und absolut faszinierend. Überhaupt besticht die Pflanzenwelt durch ihre Größe und Dichtheit. Riesige Bananenblätter dienen den Menschen nicht selten als Regenschirm.

 

Ich denke, wir könnten  es hier sogar noch etwas länger aushalten, wäre da nicht der unausweichlich wiederkehrende tägliche Schüttregen – wie die Motten am Licht kleben die Wolken an den Hängen der Vulkane ringsum und ergießen sich tagein tagaus. Mal abgesehen davon sehen wir nämlich all  unsere dringendsten Bedürfnisse derzeit absolut ausreichend befriedigt.  Wir wohnen seit drei Tagen in einem netten, sauberen guesthouse in einer Kleinstadt auf 1200 m Höhe, von Henk und Marie aus Holland geführt, schlafen in sauberen richtig kuscheligen Betten, bekommen jeden Tag frische Handtücher, Nachmittagskaffee und das beste Frühstück seit Beginn unserer Reise mit homemade bread, Früchten und Omlet. Das ist für Asien wirklich viel und man gibt es nur ungern auf! Doch es zieht uns zurück an die Küste, wo hoffentlich wieder besseres Wetter auf uns wartet. Andernfalls können wir für das „nicht Schimmeln“ bald nicht mehr garantieren.