Ein fremdes Inselreich
Raja Ampat - ein Naturparadies über und ein Paradies unter Wasser. Eine Vielzahl schroffer Kalksteinfelsen ragen aus
dem Wasser umrahmt von undurchdringlichem Mangrovendschungel. Ein Labyrinth das ohne genaue Ortskenntnisse nicht durchquert werden kann, zumindest nicht wenn man sicher sein Ziel finden möchte. Die Gezeiten sowie Monsunstürme haben die Felsen ausgehöhlt und unterspült sodass zuweilen filigrane und abenteuerliche Steinformationen in den Himmel ragen . Trotz aller Abgeschiedenheit begegnen uns immer wieder kleine Ansiedlungen , ja sogar Dörfer die hier in dieser
Einsamkeit ihr Auskommen suchen. Vielleicht auch deshalb wird man hier als Fremder immer wieder um einen " Solidaritätsbeitrag " gebeten. In jedem Dorf dessen Umgebung man erkundet muss man sich erst einmal anmelden und
Gastgeschenke in Form von Reis , Nudeln aber auch Bargeld mitbringen. Die Menschen sehen es hier als normal an dass der reiche " Farang " bezahlt wenn er die Schönheiten der Natur , die im Verständnis der Papua ihnen gehören , genießen möchte. Und jeder Farang muss reich sein , alleine die Tatsache dass er hier ist drückt dies schon aus. Vielleicht auch deswegen ist
alles hier unverhältnismäßig teuer.
Als Taucher ist man extrem von externen Einflüssen abhängig – schönes Wetter, wenig Plankton, moderate Strömungen uvm haben Einfluss auf eine gute Sicht unter Wasser und machen Tauchgänge erst zum wahren Erlebnis. Bevor wir hierher kamen spielte das Wetter einige Kapriolen und hinterließ tlw. Müll und v.a. Unmengen von Plankton in dieser Region. Letzteres sichert einem zwar großen Fischreichtum, wenn man ihn im grünlich dunklen Wasser aber nicht recht erspähen kann, ist die Freude nur halb so groß. Wir haben aber noch einige Tage vor uns, in denen sich die Sicht verbessern könnte.
Nichts desto trotz hatten wir beim Schnorcheln großes Glück gleich 12 Mantas am Stück zu sehen. Nein, das wäre zu banal, wir sind mit ihnen durch`s Wasser geflogen!!!!! Wir wussten vorher nicht, dass diese Riesen so weit an die Oberfläche kommen. Jedoch sie tun es. Genau dort wo am Meeresgrund ihre „cleaning station“ ist, wo kleine Putzerfische sie von Parasiten reinigen, da fliegen sie dann förmlich an die Wasseroberfläche und ziehen ihre Kreise.
Und wir mit ihnen – wirklich grandios. Das hätten wir mit Tauchflaschen nicht besser erleben können. Ganz allgemein können auch wir jetzt schon sagen, dass die Biodiversität in diesen Gewässern enorm ist. Viele Fischschwärme, mit großen oder auch kleinen Artgenossen, begleiten unsere Tauch- und Schnorchelgänge. Das Leben als Tourist auf diesen Inseln gestaltet sich nicht ganz so einfach – eher so nach der Devise „pay more and get less“. Wir wussten das auch schon vorher, dennoch freut es einen nicht immer. So groß die Vielfalt unter Wasser ist, so eintönig ist das, was auf unseren Tellern landet. Und mit
jedem weiteren Tag im selben Homestay steigt diese Diskrepanz exponential, bis dann irgendwann nur noch Plain rice und Nudeln ohne Soße am Tisch stehen. Da es keine externen Lokale und auch keine Geschäfte gibt, wird einem die Entscheidung für einen Standortwechsel dann schnell ganz leicht gemacht. Wir nehmen es hin, wissend dass es im restlichen Teil von Indonesien wieder besser wird. Die Menschen hier sind angenehm freundlich, haben jedoch die stoische „Inselgelassenheit“ des Durchschnittsasiaten noch zur Perfektion stilisiert. Getan wird nur das Allernotwendigste und auch das nur so lange, bis das Einkommen für den nächsten Tag gesichert ist. Nachhaltiges oder vorausschauendes Denken ist den Papuas fremd. Dass hier wiederum der Durchschnittsmitteleuropäer manchmal an seine Grenzen stößt, ist glaube ich verständlich. Wären wir ihrer Sprache mächtig, könnten wir sie vielleicht ein bisschen besser verstehen, oder wahrscheinlich auch dann nicht. So kann es eben sein, dass alles ausgeht: das Essen und der Diesel weil man beides nicht rechtzeitig besorgt hat, oder der Bootsmotor hat vollends seine Funktionalität verloren, da er nie gewartet und Geld für einen neuen nicht gespart wurde. Das
ist auch Papua. Und weil uns alles doch recht schwierig erscheint, haben wir beschlossen, nicht weiter ins Landesinnere vorzudringen, zumal uns dann noch zusätzlich die Regenzeit, die uns bislang mehr als freundlich begegnet ist, zu schaffen machen könnte. Und das Wohlbefinden hier in diesem Land wird von einem äußerst fragilen Gleichgewicht bestimmt! So lauschen wir lieber weiter den unzähligen fremden Vogelstimmen und genießen noch für einige Tage die Ruhe und
eine wahrlich überbordende Natur hier an den Stränden der Inseln.