Good bye and see you again

Danke Elke und Christian! Danke, dass ihr mir das Vertrauen geschenkt habt, mich "Greenhorn" überhaupt mitzunehmen. Diese Erfahrungen, buchstäblich gemacht mit all meinen Sinnen, darf ich nun selbst mein Eigen nennen. Wir (vorwiegend meine beiden Freunde) haben in den einzelnen Blogs versucht, Vieles davon zu beschreiben und mit tollen Fotos zu dokumentieren, um euch daran teilhaben zu lassen. Was mich selbst betrifft, brauche ich sicher noch einige Zeit um all meine Eindrücke zu ordnen, zu verdauen und meine ganz persönlichen Erkenntnisse daraus ziehen zu können. "Indien hardcore", so hat es Christian mal formuliert, hat mich mehrmals ganz schön gefordert.

 

Delhi, die Stadt mit 17 Mio. Einwohnern, 3043 km durch Rajasthan und Kerala's Strände im Südwesten Indiens waren die Ziele.

Autobahnen und heilige Kühe, die Ärmsten der Armen und Taj Mahal, Dreck, Ratten, Kakerlaken und 7-Sterne Hotels, Studenten und bettelnde nie gewaschene Kindergesichter, Klimaanlagen und getrocknete Kamelfladen als Heizmaterial, Vertreter der höchsten Kaste und unmenschlichste Arbeitsbedingungen, Hindus, Moslems und Christen, Bürokratie und Wineshops, Touristenstrände und Fischerdörfer die im Müll untergehen .... musste und durfte ich sehen.

Die herzliche Freundlichkeit der Menschen, das friedliche Nebeneinander der Religionen und die Akzeptanz und Rücksicht den Anderen und Andersartigen gegenüber, bewundere ich zutiefst. Ich werde keine Initiative gegen Bettler in der Herrengasse unterstützen, werde nicht gegen das Tragen von Schleiern in Österreich protestieren. Ich werde weiterhin ein saftiges Steak essen und mit einem guten Glas Rotwein den Abend genießen. Ich durfte in Indien viel Toleranz erleben und erlernen. Good bye India and see you again!

 

 

 

 

Ob mir Indien gefallen hat? Ob ich es als Reiseland empfehlen kann ? Ob ich wieder hierher möchte? Fragen, die sich so einfach nicht beantworten lassen – nicht wenn es sich um ein so widersprüchliches Land wie Indien handelt, die Extreme sind einfach zu groß. Doch ja, auf jeden Fall, ich mag dieses Indien. Manches habe ich bestimmt zum letzten Mal besucht – den Süden zum Beispiel – Manches kann ich sehr empfehlen und vieles habe ich noch gar nicht gesehen – Indien ist einfach riesig und sicher nicht für jedermann!

 

Eines muss einem klar sein, Indien entwickelt sich – und das mancherorts viel zu rasant, als dass sich aus diesen Veränderungen irgendein Plan erkennen ließe. Diese demnach chaotischen und auch hässlichen Zustände wirken abstoßend, entbehren jeglichem Charme. Aber da bin ich wieder an jenem Punkt, an den mich noch keine Reise vorbeigehen hat lassen. Was erwarte ich mir von einem fremden Land, von einer Reise ins mir Unbekannte? Ich denke oft darüber nach, habe vielleicht eine Erklärung für mich gefunden. Es ist das Andersartige, das mich reizt, das was ich zu Hause nicht finden kann. Ich sehe mich als kleine „Weltensammlerin“ – auf jeder Reise entdecke ich ein Stück einer mir bislang fremden Welt, und jedes dieser Fundstücke macht meine Vorstellung von der Welt als Ganzes ein Stück größer, verwaschene Konturen bekommen mehr und mehr Struktur. Und so ist nicht jedes dieser Fundstücke hübsch anzusehen, nicht jedes ist ein Schmuckstück, doch es macht diese Sammlung bunt und vor allem echt. So entspricht es auch nicht meiner Erwartung, dass immer jedes Erlebnis mit einem Sahnehäubchen versehen sein muss, das wäre ganz und gar nicht real. In meiner Weltensammlung besticht die Vielfalt.

 

Und so wie jeder echte Sammler, muss auch ich Prioritäten setzen, man sammelt nicht Briefmarken und gleichzeitig Porzellanschälchen, man entscheidet sich. Und ich hab für mich beschlossen, das zu suchen und zu sammeln, was die Länder dieser Erde mal waren und zum Teil eben gerade noch sind. Es gefällt mir nicht zu sehen, wie alles überall gleicher und gleicher wird. Schon heute vergeht einem die Freude daran, landestypische Kleinigkeiten von der Märkten mit nach Hause zu nehmen, wissend, dass beim nächsten Weihnachtsbazar am Färberplatz ganz bestimmt auch ein Stand damit bestückt sein wird.  Also ist es vielleicht besser Eindrücke zu sammeln, die eben noch einigermaßen authentisch sind. Entwicklung muss sein, ganz klar, und auch anderen Nationen steht es zu, diesem Luxus nachzueifern, in dem wir schon lange leben können. Aber wenn ich schon die Möglichkeit habe, dennoch einen Blick in diese Welt zu werfen, die bald Geschichte sein wird, dann mach ich dies abseits diesem unaufhaltsamen Strom der Moderne. Es ist wohl eine gewisse Sentimentalität, zu erleben und dann in Gedanken festzuhalten, was bald nicht mehr so sein wird. Und so nehme ich mir auch aus Indien Vieles mit, was meiner „Weltensammlung“  eine neue Dimension verleiht – an Bildern in meinem Kopf und an Gefühlen in meinem Herzen. – „incredible india“.