Jodhpur - die heilige Stadt und der Tempel in den Bergen

Wir erreichen Jodhpur, die "Blaue Stadt", am Ostrand der Wüste Thar. Dem Anstrich der Häuser wurde Indigo beigemischt, als Schutz gegen Insekten und auch als Sonnenschutz im Sommer. Wir merken noch nichts von der Hitze die in den Sommermonaten die Stadt lahmlegt, ja manchmal flüchten wir sogar aus dem Schatten in die wärmende Sonne, doch wie unerträglich muss es hier dennoch bei 40 Grad im Schatten sein. Im Licht der untergehenden Sonne erstrahlt Jodhpur dann in wirklich märchenhaftem Glanz. Im Labyrinth der Altstadt könnte man sich leicht verlieren, auch abgelenkt von den intensiven Gerüchen der vielen Gewürzmärkte - vor allem Safran ist hier begehrte Handelsware. Und jeder versucht uns weiszumachen, dass eben sein Produkt das wahre und einzig echte sei. Man bekommt schon langsam richtig Lust aufs Kochen, bei all den spannenden Ingredienzien, die es hier zu kaufen gibt.

 

Hoch über Stadt wacht die beeindruckende Festung Mehrangarh - ein mächtiges Fort, das uns zumindest eine Vorstellung davon vermittelt, dass Rajasthan untrennbar mit Krieg, Reichtum und Macht verbunden war. Schon der Aufstieg von der Altstadt zum Fort, dann durch die sieben mächtigen Verteidigungstore ist beeindruckend und hat früher seinen angsterfüllenden Zweck ganz bestimmt erreicht. Wir wandeln mit unserem Audio-guide durch den Perlenpalst, den Palst der Königin, den Blumenpalst, durch alle möglichen Empfangs- und Nebenräume und dabei wird uns der extravagante Lebensstil der Maharadschas mehr als deutlich. Uns scheint, als hätten diese Herrscher noch mehr als jene in unseren Landen in Protz und Prunk gelebt. Die Männer immer strikt getrennt von ihren Frauen - zwei Welten, fest verwurzelt in uralten Traditionen. Erst 1843 gab es hier die letzte Massen-sati, die Selbstverbrennung von Frauen eines verstorbenen Maharadschas.

 

Steht man oben am Fort bestimmt am Horizont die kolossale Silhouette des Bhawan-Palastes das Stadtbild. Der gegenwärtige Maharadscha bewohnt ein Drittel dieses Palaste und der Rest des Anwesens wurde an ein Luxushotel und ein Museum übertragen. Also auch heute versteht es diese oberste aller Kasten in Indien ganz vorzüglich und luxuriös zu leben.

 

Indien hat heute ein Mehrparteiensystem und demokratische Wahlen, aber erst unter Nehru (1947-1964) gelang es, die 562 Fürstenterritorien der Maharadschas in die Föderative Union Indiens einzugliedern. Und eben diese Nachkommen einstiger Territorialherrscher haben auch heute noch gewaltigen Einfluss in Politik und Wirtschaft. Durch den wirtschaftlichen Aufstieg Indiens im neuen Jahrtausend entwickelte sich auch eine neue reiche Mittelschicht, die jedoch die Kluft zu ärmeren Schichten, und die machen ja den Löwenanteil in der Bevölkerung aus, noch größer werden ließ. Das Land wird immer wieder gebeutelt von Korruptionsskandalen, und so bleiben die Verbesserungen für die Ärmsten der Armen trotz hoher Wirtschaftswachstumsraten meist aus. 

 

Nach Jodhpur verlassen wir die trockene und karge Gegend und kommen in das bewaldete Tal tief in den Aravallis-Bergen (doch eher Hügeln, würden wir sagen). Auf jeden Fall wird es grüner und das Farbspektrum erinnert ein wenig an zu Hause. Die Straße dorthin ist allerdings schrecklich. Ein Schlagloch folgt dem nächsten, eine Querrille jagt die andere und es beutelt uns 5 Stunden ganz gewaltig durch. Doch unser Ziel entschädigt uns sehr. Indiens größter Jain-Tempel, ganz aus weißem Marmor steht prächtig im Nachmittagslicht vor uns. Auf einer Plattform 72 x 72 m, 20 x 72 Säulen, 72 Schreine.... alles ganz wunderbar feinst gehauener Marmor. 72 war das Alter, in dem der Begründer des Jaininsmus das Nirvana erreichte. Vier von fünf Indern sind Hindus, danach stellen die Moslems die größte religiöse Gruppe und dann eben wenige Buddhisten und Jains. Und dieser monumentale Marmortempel, Zeichen einstiger Bedeutung der Jains, hat und sehr beeindruckt.

 

Unser Quartier für diese Nacht liegt ganz untypisch richtig im Grünen und gibt wirklich Gelegenheit zur Entspannung. Ich bin ein wenig schaumgebremst, da mein Schnupfen mich ziemlich in Beschlag genommen hat. Daher lasse ich die beiden Männer nach dem Abendessen alleine und ziehe mich in "meine Gemächer" zurück. Morgens erfahre ich dann von den Ereignissen des Vorabends ... es war anscheinend jeder voll in "seinem Element":

 

Konversation mit zwei Swiss girls:

 

K: Hi , where do you go? Would you like to join us for a drink?

 .... die Mädls zieren sich offensichtlich, was Chr. sofort als klare Vergeudung von Ressourcen erkennt ....

Chr: Kurt , .....don`t waste our rum....

K: Hej, come on... join us! - die Girls zieren sich weiter .....

Chr again : KURT!!!! DON´T WASTE OUR RUM !!!!!!!!!!!!!!!

Swiss girls : Good night!

 

Tja, ich hab mich ausgeschlafen, jedem das Seine, mir den Schönheitsschlaf.....