Vom Iskanderkul

 

nach Duschanbe

 

Am nächsten Tag geht es mir wieder gut – Darm und Kopf sind wieder OK. Wir rumpeln also wieder die Piste hinunter bis zur Hauptstraße – aber nur ein kurzes Stück – und dann geht es ins nächste Tal zum Iskanderkul. Dazwischen gibt es noch einen Einkaufsstop in Aini und einen sehr netten Tratsch mit ein paar Jungs. Ich mag diese Einkaufsbummel, die beste Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Ob nun tatsächlich mit einem Gespräch oder auch nur durch ein paar gegenseitige Gesten. Es ist Kontaktaufnahme und gibt mir ein vages Gefühl von diesem Land und seinen Menschen. Wie immer, werden wir auch hier willkommen geheißen und man hilft uns beim Suchen all jener Dinge, die wir eben so erwerben möchten. Die beiden Jungs, die uns dabei tatkräftig unterstützen, sprechen perfektes Englisch – weil ihre Eltern ihnen einen Privatlehrer dafür zur Verfügung stellen! Aufdringlich oder gar unangenehm ist hier niemand – ganz im Gegenteil. Immer wieder drängt sich mir ja die Frage auf, ob es in ärmeren Gegenden nicht unangenehm protzig wirkt, wenn wir mit unseren großen Karren daher kommen. Aber nein, man nimmt interessiert Notiz von uns und gibt uns nie das Gefühl, hier fehl am Platz zu sein!

Wir fahren ausnahmsweise mal auf einer richtig guten Straße entlang des Zarafshon, die Lebensader des Tals, wodurch Ackerbau und auch Baumwollfelder die Region bestimmen können. Von oben betrachtet gleicht das Tal einem Fischgerippe, mit unzähligen Seitentälern. Und in eines dieser Täler geht es gleich wieder hinein. Gleich auf den ersten Metern treffen wir auf den Rest unserer losen Truppe, die uns ein paar Tage voraus sind und uns auf die folgenden Pistenverhältnissen vorbereiten. Tja, so unterschiedlich können Wahrnehmungen und Einschätzungen sein J. Die eines sagen, ab der Halbzeit wird’s besser, aus unserer Sicht, war die volle Strecke gleich „bescheiden“. Aber so ist`s nun mal, „Rumpeln“ ist zu einer unserer Hauptbeschäftigungen hier in Tadschikistan geworden, wenn wir von einem Ort zum nächsten wollen. Eigentlich wissen wir es jetzt ja schon, aber zugegeben, es nervt immer wieder mal aufs Neue. Das Tal ist trotzdem grandios, die Piste in den Fels gehauen. Ein prächtiges Farbenspiel der Gesteinsschichten begleitet uns und lenkt so ein bisschen von der Rumpelei ab! An der Nordspitze des Sees, auf einem kleinen Campground, finden wir Platz für die nächsten beiden Tage. Die Gegend erkunden wir dann lieber wieder mit dem Motorrad. Es ranken wieder einige Mythen um die Entstehung des Sees und alle haben sie mit Alexander dem Großen zu tun (daher der Name). Ob er nun sein Pferd dort zurücklassen musste oder er mit Hilfe eines Damms das Wasser hier aufgestaut hat – uns ist`s egal… Der See liegt auf jeden Fall malerisch auf 2225 Metern Höhe und passt gut für unseren Stopp.

 

Unser weiterer Weg bringt uns in die Hauptstadt, ins angeblich sehr freundliche Duschanbe. Und wieder werde ich eines Besseren belehrt, dass ehemalige Sovjetstädte nicht grau und charmelos sein müssen. Das Moped bietet wieder rasche und einfache Möglichkeit zur Erkundung, wobei auch Taxifahrten einfach und kostengünstig sind. Wieder gibt es viele Parks und die Bepflanzung mit Rosen und Magnolienbüschen verführt zu einem betörenden Erlebnis. Wirklich schön. Am späten Nachmittag gehen die meisten Springbrunnen an und einige sind auch beleuchtet. Ganz genau weiß man nie, welche wann und wo eingeschaltet werden…. aber wir haben auch Glück damit. Duschanbe ist heuer Austragungsort eines Symposiums zum Thema Frauen und Wasser. Wir spazieren gemeinsam mit all den offiziellen Schlipsträgern und Botschaftsvertretern auf das Gelände, man erklärt uns alles und irgendwie gehören wir dann einfach dazu. Irgendwie eigenartig, dass es keinerlei Kontrollen gibt, keinerlei Ausweispflicht, wir sind einfach dabei. Alle Regionen und ausländischen Botschaftsvertretungen des Landes präsentieren ihre Küche und Besonderheiten und am Abend gibt es noch das Showprogramm. Leider haben wir schon zuvor gegessen, können all die Köstlichkeiten also gar nicht nutzen. Sibyl, Christian und ich, wir bleiben bis nach 22.00, bis wir dann endgültig erschöpft ein Taxi zurück zu unserem Stellplatz an der Pferderennbahn nehmen. Wieder ein langer Tag, der zu Ende gegangen ist…..