Türkistan

Türkistan ist eine der ältesten Städte Kasachstans und war im Mittelalter Zentrum des Karawanenhandels. Der Philosoph und Prediger Hodscha Ahmed Yesevi machte den Ort zum kulturellen und religiösen Zentrum der Region. Ihm ist auch das bedeutendste Mausoleum der Stadt gewidmet. Während des Kasachisch-Dschungarischen Krieges wurde ein Großteil der Stadt zerstört, nur mehr Fragmente sind heute erhalten, Vieles wurde renoviert und neu aufgebaut. Die Zahl der vielen Mausoleen in und um die Stadt ziehen Touristen und Pilger an, für letztere ist Türkistan ein heiliger Ort. Dreimal hier gewesen zu sein, ersetzt die Hatsch nach Mekka, sagt man.

Wir erwarten uns das letzte Mal ein bisschen Seidenstraßen-Flair, was nach den Highlights von Uzbekistan ja nicht ganz leicht ist. Die Einfallsstraßen sind breit, gesäumt mit Grünstreifen, die nur dank Bewässerung ein Dasein haben. Wieder eine sehr klar strukturierte Stadt, wie die meisten hier in den STANS. Meist fast schachbrettartig reiht sich eine Straße an die andere, macht uns das Orientieren recht einfach. Aber schön? Nein, so richtig schön kann ich auch diese Stadt nicht bezeichnen. Wir fahren mal zum Haupteingang des touristischen Zentrums. Ein wiederrum großer, allerdings baumloser Parkplatz würde uns zwar Quartier für die Nacht bieten, uns aber grillen, wie Heuschrecken auf unserem Kühlerrost. Christian, „the best scout ever“, macht sich flugs auf den Weg durch die Gassen und wird fündig. Wir parken dann im Schatten einer Wohnstraße unter dem Blätterdach umgebender Bäume. Die Straße hat einfaches Vorstadt-Flair. Niedrige Häuser, bereits älter und etwas runtergekommen. Der Blick ins offene Stiegenhaus bestätigt den ersten Eindruck, aber die Szenerie ist auch irgendwie liebenswert. Wir fragen uns durch, ob wir denn eine Nacht bleiben könnten, weil sonst überall so heiß und so…. Erlaubnis wird prompt erteilt. Und als sich dann auf dem Bankerl vor dem Eingang fünf Frauen zum Stelldichein treffen, zwecks üblichem Haustratsch oder auch wegen uns (das wissen wir nicht), bekommt das alles fast noch Charme. Wir dürfen dann auch noch unseren Wassertank füllen und die Nacht ist ruhig und relativ kühl.

Die Besichtigung der riesigen Anlage zeigt eine eigenartige Mischung. Der kleine Rest des Alten ist zwar vorhanden, aber kaum sichtbar ob der überbordenden Neubauten. Ich kann nicht sagen, dass die Anlage nicht gelungen sei, aber irgendwie wirkt sie für uns zu künstlich. Das wirklich schöne Mausoleum von Hodscha ist eingebettet in einen riesigen Park mit unzähligen Blumen. Sehr schön im Abendlicht. Daneben hat man moderne Elemente in die Anlage verpackt und abends leuchtet alles wie in Dubai oder Singapur. Aber gut, man kann hier gut spazieren, E-Roller fahren oder auch nur rumsitzen. Abends dann die beleuchteten Fountains – auch ganz nett. 

Wir beschließen am nächsten Tag einen Ortswechsel und verbringen eine Nacht im Karavansaray Harbour Hotel am südlichen Ende der riesigen historischen Anlage. Der Hitze wegen wäre es letztlich gar nicht nötig gewesen, es ist gar nicht soooo heiß. Aber wir freuen uns dennoch über ein wenig Abwechslung und genießen unser schönes Zimmer im Hotel, Spa und Hamam am Nachmittag und ein schönes Frühstücksbuffet am nächsten Morgen. „Weil wir`s uns wert sind J“. Ein echtes Highlight ist für uns das Flying Theatre – ich liebe es!!! In einer riesigen Kuppel geht es ähnlich wie in einem Flugsimulator durch die Geschichte und Landschaft Kasachstans. Ich bekomme die ganze Zeit über meine Mundwinkel nicht mehr in die Waagrechte, so sind sie oben festgeklebt, so cool finde ich das Ganze.

 

Rund um das Hotel hat man einige wenige Geschäfte in den Arkaden versteckt, nichts Besonderes, aber man kann klimatisiert bummeln. Wasserkanäle wie in Venedig, auf denen jedoch kaum jemand fährt, obwohl Wochenende ist. Abends singt dann noch ein einsamer Sänger Playback auf einer kleinen Bühne vor einer kleinen Schar von Zuhörern. Von allem etwas dabei und für uns eine perfekte Abwechslung, bevor es wieder in die einsame Steppe geht….