Erste Tage in Kasachstan

Grenzübertritt – bis Riverside kurz vor Atyrau

 

Russland bleibt für uns ein Transitland, es geht schon wieder weiter über die Grenze nach Kasachstan. Der Übertritt ist einfach, völlig komplikationslos, halt wieder einmal drei Stunden irgendwie vergeudete Lebenszeit.

Erst seit gut 30 Jahren gibt es dieses Land als eigenständigen Staat, unabhängig von der russischen Föderation. Ein extrem junger Staat in dieser Form also. So wie wohl alle ehemaligen Sowjetrepubliken ging auch Kasachstan den Weg der politischen Entmündigung und hat wirtschaftliche Ziele weit in den Vordergrund gerückt, anstatt die gesellschaftliche Neuordnung im Sinne einer freien Demokratie. Somit gibt es viele Parallelgesellschaften mit ganz unterschiedlichen Bräuchen und Gepflogenheiten in diesem Land, wie ich lese. Der enorme Reichtum an Rohstoffen konnte eine staatsgefährdende Krise bisher verhindern. Kasachstan steht im Ranking der Bürgerrechte ganz weit hinten und ist auf der Skala des Korruptionswahrnehmungsindex dafür ganz weit vorne. Wir sind also wieder in einem Land, das mich vordergründig nicht gerade einlädt. Wichtiger für mich ist jedoch, wie begegnen uns hier die Menschen? Was hat dieses Land an Kultur und Landschaft zu bieten? Das sind doch die wirklich wesentlichen Aspekte, die wir von einem Land mitnehmen sollten, wie ich meine. Als Reisender hat man das Privileg, seine Aufmerksamkeit ganz auf diese Aspekte richten zu dürfen. Unangenehme Behördlichkeit oder fehlende Rechtsstaatlichkeit betreffen uns gottseidank selten. Ich blende all das nicht aus, nur in meine Reiseschatztruhe mitnehmen möchte ich v.a. das, was Land und Leute bereit sind, mir an Schönem mitzugeben. Mit dieser Maxime machen wir uns also auf, eine kleine Ecke dieses riesigen, sicher eigentümlichen Landes zu entdecken.

Mittlerweile knapp 200 km landeinwärts kann ich eines bereits berichten: Die Straßen sind gut, wenn sie eben neu errichtet wurden. Sie sind aber grottenschlecht, wenn sie schon länger bestehen!!!! Wenn man km-lang, also auch stundenlang, nur noch mit max. 25 km/h fahren kann,  rüttelt das nicht nur gehörig an den Gelenken unseres LKWs sondern v.a. auch an unseren Nerven. Wir wissen also, was in den nächsten Tagen auf uns wartet!

Eine kurze Verschnaufpause gibt es einen Tag lang an einem kleinen Fluss, der die Steppenlandschaft kreuzt. Froschgequake, große Wasservögel, Pferdeherden gestalten die Szenerie und geben der sonst etwas eintönigen Steppenlandschaft reizvolle Akzente. Ein guter Stopp, bevor das Abenteuer weiter geht.