Entlang der Südküste des Issykul Lakes

 

Wir sind wieder einmal im Tal angekommen und sehen tatsächlich ein schwarzes Asphaltband vor uns! Yiphipp hurra – selten habe ich mich so gerne an den staubigen und lauten Straßenrand gestellt, um wieder mehr Luft in unsere Reifen zu füllen. Allen Abgasen zum Trotz bedeutet dieses Prozedere nämlich, dass zumindest die Chance auf eine gute Straße besteht. Wir stehen an so etwas Ähnlichem wie einem „kirgisischen Rosenberger“. Verkaufsstände und Rastplätze für einen kurzen Autostopp. Verkauft werden in erster Linie Stutenmilchprodukte, ganz offensichtlich eine Delikatesse für Kirgisen. Ich finde die gesäuerte Milch einfach nur ekelhaft und untrinkbar. Die Käsebällchen in unterschiedlicher Größe und Konsistenz sind mir wieder um Lichtjahre zu salzig. Was soll`s, die kirgisische Küche trifft leider so gar nicht meinen Geschmack. Doch wer Heim und Küche mit sich führt, muss ja trotzdem nicht darben J.

Bald schon taucht das kirgisische Meer vor uns auf. Eine riesige Wasserfläche, die 10x größer als der Bodensee ist und den Kirgisen als DAS Urlaubsdomizil schlechthin dient. Die Südstrecke wird sichtlich mehr und mehr ausgebaut, viele Yurtencamps entstehen neu, einige sind schon vorhanden. Die Straße entlang des Südufers gleicht noch einem Fleckerlteppich von Baustellen, hier entsteht also noch Vieles!

Unser nächstes Ziel ist ein kleiner Salzsee gleich direkt neben dem Issykul, den wir über die Piste ansteuern. Also wieder Luft raus! Unseren Stellplatz wählen wir ein Stück vor dem Salzsee, an einem sehr schönen Kiesplatz mit gutem Zugang zum See. Es ist nicht das Mittelmehr, auch keine Badewanne wie der indische Ozean, aber immerhin, es ist sauberes Wasser und es kommt fast so etwas wie Urlaubsfeeling aufJ. Wir spazieren dann zu Fuß zum Salzsee und zurück zum LKW geht es dann per Anhalter. Ähnlich wie das Tote Meer verspricht der hohe Salzgehalt Heilung für allerhand Hautprobleme und ist auch sonst eine Ferienattraktion für die Kirgisen. Und so treiben Touristen wie Korken auf der Oberfläche dahin, bevor es danach ins Yurtencamp zu einem kräftigen fetten Fleischeintopf geht. Für uns heißt das …. gesehen und abgehakt – es geht weiter entlang der Küste auf Sandpiste zum Eingang eines Canyons, der uns dann wieder auf die Hauptstraße hinaus bringen wird.

Ja, und da haben wir wohl einen entscheidenden Fehler gemacht. Durch Sand zu cruisen, liegt unserem Styros grundsätzlich sehr und es macht auch uns Spaß. Nur ist diese Piste immer wieder von ausgetrockneten Furten durchbrochen, die Wasser aus den Bergen in den See bringen. Auch das ist grundsätzlich kein Problem für Fahrer und Auto, nur dass sie immer tiefer und enger werden! Mehr als zwei Drittel der Furten bereits bewältigt, stehen wir vor einer wirklich tiefen, schräg hängenden und ausgewaschenen Stelle. Christian nimmt sich viel Zeit für die Inspektion und Einschätzung – und fährt dann los, ich filme von draußen. Das Heck taucht tief in den Graben ein, ein Stück Sand bricht auch noch weg, die Wohnkabine schaukelt zur Seite, dass mir ein Schrei entfährt, Christian gibt richtigerweise Gas, um die Senke zu durchfahren, kippt dann nochmal  mit dem anderen Vorderrad tief ein, der Shelter  und dann stabilisiert sich die ganze 12-Tonnen-Fuhre wieder mit schauderhaftem Krachen im Gebälk. Allen, die wir das Schauspiel von außen gesehen haben, bleibt fast das Herz stehen, weil wir wirklich denken, der LKW könnte kippen. Christian im Fahrerhaus hat dies gar nicht so wahrgenommen, was nichts anderes heißt, als dass sich das Fahrzeug doch sehr rasch wieder stabilisiert hat. Aber nichts desto trotz…. Wir hätten umkehren sollen! Mit einem gewaltigen Schreck in den Knien verbringen wir einen mäßig entspannten Abend am See. Gottseidank ist weiter nichts passiert, als dass der Krümmer unseres „Scheißetanks“ durch die Verwringung des Fahrzeugs kaputt ging. Ihn zu reparieren war dann gerade noch das Richtige für den armen Christian, der fahrtechnisch dennoch alles hervorragend gemeistert hat. Doch Stimmung und Gelassenheit sind uns irgendwie vergangen, vielleicht ist auch die Luft ein bisschen draußen, unser Reise-Gen wieder anzuschalten gelingt gerade nicht wirklich. Ich spaziere zum nahe gelegenen Yurtencamp und werde am frühen Nachmittag zu Schnaps und Essen eingeladen. Ja, alles sehr nett. Die Kirgisen machen Urlaub und sind bester Laune. Ich kann da leider im Moment nicht mithalten.

Und so fahren wir am nächsten Tag durch den Canyon of forgotten rivers wieder zurück zur Hauptstraße. Diese 10 km durch weichen Lehm sind sehr beeindruckend. Ausgetrocknete Flussläufe haben tiefe Rinnen hinterlassen, Lehmwände z.T. bis zu 20 Meter hoch begleiten unsere Fahrt. Der wunderschöne Kontrast zu den unzähligen dunkel-lila leuchtenden Büschen, die dem Canyon gerade noch genügend Wasser zum Erblühen entnehmen konnten, entschädigt mich für die Aufregung der letzten Tage. Noch ein letzter Strandtag in Tosor bevor es wieder in die Berge zu den Seven Bulls geht.

Rote Sandsteinformationen türmen sich in einem schönen grünen Tal auf und glühen direkt in der abendlichen Sonne. Unser Standplatz hoch oben auf einem Plateau ist mehr als beeindruckend. Auch hier merkt man, dass für die Kirgisen Urlaubszeit ist. Die Yurtencamps sind belebt, die Aussichtspunkte immer wieder mal bevölkert, abends jedoch sind wir völlig alleine vor beeindruckender Kulisse.

Hier treffen wir auf Schweizer Reisende mit einem ähnlich großen MAN wie unser Styros und es tut richtig gut, in meiner / unserer Wahrnehmung bestätigt zu werden: Diese Pisten sind für unsere Fahrzeuge die reinste Katastrophe!!!!! Gemeinsam können wir am Ende des Abends sogar noch darüber lachen. Wenngleich ich auch an dieser Stelle betonen muss, dass mir die Fahrerei in diesen Ländern schon gewaltig stark auf den Nerv drückt! Nämlich so stark, dass ich mittlerweile auf einem aufgeblasenen Kinderschwimmreifen sitze, um die Schläge besser abzudämpfen J