Angekommen im Land des Weihrauchs
Wir haben heute Tag 120 unserer Reise – so sagt es mein Tagebuch – und wir sind mittlerweile im Oman. Die Einreise aus den VAE hierher gestaltet sich sehr einfach und zielstrebig fahren wir an den Strand für eine erste Übernachtung. Hier empfängt uns der Oman von seiner weniger charmanten Seite – der Abschnitt gleicht einer Müllhalde und veranlasst uns zu einem raschen Standortwechsel. Dieser Situationen werden wir hier im Land noch mehrmals begegnen – wir kennen das von unserer Reise von vor sieben Jahren. Dann aber wieder ist es auch wunderschön und unberührt, und so werden wir bald fündig. Nächster Stopp Muskat. Dort erledigen wir dann gleich mal alle wichtigen Formalitäten. Wir verlängern unser Visum für den Oman auf 60 Tage und beantragen das Visum für den Iran. Auch wenn diese Dinge erst etwas später relevant werden – erledigt ist erledigt. Beides funktioniert letztlich problemlos … mit nur einem kleinen Kollateralschaden (Gottseidank nicht bei unsJ). Am Parkplatz verlassen wir ordnungsgemäß das Gelände, nur dass der Herr im Wärterhäuschen seinen Schranken zu früh wieder runter lässt, was Styros so gar nicht goutiert, schlägt ihm der Schranken doch auf den Astabweiser oben drauf. Nun gut, ihm hat`s nichts gemacht, der Schranken allerdings war hin… sorry, not our fault.
Die Hauptstadt, versteckt in seiner geschützten Hafenbucht, versteckt hinter vorgelagerten Inseln, war mal eine der wichtigsten Handelsstädte. Doch vom alten Muskat existieren nur noch historische Beschreibungen oder Zeichnungen. Die Vergangenheit wurde praktisch durch neue Architektur dargestellt bzw. hat man das Alte nachgebaut. Der sehr moderne Sultanspalast zwischen den beiden Festungen Mirani und Jalali wirkt fast ein bisschen eigentümlich auf uns, wie einem chinesischen Tempel nachempfunden, irgendwie so gar nicht orientalisch. Wir fahren weiter nach Mutrah, der „Zwillingsstadt“ Muskats, die praktisch mit ihr zusammengewachsen ist. Wir übernachten am großen Parkplatz des Fischmarktes mitten in der Stadt an der Corniche, der ganze Stolz der Bewohner. Abends prominieren die Omanis dort auf und ab, begleitet nur von eiligen Kreuzfahrttouristen, die dem sonoren Horn ihres Hochseedampfers Folge leisten und artig an Bord eilen – das Diner ruft. Wir genießen das Treiben und sitzen selbst fast wie an der Reling, nur mit festem Boden unter den Füßen, mit Blick auf die beiden Superjachten des Sultans. Als es die Uferpromenade noch nicht gab, verband die beiden Städte nur die alte Passstraße über die Berge. Unsere kleine Wanderung darüber zeigt sehr gut, wie bizarr in die Gebirgslandschaft eingebettet Muskat liegt.
Nicht minder bizarr und trotzdem schön zugleich muten die unzähligen Wadis im Oman an. Tiefe Schluchten hat das Wasser in die Berge gegraben und z.T. fruchtbare Täler entstehen lassen. Wir beginnen erst mit unseren Erkundungen und schauen mal, wo wir mit unserem Dicken rein und rauf kommen, Steckenbleiben oder Runterbrechen stehen dabei definitiv nicht auf unserer Agenda. Das Wadi Dhayqah mit Verbindung ins Wadi Suwayh beschert uns zwei wunderbare Tage in überaus reizvoller Umgebung. Die Region Al-Sharaqiyah wird im Landesinneren von den Hajar-Bergen begrenzt, die mit ihren Ausläufern bis ans Meer reichen. Und von dort auch kommen die z.T. kräftigen Wassermassen und versorgen die Dörfer. So gedeihen auch Dattelpalmen inmitten schroffen Gesteins und herrliche Pools bringen Farbe ins Braun der kargen Landschaft. Wir entdecken ihn gerade wieder, den Oman unserer ersten Reise, wie er uns begeistert und fasziniert hat. Ein zweites Mal in ein fremdes Land zu reisen, birgt ja immer auch ein gewisses Risiko - es könnte nicht mehr so schön sein, wie beim ersten Mal. Also lassen wir uns mal überraschen, wie die nächsten Wochen auf uns wirken werden. Bis jetzt haben wir unsere Entscheidung nicht bereut….