Angekommen im Reich der Pharaonen
Wir, die wir immer so ganz individuell unterwegs sein möchten und ja auch sind, machen eine Gruppenreise! „Pah, das wird nix für euch – der Christian steht das nie durch…“, hören wir noch all die guten Ratschläge unserer Freunde. Aber nun gut, reisen soll uns ja überraschen, oder? Also lassen wir uns drauf ein, dass wir eine Woche auf einem Nildampfer verbringen und das Ganze aus dem Katalog bei Lidl zu einem Sensationspreis gebucht haben! Tauchen wollten wir ohnehin, der Flug nach Marsa Alam hat gepasst und die Nilkreuzfahrt im Vorfeld nehmen wir sozusagen mit.
Allerdings - allen Unkenrufen und ketzerischen Wortspenden zum Trotz - bis jetzt läuft alles super!!!
Die Gruppe des Veranstalters ist klein (9 Leute) und ja, wir sind ganz schnell ein Teil davon. Alle möchten ja das Gleiche und man nimmt unweigerlich an, wir ja schließlich auch. Das Unvermeidbare nimmt seinen Lauf als es ums Buchen des obligaten Ausflugspaketes geht. Wir buchen nix, wollen die Dinge auf eigene Faust machen. Der Reiseleiter vor Ort ist logischer Weise sauer – da können wir ihm aber nicht helfen. Der Rest der Reisegruppe wundert sich zwar ein bisschen, dass man das so machen kann, doch auch sie zeigen Interesse. Und jene, denen das unbekannt war, werden mutig und experimentierfreudig. Ja, und so macht jeder sein Ding, mancher mit Führung mancher ohne, der eine oder die andere vielleicht durch uns ein wenig zur Revolte (was es ja nun aber wirklich nicht ist) angestachelt, und zu allen Fixzeiten finden wir gemütlich zueinander. Es gibt wirklich nichts zu meckern, es funktioniert alles gut. Unser Nildampfer ist ein sehr respektables Schiff mit ausreichend Komfort und tuckert gemächlich auf diesem ehrwürdigen Gewässer dahin.
Wenn immer wir uns sonst am Wasser bewegen und Christian als Skipper fungiert, bleibt die Frage nach dem besten und sichersten Ankerplatz für die Nacht immer fundamental. Davon abhängig ist auch sein Seelenfrieden in der Nacht, geht es doch schließlich um Sicherheit. All das fällt hier völlig weg. Um Wind und Wetter brauchen wir uns nicht zu sorgen, der Ankerplatz ist immer save und überhaupt wird bei diesem All-inclusive-Service wenn wir wollen alles für uns erledigt. Sagen wir mal so – es ist anders aber nicht unbedingt schlecht, um sich dem Land der Pharaonen über das Wasser anzunähern. Unsere Crown Jewell fährt mit gemächlichen fünf Knoten dahin und lässt uns dabei genügend Zeit, die Ufer des Nils an uns vorbeiziehen zu lassen. Die Glasfront in unserer Kabine schenkt uns allabendlich einen herrlichen Blick auf die Kulisse der Landschaft – kein Hotel könnte uns dies bieten.
Immer wieder tauchen kleine Dörfer auf, Minarette leuchten in der Sonne, Kinder winken, Esel schreien ihr bemitleidenswertes Lied gen Himmel, und pünktlich fünf mal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet. Wenn man tagsüber direkt an der Reling sitzt, den Blick nur gen Ufer und nicht auf die handtuchbestückten Liegen hinter einen richtet, wähnt man sich in der Zeit zurückversetzt. Von Moderne weit und breit nichts zu sehen. Ein bemerkenswert friedlicher Zustand hier am Schiff.
Wir starten in Oberägypten, in Luxor. Dort allerdings schiffen wir lediglich ein, mehr Zeit bleibt vorerst nicht, da aufgrund schlechter Straßenverhältnisse, Checkpoints und anderer Widrigkeiten unser Zeitplan etwas abgeändert wurde. So bringt uns unsere Crown Jewel geradewegs nilaufwärts nach Esna. Die Wartezeiten vor der Schleuse geben uns Zeit den erstem Tempel zu besichtigen. Lediglich die Vorhalle des einst mächtigen Chnum-Tempels, der dem widderköpfigen Schöpfergott Chnum gewidmet war, ist noch zu besichtigen. Obwohl das massive um einige Meter abgesunken ist, konnte es zum Glück für die Nachwelt erhalten bleiben. Und so erzählen uns die Hieroglyphen bereits die ersten Geschichte des alten Ägyptens. Die Reise ins Land der Pharaonen beginnt ....