Haus an den Klippen oder Höhlenwohnung ?

 

Da dachten wir zuerst, dass es uns nun in die Berge ziehen wird, und dann haben wir uns doch noch nicht vom Atlantik trennen können – der Massa-Nationalpark etwas weiter im Norden soll noch ein lohnenswertes Ziel sein.

 

Wir gehen also auf  Wildtierbeobachtung! Zu Fuß natürlich, damit wir nichts und niemanden erschrecken. Nur leider, die angekündigten Säbel- und Mendesantilopen, und wohl auch die Gazellen und Strauße machen offensichtlich gerade mal irgendwo Ferien. Auch die Reiher, Löffler, Ibisse und Flamingos haben offensichtlich gerade Besseres zu tun. So erfüllt der Spaziergang entlang des fruchtbaren Tales des Oued Massa lediglich den Zweck, dass wir uns nach dem Fahren wieder mal die Füße vertreten. Auch gut. Das Wetter spielt mit und der Wind ist diesmal gnädig. Unser Standplatz direkt an den Dünen entschädigt dann für alle nicht gesehenen Vierbeiner und gefiederten Zweibeiner, und ein Spaziergang durch die Dünenlandschaft gibt die Wohnungen der Fischer direkt an den Klippen frei. Der Ausblick ist zweifelsohne herrlich, manche liegen allerdings so nahe an der Wasserlinie, dass man kaum trockenen Fußes zu Bett gehen kann – so unsere Einschätzung zur Lage. Also für eine Vermietung zweifelsfrei hinderlich. Doch auch wir erleben am nächsten Morgen eine kleine Überraschung – es ist so feucht wie überhaupt noch nie auf dieser Reise. Dichter Nebel hüllt unsere beiden LKWs ein, und nur langsam gelingt es der Sonne die grauen Bänke beiseite zu schieben um den Blick auf den strahlend blauen Himmel frei zu geben. Das Wetter scheint gut zu bleiben und wir beschließen, die Piste weiter entlang nach Norden zu fahren. Und sollte die WetterApp nichts Gutes verheißen, so haben wir in den letzen Wochen beschlossen, wählen wir einfach eine andere. Mal nehmen wir die von Ulli, dann wieder jene von Christian. Na, wenn man schon die Wahl hat, entscheidet man sich logischer Weise für die passendere!

 

Die Piste ist wunderbar zu befahren – fast wie auf der Schipiste – bei manchen Buckeln heißt es in die Knie gehen und schon gleitet man sanft darüber. Alles kein Problem und es macht Spaß. Mittendrin ein kurzer Einkehrschwung. Vor uns finden gerade militärische Schießübungen statt. Da wollen wir lieber nicht stören und kochen einfach mal kurz Kaffee bevor es weiter geht. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir Taroudant. Wieder mal urbane Luft schnuppern - eine Nacht in der Zivilisation,  am Parkplatz direkt an der Stadtmauer. Marokko ist einfach vielfältig, und wir versuchen auch genau diese Abwechslung aufzusaugen.

 

Doch bereits am nächsten Tag suchen wir wieder die Einsamkeit in der schier unendlichen Landschaft – und finden sie auch. An den Steinkreisen kurz vor Tazenakht. Wir kennen diesen Ort schon von einer früheren Reise und er hat nichts von seiner Faszination eingebüßt. Nur ein wenig abseits der Straße befinden sich zwei Berge, die wie Tajin-Töpfe die Gegend dominieren. Eine unscheinbare Piste führt uns hin und inmitten dieser scheinbar eintönigen Steinwüste  tut sich wie so typisch für Marokko ein Farbenspiel auf, als hätte ein Maler Hand angelegt. Es sind die unterschiedlichen Gesteinsarten, die Grün, Rot und Ocker im warmen Abendlicht  zu einer faszinierenden Symphonie erklingen lassen. Die beiden Tajintöpfe lassen sich leicht erklettern und geben die faszinierenden Höhlenwohnungen preis, die wohl schon vor sehr langer Zeit dort entstanden sind. Mehrstöckig, mit Stallungen im Untergeschoß und den Schlafräumen eine Etage höher. Die vom jahrelangen Ruß geschwärzten Höhlendecken erzählen von der sicher nicht einfachen Küchenarbeit vergangener Tage. Christian ist mittlerweile begeisterter Wäschemeister - seit wir unsere neue Waschmaschine, Marke …… haben. Mit einem kühlen Blonden in der Hand beobachtet er mit großer Aufmerksamkeit den Waschfortschritt! Ende gut, alles gut, und wir haben einen wundervollen Abend am Lagerfeuer.

 

 

 

Der nächste Tag führt uns vorbei an der „Filmstadt“ Ouazazat an den Stausee….. Angeblich wieder ein lohnenswertes Ziel. So ganz genau weiß man das ja nie, bevor man es nicht selbst erlebt hat. Da erzählt einem jemand davon, wie grandios ein Ort sein soll, oder auch wie überwältigend der Weg dorthin. Ja und dann, wenn man selbst dort ist, wägt man sich an einem völlig anderen, als den zuvor beschriebenen. So kann das schon manchmal sein. Also Empfehlungen sind gut, können aber auch ziemlich  realitätsfremd sein. Na einfach,  weil auch wir Reisenden alle irgendwie in unserer eigenen Realität und Wahrnehmung leben. An diesem Stausee stehen die angeblich protzigsten und größten Villen Marokkos. Also sollte er wohl nicht so schlecht sein, dachten auch wir. Nun ist es aber nicht ganz so einfach, einen Weg zu finden, der einen auch wirklich ans Ufer bringt. Wir wählen halt einen, der erlaubt ist und befahrbar scheint. Laut Navi stehen wir  bereits mitten im Wasser. Und so riecht es auch, sobald wir aussteigen -  nämlich nach Seegrund. Nicht ganz prickelnd, aber die Nase gewöhnt sich bekanntlich an fast alles. So ein Stausee ist nicht wirklich einladend, sammelt er doch das Wasser aus der ganzen Umgebung. Wir möchten auch gar keine nähere Bekanntschaft mit irgendwelchen Tierchen da drinnen machen, wollen ja einfach nur aufs Wasser schauen, das reicht uns schon. Und unser Platz? Na ja, man kann nicht jeden Tagen einen Traumplatz haben. Zuerst quält uns auch wieder mal heftiger Wind, der den feinen Staub in jede noch so kleine Ritze bläst, geschweige denn vor uns irgendwie Halt machen würde. Für mich heißt dies zum wiederholten Male Kontaktlinsen raus und Brille auf.  Wir versuchen die Autos irgendwie so zu stellen, dass sie uns Windschutz bieten. Doch es ist vergeblich – jetzt haben wir`s endlich kapiert. Der Wind verwirbelt sich geradezu unter unseren Autos und saust dann mit erhöhter Geschwindigkeit unten durch, um ohne Gnade auf allem zu landen, was sich davor befindet. Also, da ziehen wir einfach immer den Kürzeren. Wir wählen lieber die andere Möglichkeit, entscheiden uns für die „andere WetterApp“. Und siehe da, es funktioniert – der Wind hört auf und wir haben wieder einen wunderbaren Abend am Lagerfeuer.