Wüstenerfahrung offroad
Nachdem wir den Erg Chebbi in 3 Tagen immer entlang der algerischen Grenze umrundet haben gönnen wir uns eine Verschnaufpause in der wunderschönen Kasbah Mohayut nahe Merzouga. Unsere 5 LKW finden bequem Platz und wir erfreuen uns am Abend an einem wirklich hervorragenden marokkanischen Menü. Der Pool (ich gebe es zu – ist ziemlich dekadent) ist glasklar aber kalt. Trotzdem erfrischen ein paar Runden im klaren Wasser ungemein.
In Merzouga versorgen wir uns dann für die nächsten Tage mit Diesel, Wasser und Lebensmitteln – es geht für 4 – 5 Tage durch die Fels- und Sandwüste über die Querverbindung von Taouz nach Zagora. Nachdem der Luftdruck eingestellt ist geht es auch schon zur Sache. Der Einstieg in diese Piste ist berüchtigt, geht er doch zuerst über viele km entlang einer Strecke über die viele schwer beladene LKW fahren und verschiedensten Erze aus dieser Gegend nach Taouz bringen. Dementsprechend sieht die Piste aus. Ausgeschlagen mit tiefen Löchern und immer wieder muss man eine Ausweiche vor den entgegen kommenden LKWs suchen. Eine Schaukelei wie am Segelschiff bei Windstärke 5 – nur etwas staubiger. Die Gelenke und Achsen verrichten Schwerstarbeit, trotzdem lässt sich die Strecke im Automatikmodus gut fahren. Die Strecke ist gesäumt von Minen und Bergwerken, hier wird in Schwerstarbeit unter jämmerlichen Bedingungen all das abgebaut das sich am Weltmarkt gut verkaufen lässt. Wir verlassen die Hauptpiste und Werner führt uns über Seitenwege an einen wunderschönen Übernachtungsplatz an einer Wegkreuzung mit Grundwasser. Es wachsen viele Palmen und offenbar hat es hier auch einmal eine Ansiedlung gegeben, ein alter Friedhof zeugt davon. Wir verbringen einen fantastischen Abend bei Kerzenschein, Wein, guten Gesprächen und guter Musik weitab jeglicher Zivilisation. Es gibt hier nichts das die Ruhe stört, kein Handyempfang, kein Licht, nicht einmal ein Flugzeug am Himmel. So weit waren wir noch nie außerhalb bewohnter Gebiete. Nur Natur, die Sterne und wir. Oder doch nicht ganz – wo immer wir hinkommen, wir sind nicht alleine – die Fliegen sind immer schon vor uns da! Und diese afrikanischen Fliegen sind mit unseren echt nicht vergleichbar. Sie setzen sich ohne Genierer auf geöffnete Lippen, steuern Nasenloch und Ohröffnung an und wir sind völlig machtlos dagegen. Nicht nur einmal schon hab ich es vorgezogen, mein Essen indoor einzunehmen.
Am nächsten Tag kommen wir an einer alten Kasbah vorbei und die nächste Herausforderung steht unmittelbar bevor – die Querung des Oued Gheris. Schwemmsand, Geröll, feuchte bzw. nasse Stellen, kleine Sanddünen fordern alle Sinne und technischen Möglichkeiten. Wir müssen einen weiten Schlenker nach Norden machen, immer dem Flusslauf folgend bis sich eine Stelle bietet um das Oued zu queren. Trotzdem ist es keine leichte Aufgabe, aber mittlerweile habe ich die Technik unseres LKWs so weit im Griff, dass es zwar leichte Adrenalinschübe aber keine Panik gibt. Die Abstimmung von Untersetzung, Sperren und dem richtigen Gang will wohl richtig gewählt sein – wenn das aber dann stimmt geht alles wunderbar. Wir schieben uns förmlich durchs Gelände, der 7 Liter Diesel ist bis an die Grenzen gefordert, manchmal ist das gesamte zur Verfügung stehende Drehmoment gefordert.
Ja, alles läuft sehr erfolgreich, Mut und Sebstbewusstsein steigen und es macht sich so ein kleines Gefühl von Unbesiegbarkeit breit. Zumindest die Stellung der Mundwinkel nach erfolgreich geschaffter Etappe zeugen davon. Nicht jedes Fahrzeug schafft jede Steigung gleich beim ersten Versuch und es entfacht sich ein liebevoller Konkurrenzkampf zwischen Steyr und MAN …. Wir waren anfangs ja eher etwas langsamer unterwegs, jedes Fahrzeug agiert nun mal anders. Und bei bestimmter Bodenbeschaffenheit und sehr schmaler Fahrspur sind wir irgendwie zu groß um schnell und wendig um jede Biegung und jedes Tamariskenbäumchen rumzukommen aber an der steilsten Auffahrt im Sand waren wir zuerst beim ersten Versuch oben . Auch sitzen wir definitiv im "komfortabelsten" Führerhaus. Soll heißen, die Federung ist perfekt für die Asphaltstraße gemacht um dem Fahrer jegliche Dämpfung zu gewährleisten. Auf holpriger Piste allerdings beutelt es uns wie beim Rodeo und ein starres Fahrerhaus das die Anforderungen der Piste besser in das Hinterteil bzw. Bauchgefühl überträgt wäre ev. besser. Na gut, so darf jeder von uns ab und an mal was einstecken, mal kommt ein Steyr nicht über die Düne, dann ist ein MAN halt eben langsamer – aber wir haben viel Spaß miteinander. Trotzdem verlassen unerwartet rasch drei Autos die Gruppe und wir machen uns mit zwei LKWs weiter auf zur nächsten Etappe.