Marrakesch

Marrakesch ist von blitzsauberen Einfahrtsstraßen umgeben die von Palmenalleen gesäumt sind. In der Peripherie ist alles groß und breit und so haben auch wir genügend Platz. In der Neustadt findet man alles, so wie wir es kennen, Luxushotels, moderne Appartementhäuser, Einkaufsstraßen und Mc Donalds. Wir sind erneut auf der Suche nach einem Krankenhaus für Christian, um uns einen Rat einzuholen. Wieder machen wir die Erfahrung, dass hier alles viel schwieriger ist, als in unserem schönen Österreich. Man geht nicht einfach in ein KH und wird betreut, es ändert auch nichts daran, wenn man natürlich dafür bezahlt. Man muss entweder ein Notfall sein, bluttriefend und wahrscheinlich vor Schmerzen schreiend (das probieren wir das nächste Mal), oder es wird wirklich schwierig. Ein Ambulanzdienst so wie bei uns ist hier nicht vorgesehen. Um es kurz zu machen, ja wir sind ein Stück weiter, Christian nimmt jetzt doch Antibiotika -  Wow, welch neue Erkenntnis!

Wir verbringen infolge zwei Tage am Campingplatz etwas außerhalb, um auch ein bisschen zur Ruhe zu kommen, Wäsche zu waschen, Styros zu putzen, Wasser zu füllen, eben Hausarbeit und zwei Nächte direkt vor den Toren der Altstadt, hinter der Kutubiya-Moschee. Ein idealer Ausgangspunkt, um die Medina zu erkunden.

Die Moschee selbst dürfen wir „Ungläubige“ – wie man uns unserer Meinung nach sehr verächtlich nennt – ja nicht betreten und so entstehen nur ein paar Fotos von außen in der untergehenden Sonne. Durch die engen Gassen der Medina zu streifen ist jedoch immer wieder ein Vergnügen. Hier gibt es alles, hier gehört einfach alles dazu: sich ab und an wieder mal zu verlaufen, in einem Cafe einen Mint-Tee zu trinken oder an einem Straßenstand ein mit Fleischspießen gefülltes Baguett zu essen, es duftet herrlich orientalisch im Gewürzbazar, Duftsteine aus Amber, Jasmin oder Patchuli ziehen mich magisch an, unzählige Lederschlappen und –taschen ziehen mich an wie das Licht die Motten, und neben all dieser nützlichen Dinge gibt es natürlich auch noch viel Unnützes das meine Aufmerksamkeit erregt. Auf jeden Fall immer ein Rausch der Sinne, alles will wahrgenommen werden, nichts sollte man übersehen …. vor allem nicht Christian, wenn er plötzlich in eine andere Gasse abbiegt.

Da fällt mir das alptraumhafte Erlebnis von Marc und Judy in Paris ein, wo sie sich beim Umsteigen in der Metro verloren haben und erst nach 4 Stunden (!!!!!!) wiederfinden konnten. Das muss man sich vorstellen, Judy hatte kein Geld, keinen Pass, kein Telefon und da es der erste Tag war, wusste sie nicht mal wie ihr Hotel hieß! Für mich absolutes Endzeitszenario. Daher trippel ich immer in kurzem Abstand hinter Christian her – kein „lost in the medina“, nicht mit mir!

 

Die Gerbereien in Marrakesh erleben wir bei weitem nicht so spannend wie in Fes, hier finden wir eigentlich nur stinkende Bottiche und weniger freundliche Menschen. Vielleicht ist es während der Hauptsaison schon zu touristisch hier. Damit wandelt sich einfach alles. Wir lassen es bald bleiben und verschwinden lieber wieder in die Souks der Stadt.

 

Zur absoluten Attraktion der Stadt gehört der Djamaa el Fna, der „Platz der Geköpften“. Ob die Legende, hier seien früher die Köpfe der zum Tode Verurteilen ausgestellt worden, tatsächlich der Wahrheit entspricht, ist allerdings ungewiss. Der Platz erlebt eine ständige Metamorphose. Kommt man am Vormittag hierher, ist der Djamaa el-Fna völlig unspektakulär, beinahe leer. Mit dem Fortschreiten des Tages gewinnt er allerdings an Leben. Es kommen Orangensaftverkäufer, Hennamalerinnen und Schlangenbeschwörer. Bei Einbruch der Dunkelheit breitet sich mehr und mehr ein Klangteppich über dem Platz aus, die Gnaoua-Musiker trommeln sich selbst beinahe in Trance, die Cafèterrassen und Essensstände füllen sich und dieser sinnliche Kosmos erwacht. Zweimal genießen wir dieses Schauspiel und atmen Marrakesch tief in uns ein.

 

Ein schöner Fixpunkt unserer Reise, städtisches Flair, bevor es jetzt wieder in die Berge geht…..