Die Straße der Kasbahs

Wir nehmen heute mal die breite Durchzugsstraße um rascher weiterzukommen, die N9, die dickste Route auf unserer Straßenkarte. Doch nach der Halbzeit das große gelbe Schild „Bauarbeiten“. Na macht ja nichts, geht es halt ein kleines Stück auf der Piste abseits der Straße. Großer Irrtum….. hier macht man es anders. Man erneuert einen 60 km Straßenabschnitt im Ganzen, nicht in Abschnitten…. Und wir tuckern mit 30 km/h über eine staubige Piste mit Querrillen. Gelinde ausgedrückt: es nervt! Am Ende dieser Ersatzroute kommt uns dann eine Art „Safty-Car“ entgegen und fragt ob wir irgendwelche Reparaturen nötig hätten. Sehr witzig! Er meint wohl gelockerte Schrauben, doch unser Auto ist neu, wir brauchen eher einen Zahnarzt für gelockerte Kronen. Was wir aber dann doch annehmen, ist sein Angebot Styros zu waschen.

Sauber geht es dann weiter nach Zagora, wo wir nun doch nach einem Krankenhaus für Christian`s Wunde am Fuß Ausschau halten. Doch ich erspare euch die gruseligen Details dieses Besuches. Zwei Ärzte, oder waren es Hausmeister, wir sind uns da nicht ganz einig, ein Waschbecken, in dem der Dreck vergangener Generationen klebt, menschenleere Gänge…. nein nein, wir danken für die „kompetente Aussage“, une treatment wollen wir nicht, wir haben alles gesehen, danke und aurevouir. Wovon man nicht stirbt, das macht einen nur härter – der einzige Trost.

 

Von Zagora nach Quarzazate führt uns die Straße wieder über einen hohen Pass. Vor uns liegen wieder mächtige Canyons, durchzogen von weiten Tälern, in denen alles zu gedeihen scheint. Die hohen Dattelpalmen in den Oasen bieten den Gemüsefeldern zu ebener Erde den nötigen Schatten. Und immer wieder sind wir überrascht, wie grün sich auch jetzt im Herbst dieses Marokko zeigt. Das Klima im Süden ist durch starke Temperaturunterschiede geprägt. Im Sommer sehr heiß und trocken, trotzdem nachts manchmal richtig kalt, und im Winter gibt es manchmal heftige Regenfälle. Diese Bedingungen formen auch die Umgebung.

Die Straße führt uns weiter hoch hinauf auf die Passhöhe, riesige Basaltfelsen säumen den Weg. Die Reste einstige Lavaströme lassen noch erahnen, welches Naturschauspiel sich hier einst ereignet haben muss. Wir übernachten ganz auf der Anhöhe mit Blick nach unten in die nächste Palmenoase.

 

Am nächsten Tag erreichen wir Quarzazate, die Touristenmetropole des Südens, auch das Hollywood Marokkos  genannt. Doch natürlich sind es weder die Filmstudios und Kulissen von Gladiatior noch die für den Pauschaltouristen aufgepeppten Cafes, die uns anziehen. Wir reisen durch das Draa-Tal, zu den Lehmburgen und Palmenoasen auf der berühmten „Straße der Kasbahs“

Wir besichtigen mehrere Ksars – die alten Berberdörfer mit ihren Schutzburgen, den Kasbahs. Wir sehen alte, schon beinahe verfallene Kasbahs und auch völlig neu renovierte. All diese burgähnlichen Bauten zeichnen ihre vier Ecktürme aus. Im Inneren ist oft nichts mehr zu sehen, jedoch der Blick von oben ist meist wunderschön. Natürlich ähneln sie einander und auch wir fahren irgendwann – nach der 10. Kasbah – auch daran vorbei. Aber es gibt Highligts. Und eines davon ist zweifelsohne das Ksar Ait Benhaddou, UNESCO-Weltkulturerbe. Nachdem hier ja „Gladiator“, „Alexander“ oder auch „Prince of Persia“ gedreht wurden, erlangte der Ort natürlich rasch an Bekanntheit. Doch die Unterkünfte, Restaurants ect. befinden sich alle quasi in der Neustadt, am anderen Flussufer, und das alte Ksar, durfte sein Gesicht mit Ausnahme einiger Souvenierstände behalten. Und letztere sind wirklich sehr unaufdringlich. Vielleicht haben wir einfach Glück, auch weil zurzeit sehr wenige Touristen in Marokko unterwegs sind. Aber belästigt fühlen wir uns eigentlich nie oder nur ganz selten. Es ist ein wunderschöner Nachmittag und wir genießen die schönen Stimmungen.

 

Hier treffen wir ja auch auf unsere Freunde aus Kanada – Marc und Judy, die mit dem Bus aus Marrakesh gekommen sind um infolge ein paar Tage mit uns gemeinsam zu reisen. Es ist immer wieder schön, Leute zu treffen, die man in einem völlig anderen Land kennengelernt hat.