Weltkulturerbe und dunkle Vergangenheit

Wie geplant sind wir also noch zwei Tage in Luang Prabang geblieben und haben uns mehr und mehr mit dieser Stadt ausgesöhnt. Touristennepp herrscht zwar vor, aber die wunderschönen Kolonialbauten, netten Lokale und das gute Essen haben Vieles wettgemacht. Unser Moped brachte uns auch noch in die nahe Umgebung... ein bisschen plantschen in den echt schönen Pools am Wasserfall (nein, war uns dann doch zu kalt), und auch noch zu meinen Lieblingen, den Elefanten. Man sieht ja leider keine Arbeitselefanten mehr,  nur mehr ihr Ausgedinge. Hier in diesem Camp dürfen sie ihre letzten Jahre nach langer harter Arbeit im Wald verbringen, und halt noch ein paar Touris am Buckel durch die Gegend schaukeln.

Unser nächstes Ziel lag etwas weiter südlich - die "Ebene der Tonkrüge". Per Minibus fuhren wir ca 7 Std. die bisher kurvigste Straße meines Lebens bergauf und bergab. Die ganze Strecke glich einem durchgehenden "Elchtest" und es beutelte uns von einer zur anderen Seite. Aber irgendwann waren wir dann in Phonsavan, einer Stadt, die jetzt in der Trockenzeit eher einer reizlosen Westernstadt gleicht. Lange staubige Hauptstraße, rechts und links lieblose Buden, ein paar große typische Chinesenhotels, das war`s. Nein, nicht ganz, es gibt einen echt netten Inder - wir haben dort schon einen Stammtisch, da wir drei mal täglich dort essen!

Die überdimensionalen Steinkrüge sind übrigens einmalig auf der südostasiatischen Halbinsel. Wissenschaftler vermuten, dass sie um 500-100 v.Chr. entstanden sind, aber eigentlich weiß man gar nichts darüber. Wenn man an solchen Plätzen steht, drängt sich immer die Frage auf, wie haben Menschen einst gelebt, was hat sie dazu bewegt, riesige Steine hierher zu schaffen und sie mühevoll zu behauen. Andererseits werden für spätere Generationen unseren Hinterlassenschaften wohl auch manche Frage unbeantwortet lassen. Es gibt in dieser Gegend alleine über 400 Steinkrüge. Doch noch dem zweiten Feld mussten wir uns eingestehen, das unser archäologischer Wissensdurst irgendwie gestillt war. Der Besuch der Maulbeerfarm war dann noch ziemlich interessant. Die vielen niedlichen dicken Raupen, die sich an Maulbeerblättern satt fressen, damit sie dann kostbare Seidenfäden spinnen. Also an alle Frauen, wenn ihr euch das nächste Mal euren kuscheligen Seidenschal um den Hals legt, denkt immer dran, jeder Faden wurde zuerst mal von der lieblichen Raupe ausgespeichelt.....

Leider ist das Wetter teilweise sehr trüb, d.h. nicht gut zum Fotografieren und außerdem kühl.  Also wenn ihr glaubt, wir haben hier tropische Temperaturen, dann ist dies weit gefehlt. Auch hier ist jetzt nämlich Winter. Auf unsere Mopedtour heute morgen durfte die lange Unterhose auf keinen Fall fehlen. Und danach lange unter die heiße Dusche, weil wir richtig durchgefroren waren.

 

Wenn man in diesem Land reist und vor allem in dieser Gegend, begleiten einen die traurigen Zeichen der Vergangenheit vielerorts. Und uns wurde bewusst, dass all das noch gar nicht so lange her ist. Laos geriet leider mehr und mehr in den Strudel des Vietnamkrieges und hat noch heute mit den Folgen zu kämpfen. Die USA versuchten mit allen Mitteln den Vormarsch des kommunistischen Einflusses zu verhindern. Und um den Nachschub von Kampfmitteln und Soldaten aus Nordvietnam eben über Laos nach Südvietnam zu stoppen (Ho-Chi-Minh-Pfad) führten sie einen unerbitterlichen Luftkrieg. Doch auch vorher und nachher war die Einmischung fremder Mächte in die Politik dieses Landes an der Tagesordnung. Die CIA finanzierten bereits seit 1959 die "Geheime Armee" unter laotischer Führung, um vor Ort den Guerillakrieg gegen kommunistische Kräfte mitbestimmen zu können. Konkret heißt dies, daß Laos den tragischen Rekord des meistbombardierten Landes der Welt hält. So genannte UXO (unexploded Ordnance), also Blindgänger, belasten noch heute das ganz Land schwer. Besonders die Ebene der Tonkrüge zählt zu den schwer belasteten Regionen. Und erst seit 2005 sind 3 Stätten dieser archäologischen Funde kampfmittelfrei. Dafür sorgt das UXO-Lao-Programm, jetzt wieder unterstützt auch von jenen, die Laos vorher zum Spielball gemacht haben. Leider ist der Krieg ja immer auch ein Riesengeschäft, zumindest für irgendeine Seite - echt scheußlich.

Trotz dieser jüngsten Vergangenheit, merkt man den Laoten nicht an, dass sie Touristen, also Fremden gegenüber, besonders misstrauisch wären. Sie verwenden ihren Bombenschrott als Baumaterial, Blumentröge oder einfach als "Kunst am Bau". Die Beschäftigung mit der Geschichte, das Nachlesen, machte uns oft betroffen, und wir haben, eigentlich schon auf unserer gesamten Reise, immer wieder schätzen gelernt, dass wir in einem so schönen und sicheren Land, wie dem unseren zur Welt gekommen sind!