The islands
Auf dem Weg von Koh Tao zu unserem nächsten Ziel Koh Lipe wählten wir erstmals ein neues (!) Beförderungsmittel – ein Nachtboot. Gar nicht so schlecht, muss man sagen – man schläft zumindest ein bisschen, spart Zeit und auch Geld für eine zusätzliche Übernachtung. Die Freude war allerdings etwas getrübt denn es war hoher Wellengang und das Boot rollte wie verrückt über seine Längsachse und neigte sich abwechselnd 30 – 40 Grad von der Steuerbord- auf die Backbordseite und zurück . Nachdem wir am Oberdeck untergebracht waren war der Pendelausschlag umso grösser und die Nachtruhe im ersten Teil der Nacht fiel verkrampftem Festhalten zum Opfer . Kotztüten blieben uns als erfahrene Seebären zwar erspart ( anderen ging`s da nicht so gut ) , aber es war trotzdem nicht ganz lustig . Bei dieser Gelegenheit wurde auch klar warum es immer so viele Tote bei Schiffsunglücken in Asien gibt , die Boote , so auch unseres , war überladen und Schwimmwesten bzw. Rettungsringe oder sonstiges Gerät kennt man wohl nur vom Hörensagen. Dafür hatte das Boot anstelle der üblichen, vorgeschriebenen Positionslampen ein oranges Drehlicht am Dach – so wie die Müllabfuhr – sehr originell . Nachdem die Nacht dann aber gut überstanden war folgten noch die Etappen 1. Minibus, 2. Minibus, Speed-Boot und Longtail-Boot zum Übersetzen und so waren wir dann am Nachmittag des nächsten Tag schon da.
Koh Lipe ist bekannt als Partyinsel – also genau das Richtige für uns ……nix wie hin! Ja, ja, so lange weg von zu Hause verändert es Menschen manchmal ungemein. Wir sind jetzt Fans von Fullmoon-Parties with Happy Mushrooms , haben Rasterzöpfe und jeder ein Tattoo!
Tja, liebe Leute, auch diese Vorstellungen von einer Partyinsel muss man mittlerweile revidieren. Wie wir ja schon vermutet hatten, sind auch Traveller bequem geworden – wir ja auch , zugegeben. Partyinsel heißt demnach nur, viele Restaurants und Bars, an jeder Ecke ein 7Eleven (der Minisparmarkt der Westler), Internet in vielen Restaurants , also mehr Infrastruktur zu höheren Preisen mischt sich zum allgemeinen Einheitsbrei.
Und dennoch, es hat schon was……. es ist anders als sonst , es ist raus aus dem europäischen Alltag. Ich sitze nicht an meinem Schreibtisch sondern in der Hängematte vor meinem Bungalow, etwas erhöht auf einem Hügel und blicke aufs Meer hinunter. Und wenn ich mit dem Schreiben fertig bin, kommt wieder mein Inselalltagsleben von Koh Tao….. ihr wisst schon….ein bisschen rasten, weil müde vom Schreiben usw…… Wir brauchen immer ein paar Tage, um uns irgendwo „heimisch“ zu fühlen, aber wenn dieser Prozess dann langsam begonnen hat, folgen unsere Tage fest vorgegebenen Ritualen. Vielleicht gibt das auch Sicherheit, so weit weg von zu Hause. Innerhalb dieser Tagesabläufe gibt es einige Etappen, die wir im Laufschritt absolvieren – Christian voran, ich hinterher – immer dann wenn es gilt, den fotoattraktivsten Sonnenstand nicht aus dem Auge zu verlieren, oder den liebgewonnenen Baum für die Hängematte nicht an irgendeinen unglaublich dreisten anderen Touristen abgeben zu müssen, der die Spielregeln einfach noch nicht kapiert hat. Und dann gibt es Etappen, die der Langsamkeit gewidmet sind. Jene, wenn wir alle Kraft zusammennehmen, um unsere Liegeposition zugunsten eines Schnorchelgangs zu verlassen, oder wenn wir uns nach dem Abendessen mit vollem Bauch die Stufen hoch zu unserem Bungalow am Berg mit Blick übers Meer schleppen. Somit alles zu seiner Zeit.
Koh Lipe hat übrigens das tollste Schnorchelgebiet, das wir beide je erlebt haben. Die Variation an Korallen und Fischen ist unglaublich, vielfältiger als wir das beim Tauchen erlebt haben. Auch die Sicht hier ist glasklar und man kommt sich wirklich wie in einem Aquarium vor, inmitten dieser bunten Vielfalt. Gegen Nachmittag bei Ebbe kommt man gerade noch übers Riff hinaus, wenn man sich flach wie eine Flunder macht. Dann aber ist man den Korallen und Fischen so unglaublich nahe, dass es eigentlich gar keiner Tauchausrüstung bedarf. Einfach wunderschön!!! Ko Lipe wird auch „ the Maldives of Thailand „ genannt – nicht ohne Grund .
Hier gibt es sie noch, die wunderschönen Sandstrände mit puderfeinem Korallensand , beinahe ohne Menschen – man muss sich nur ein wenig abseits vom Touristenstrom bewegen. Dann zählen nur noch Müßiggang in der Hängematte oder ein Bad in der Sonnen – begleitet vom Rauschen der Wellen .
Mittlerweile sind wir an unserem letzten Ziel, auf Koh Bulon, angekommen….. Hier benötigen wir keine dreitägige Akklimatisationsphase, weil wir uns (nach dem jetzt 7. Aufenthalt von Christian und dem zweiten von mir) hier schon etwas heimisch fühlen. Diese wirklich besonders liebliche Insel besticht durch ihre Ruhe und familiäre Ausstrahlung. Ein Großteil der Touristen hier sind Stammgäste – man kennt sich also quasi. Und da die Insel sehr klein ist, läuft man sich bestimmt irgendwann während des Tages über den Weg - wenn man möchte. Entweder weil man sich bei der Bäckerin trifft – die einzige, die Schokobananenkuchen und Nussschnecken täglich frisch bäckt, oder bei einem der drei Minigeschäfte um Obst oder Wasser für den Tag zu besorgen. Auch die Liegeplätze im Palmenwäldchen direkt am Strand sind im Grunde fix vergeben – oder besser die Bäume, die stets für eine ganz bestimmte persönliche Hängematte bestimmt sind. Und hier sind die Regeln sehr (!) streng.
Es gibt weder Straßen noch Mopeds , alles geht zu Fuß . Es gibt auch keine Sonnenliegen bzw. Sonnenschirme und die 6 von Einheimischen betriebenen Kneipen bieten akzeptables Essen in Gehentfernung . Neu sind eine „ Rock bar „ mit drei freundlichen Rastaman und ein Rootistand .
Das Publikum ist bunt gemischt und meistens ziemlich lange hier. Es gibt Philip, den Franzosen, der jedes Jahr ca. 6 Monate hier verbringt, und als Badehose ein Schnürl hinten zwischen den Backen nach vorne zu einem roten Stoffdreieck führt,….. oder Ralf, besser bekannt als Käptain Kariba (benannt nach dem deutschen Frachtschiff, das er früher manövriert hat), der eine eigene kleine Hütte hier besitzt und über alles und jeden Bescheid weiß, ….. oder „den Anwalt“, der täglich den Strand entlang spaziert ohne auch nur rechts und links zu blicken, und den keiner mag, weil er so arrogant ist,….. dann gibt es noch das deutsche Ehepaar, das jedes Jahr mindestens 4-5 Monate in unserem Resort verbringt – er schaut aus wie John Cleese und sie wie ein Walduhu – die beide ungefähr so erfrischend sind wie Kernöleierspeise in der Mittagshitze und zum Lachen in den Keller gehen ,…..oder es gibt Susanne, die Fotografin aus Deutschland, der man am besten alles erzählt, das man auch verbreitet wissen möchte,….. und noch viele andere liebenswerte Sonderlinge, die alle auf ihre Art den Alltag hier auf der Insel sehr unterhaltsam machen. Besonders schön ist, dass sich auf der Insel seit 7 Jahren eigentlich nichts verändert hat ………
Wir genießen also unsere letzten Urlaubstage und es geht uns nicht ganz schlecht hier. Mit Freude lesen wir aber in euren e mails, dass zu Hause langsam zartes Frühlingserwachen zu spüren ist. Die Vorstellung nochmals zurück in den Winter zu müssen, würde das Heimkommen etwas trüben. Ansonsten freuen wir uns nämlich auch schon sehr auf alles und alle, die uns zu Hause erwarten.