The deep blue

Wir sind auf Koh Tao gestrandet – einer Insel im Golf von Thailand, berühmt berüchtigt als Taucherparadies. Verwöhnt von unserem wunderschönen Strand in Burma wollten wir hier erneut mit geblähten Nüstern paradiesisches Flair inhalieren – diese Art von exotischer Atmosphäre gibt es hier allerdings nicht (mehr). Die Zeiten der Ursprünglichkeit sind hier längst vorbei. Koh Tao ist dem Massentourismus näher als jedem Paradies  und die Sehnsucht des  naiven Touristen, auch als echter Gast wahrgenommen zu werden, bleibt leider unerfüllt. Es geht so sichtbar nur um`s Geschäft, und dabei täte es so gut, hin und wieder das Gefühl zu haben, auch dem Anbieter, dem Verkäufer, der Kellnerin bereite  sein/ihr Tun Freude. So hat man eher das Gefühl, man ist jedem lästig, den man vom Nichtstun abhält. Und letzteres können alle Asiaten zur Perfektion. Scheucht man sie aus ihrer meist liegenden Position auf um irgend ein Anliegen vorzubringen wird keine Minute verschwendet um diese so schnell wie möglich wieder einzunehmen und neuerlich in Tiefschlaf zu versinken .  

Aber dennoch: es gibt ein wunderschönes Meer, das Wetter ist herrlich und es ist im Vergleich immer noch billig wenn auch nicht günstig, gemessen an der Leistung die man für sein Geld bekommt. Und es ist „anders“ als zu Hause. Diese Andersartigkeit, diese Abwechslung vom Alltag und die Tatsache, dass wir eben Urlaub haben, sind wohl die  Hauptgründe, sich hier trotzdem  sehr wohl zu fühlen. Aber seid nicht traurig, ihr alle zu Hause mit Pudelmütze im Schneegestöber, wir verleben einfach  nur Alltag im Massentourismus.

 

Doch dieser Alltag hatte natürlich  seine schönen Seiten. Wir fuhren jeden zweiten Tag mit dem Boot raus um zu tauchen, und die Tage dazwischen nutzten wir auf andere Art und Weise. Aufstehen, wann den Äuglein danach war,  frühstücken mit Blick aufs Meer (dafür fehlten aber guter Kaffee , das Schinkensemmerl und Mama`s Marmelade ), dann die 20 Meter von der Bambushütte auf die Liege. Zum ersten Mal müde. Etwas rasten, vielleicht ein paar Seiten Buch lesen. Zum Abkühlen einmal bis zur Boje hinausschwimmen – richtig stolz ob der sportlichen Leistung. Wieder etwas rasten, weil die Hitze ja schlaucht. Etwas Erleichterung durch einen kühlen Coffee-Shake. Mittags ein Salat als Snack und zurück auf die Liege, weil ja  müde, also rasten usw…….. So schleppten wir uns durch den Tag . Abends zogen wir nicht selten den hervorragenden Grillspieß in unserem Stammlokal dem Thaicurry vor, dazu ein kühles Chang-Bier , bevor es wieder zurück in unser Tauchresort ging, wo wir allabendlich noch ein paar Runden im Pool unter dem Sternenhimmel zogen.

 

An unseren Arbeits-Tauch-tagen waren wir dann allerdings schon um 7.30 mit voller Ausrüstung am Boot. Da war dann nix mehr mit Müßiggang. Irgendwie hat es die Tauchschule geschafft, uns einen Advanced-Open-Water Kurs aufs Aug zu drücken, und so hieß es dann auch Lektionen lernen, Fragen beantworten und Übungen unter Wasser machen. Bei der Übung Navigation und Orientierung war ich riesig froh, Christian als meinen Tauchbuddy an der Seite gehabt zu haben. Jeder, der mich kennt, weiß warum.

Wenn man als Taucher  verwöhnt vom Roten Meer und von Indonesien hier Ähnliches sucht, zieht man nicht selten enttäuscht  den Schnorchel wieder ein. Man muss sich jetzt zu dieser Jahreszeit hier  mit vor allem  planktonreichen Wasser, also zum Teil mäßiger Sicht ,und einigen wenigen Highlights zufrieden geben.  Ein weiterer Grund weshalb der Ansturm von Fischen wohl ausblieb ist die unglaublich große Anzahl von Tauchbooten und Tauchern an ein und demselben Spot. Kommerzielles Tauchen ohne Ende!! Wen wundert`s,  dass um Shark-Island keiner von den Freunden mehr anzutreffen ist, die haben längst schon reißaus genommen.  Doch beim Tauchen geht es auch um den Spaß an der Sache selbst, am dahingleiten in einem Medium, das eigentlich nicht für uns geschaffen ist, wir es aber trotzdem zu unserem machen können. Es ist ein Erlebnis für sich wenn man die Luft aus dem Jacket entweichen lässt und plötzlich abtaucht in eine andere ,uns fremde Welt. Unter sich tiefes Blau ganz ohne uns gewohnte Geräusche , man hört nur mehr sein eigenes Atmen und wie die ausgeatmeten Luftblasen langsam und blubbernd nach oben steigen .Es ist wie ein Zustand der Schwerelosigkeit in einem weiten Nichts . Oft hat man das Glück an einer Steilwand nach unten gleiten zu können und wie in Zeitlupe ziehen Fische , Anemonen und Korallen am Glas der Taucherbrille vorbei . Es ist eine bizarre und ungewöhnliche Welt und es ist fantastisch wie viele verschiedene Lebensformen , Korallenarten , Weichtiere , Schnecken , Fische und geheimnisvolle Lebewesen dieser Lebensraum entwickelt hat . Ein ganz spezielles Gefühl. Die Krönung setzt man einem Tauchgang dann auf, wenn man irgendwas Besonderes entdeckt. Unsere Entdeckung war eine 1,5 m große Schildkröte , die sich von unserer Anwesenheit ganz in ihrer Nähe nicht im geringsten stören ließ. Ein echtes Highlight - leider war die Kamera nicht mit dabei. Dieser Genuss dauert - wenn man sparsam mit Luft umgeht - so an die 50 - 60 Minuten - je nach Tiefe. Unsere beste Zeit war 81 Minuten - danach waren wir froh ohne Schwimmhäute wieder aufzutauchen und uns von der Sonne etwas erwärmen zu lassen .  

 

Abgesehen vom Erkenntnisgewinn über die Lage in Thailand allgemein, war unser Aufenthalt auf Koh Tao sehr entspannend und durchaus eine gute Wahl. Unser nächstes Ziel ist Koh Lipe,  eine Insel auf der anderen Seite Thailands, in der  Andamanen See…….