Phnom Penh
Wenn man Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas, besucht, kommt man nicht umhin, sich mit der politischen Geschichte dieses Landes auseinander zu setzen. Es ist eine traurige Geschichte, die wohl schon fast in Vergessenheit geraten ist, obwohl noch nicht so lange her.
Unter der Schreckensherrschaft der Roten Khmer mussten während der Jahre 1975 bis 1979 ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung ihr Leben lassen. Schlagworte wie „The Killing Fields“ sind manchem/er vielleicht noch ein Begriff – jenes Lager im Süden Phnom Penhs, in dem ein Großteil dieser Menschen liquidiert wurden. Die Khmer Rouge unter der Führung Pol Pots wollten einen einheitlichen Bauernstaat errichten und töteten nicht nur politisch anders Denkende sondern auch die gesamte intellektuelle Elite des Landes. Sein Regime war jedoch weder kommunistisch noch marxistisch, sondern einfach nur sadistisch. Innerhalb von nur 3 Tagen ließen sie ganz Phnom Penh räumen und hinterließen eine zerstörte Geisterstadt und unzählige Tote. Wir besuchten auch das berüchtigte Gefängnis Toul Slengh , in dem unzählige Menschen zu Tode gefoltert wurden. Diese einstige Schule, in deren Klassenzimmer Foltergegenstände, Archivbilder sowie unzählige kleine gemauerte Zellen zu besichtigen sind , sind Zeugen dieser schrecklich Zeit. Doch nicht weniger bedrückend sind die politischen Hintergründe dieser Zeit . Durchaus im Bilde über all diese Gräueltaten schaute der Westen einfach nur zu, weil es noch immer um den „Kalten Krieg“ ging. Und als am Ende die Vietnamesen zum Befreiungsschlag ansetzten, wurden sie von den USA als gewaltsame Invasoren kritisiert und Pol Pot bekam noch Unterstützung sowie politischen Unterschlupf in Thailand. Auch wurden weiterhin Truppen der Roten Khmer vom Westen mit Waffen und Geld unterstützt, in der Meinung, den Vormarsch kommunistischer Truppen aus Vietnam auf diese Weise stoppen zu müssen. Erst als man den Kalten Krieg für beendet erklärte, änderten die USA und China ihre politische Richtung und zogen ihre Unterstützung zurück.
Und wenn man dies alles bedenkt, bzw wieder so wie wir nachgelesen hat, erscheinen einem die Geschehnisse in Afghanistan doch wie ein echtes Dejà vù…….
(wir haben immer wieder BBC oder DW ).
Abgesehen von diesem Geschichtsunterricht konnten wir Phnom Penh nicht besonders viel abgewinnen. Es gibt deutliche Bestrebungen den einstigen Glanz wieder aufleben zu lassen, und so sieht man vielerorts schön restaurierte Kolonialbauten. Auch scheint es einem Teil der Bevölkerung dieser Stadt unverhältnismäßig gut zu gehen, da wir noch nie irgendwo so viele große Mercedes-Karossen gesehen haben. Aber in gleichem Umfang findet man Baustellen und Kriegsruinen und Menschen die auf ihrer eigenen Müllhalde hausen. Der Charme der einstigen französisch dominierten Stadt hat unter diesen vielen Kriegsjahren doch sehr gelitten und benötigt noch einige Zeit des Wiederaufbaus. Obwohl die französische Küche hier weit verbreitet ist, sind wir auch auf ein paar besonders schmackhafte Gustostückerln der heimischen Küche gestoßen - alles knusprig gebraten, am Straßenrand erhältlich, schnell im Plastiksackerl mitzunehmen.... ideal für den gesunden Eiweißsnack zwischendurch! (siehe Fotos) Ob der Besuch dieser Stadt am Zusammenfluss von Tonle Sap und Mekong also ein absolutes „Must“ einer Kambodschareise ist, stellt sich für uns eher in Frage.
Dennoch denken wir, dass Kambodscha durchaus eine Reise wert ist. Wir haben ja nun wirklich nicht viel davon gesehen, können also kein Urteil über das Land insgesamt abgeben. Die Menschen hier sind uns sehr freundlich begegnet, wesentlich angenehmer als in Laos. Und es lässt vermuten, dass dies auch im Landesinneren so ist. Aber man kann nicht alles sehen. Vielleicht sind wir auch schon ein bisschen „asienmüde“. Wir haben nun doch einige Länder in dieser Ecke der Erde bereist, und das auch noch am Stück, und irgendwann gleichen sich die Dinge dann natürlich auch. Wir treffen immer wieder Reisende, die noch deutlich länger als wir unterwegs sind, und nicht selten wechseln diese nach ca 3-4 Monaten den Kontinent. Wir können das gut verstehen.
Somit haben wir mit Phnom Penh unser Touristendasein abgeschlossen und sind nur mehr als „gemeine faule Urlauber“ unterwegs. Erstes Ziel: über Bangkok nach Koh Tao, einer Insel im Golf von Thailand . Hauptziel dort: Tauchen, in der Sonne liegen, lesen, schlafen und essen. Wir sind uns völlig darüber im Klaren, welch schwere und anstrengende Zeiten auf uns warten – aber wir sind tapfer, zählen Durchhaltevermögen zu unseren Stärken und schwören allen Lastern wie Geschichtsunterricht, körperlicher Ertüchtigung, geistiger Anstrengung und Arbeit für die nächsten fünf Wochen ab