Laos - Reise am Wasser
Wir betreten Laos am nördlichsten Grenzübergang von Thailand mit der Überquerung des Mekong . Schon hier zeigt es sich, dass die laotische Sprache keine Zeitformen kennt – alles spielt sich in der Gegenwart ab . Da es also auch keine wirkliche Form für „ morgen „ gibt, hat man einfach viel Zeit und versteht es nicht wenn wir Langnasen auf Grund dessen oft ungeduldig sind .
So zieht sich die Visaprozedur unendlich in die Länge . Ca. 30 Langnasen stehen frühmorgens am Fenster des laotischen Grenzpostens um das „Visa on arrival „ zu ergattern . Durch das Fenster sieht man zwei Menschen die offensichtlich nicht viel zu tun haben – sonst sieht man nichts . Irgendwann erbarmt sich einer der Beiden und sammelt alle Reisepässe inklusive Zollformular und Visaantrag ab . Alles wandert dann in loser Schüttung auf einen Tisch und bleibt erst mal liegen . Nach einem undefinierbaren System werden dann etwas später einige Pässe auf einen anderen Tisch befördert , einige verschwinden in einer Lade und einige werden zur Bearbeitung neben eine Liste und einen Korb mit Stempeln gelegt . Nachdem dies erledigt ist verkündet einer der Beiden dass nun „ short break „ wäre . Inzwischen haben sich zu den schon 30 Wartenden weitere ca. 20 potentielle Visaanwärter gesellt . Das Gedränge und Geschiebe vor dem Fenster ist filmreif und erfordert gute Nerven . Irgendwann und irgendwie werden dann doch die ersten Pässe fertig und jeder Pass wird nun einzeln aus dem Fenster gezeigt und die mittlerweile gestressten Langnasen versuchen sich auf dem doch recht kleinen Passfoto zu erkennen um das Dokument ausgehändigt zu bekommen . Jetzt heißt es nur noch sich beim nächsten Fenster anzustellen um die Visumsgebühr zu bezahlen , dann gibt’s nach 10 Metern einen weiteren Schalter wo man den Einreisestempel erhält und schlussendlich wird dann nach 50 Metern nochmals kontrolliert ob nun auch alles in Ordnung ist.
So , nun sind wir also drin in Laos .
Laos hat keinen Zugang zum Meer . Trotzdem ist es ein Land mit vielen Flüssen und Wasserwegen . Des Reisens über Land müde wählen wir für die ersten Tage die Fortbewegung mit Schiffen auf Flüssen. Die erste Etappe geht von Houaxai den Mekong entlang Richtung Luang Prabang . Eine berüchtigte Strecke die viele Touris befahren und so ist dann auch das Boot heillos überfüllt . Nach geplanter Abfahrt um 10 00 Uhr geht es dann um 12 15 auch schon los . Man muss sagen – es ist eine abenteuerliche Fahrt . Mit rasender Geschwindigkeit geht es zwischen Felsen und Stromschnellen den zu dieser Zeit nicht allzu viel Wasser führenden Mekong stromabwärts . Da die Fließgeschwindigkeit des Flusses schon recht hoch ist, muss das Boot, um manövrierfähig zu bleiben, noch etwas an Geschwindigkeit zulegen . Es geht haarscharf an Felsen vorbei , durch Wasserstrudel und mit Mühe werden undefinierte Sandbänke umschifft . Als es langsam zu dämmern beginnt macht sich bei mir leichte Unruhe bemerkbar, denn Echolot oder Radar kennt der Herr Kapitän wahrscheinlich nicht einmal vom Hörensagen. ( Ich würde mal sagen, leichte Unruhe ist etwas untertrieben…. Christian hatte schon die verschiedenen Kenterszenarien mit mir durchbesprochen…) …. Aber irgendwann kommen wir dann doch noch bei unserem Tagesziel an , suchen uns mit Taschenlampe bewaffnet ein Guesthouse und trinken dann erst mal zur Entspannung ein Beerlao.
Am nächsten Tag verlassen wir die Touristenroute und fahren mit einem kleinen Boot durch zauberhafte Landschaften unserem nächsten Ziel , Luang Prabang , entgegen . Die braunen Fluten des Mekong weichen glasklarem blaugrünen Wasser , welches aber um nichts langsamer fließt und so wird auch heute unser kleines Boot nach allen Regeln der Kunst durch alle Unwegsamkeiten eines Dschungelflusses gesteuert . Es ist ein langes , aber schmales Boot , und manchmal muss man Angst haben dass es in der Mitte auseinanderbricht – so verwinden sich die Planken und Spanten wenn es über kleine Katarakte und Stromschnellen geht .
Laos ist anders . Anders als Burma und anders als Thailand . Die Landschaft ist nun gebirgig und tropisch , alles ist grün , es gibt viel Wasser und Nebel am Morgen – alles ist mit dichtem Bergurwald bewachsen .Leider sind auch die Menschen anders. Dem Lachen in Burma weicht eine gewisse Muffigkeit und Lachen sowie diese Herzlichkeit mit der wir immer wieder in Burma konfrontiert wurden , fehlen hier.
Zwei Nächte machen wir in einem kleinen Dorf am Fluss Station. Unser Alltag ist von Müßiggang geprägt, ein bisschen Schaukeln in der Hängematte und kleine Spaziergänge vom Essen oder zum Essen. Es ist schön hier, aber doch auch touristisch.
Auch so manch traurige Spuren der Vergangenheit bleiben hier nicht verborgen. Es ist noch nicht so lange her, dass im zweiten Indochinakrieg die Amerikaner 580000 Bombenangriffe geflogen und 2 Mio Tonnen Bomben hier abgeworfen haben. Diese Bombenhülsen findet man noch zahlreich, sie werden als Baumaterial oder als Blumentröge verwendet. Angeblich sind auch heute noch zwei Drittel des Landes mit Bombenrelikten und Blindgängern kontaminiert. Unvorstellbar!
Insgesamt haben wir uns Laos weniger touristisch vorgestellt. Dies hat den Vorteil besserer Infrastruktur, jedoch auch den Nachteil, dass es teurer ist und es den Laoten wahrlich nicht an Geschäftstüchtigkeit fehlt. Man kommt sich leider immmer wieder ganz schön geneppt vor. Also besser zweimal nachfragen, bevor man etwas bestellt. Ganz extrem wird es dann, als wir in Luang Prabang ankommen. Diese Stadt, die zum Weltkulturerbe ernannt wurde, hat schon einen besonderen Reiz. Die Häuser, die Straßen und Wege, alles ist ziemlich schön renoviert. An allen Ecken spiegeln sich die Franzosen als Kolonialherren wider. An Bildung und Sprache haben sie ja leider nicht viel hinterlassen. Eines aber doch: es gibt ganz wunderbare Baguettes, gefüllt mit allerlei Köstlichkeiten und immer frisch. Vor uns liegen noch zwei Tage in dieser Stadt bevor wir weiterreisen, also werden sich noch einige Gelegenheiten zum Ausprobieren ergeben.