Königliches

Buddha-Bildnis

 

„Königliches Buddha-Bildnis“ - so heißt Luang Prabang wörtlich übersetzt, und der buddhistischen Lehre begegnet man hier auf Schritt und Tritt. Wir besuchen viele Tempel, und einige davon sind wirklich besonders. Ich setze mich ganz hinten im Wat auf den Boden, vor mir drei Reihen junger Mönche, ganz vorne, unter dem großen Buddha, ein älterer. Sie alle rezitieren gemeinsam Mantras auf Pali, der Sprache buddhistischer Gebete. Sie bitten darin nicht für sich selbst, es sind Segenssprüche für andere und die Welt - ein schöner Ansatz, wie ich finde.  Ich lass mich auf diese monotone Wortmalerei ein und merke, wie es so ein bisschen in mir zu schwingen beginnt. Die tiefen Töne, der Rhythmus,  auch die Trommelschläge versetzen mein Zwerchfell in ein leichtes Schweben. Meine Füße schlafen mir vom Draufsitzen schon etwas ein, bin das Sitzen in dieser Haltung über längere Zeit wohl nicht gewohnt. Doch ich kann mich von den Mantras noch nicht lösen. Wechsle nochmal die Seite meines Fersensitzes und lasse mich auf dieser Welle mittragen. So sitze ich da, vielleicht 20 Minuten, vielleicht auch kürzer. Die Mönche machen das jeden Tag, morgens und abends. Und dabei verstehen nur die älteren, die sich schon lange mit der Lehre beschäftigen, was die Worte überhaupt bedeuten, die jungen lernen sie auswendig.

In einem anderen Kloster lernen wir Bikky kennen. Er ist einer von den ganz wenigen, die auch Englisch sprechen. Er wird 4 Jahre im Kloster bleiben und hat noch ein halbes Jahr vor sich. Bikky geht weiter währenddessen zum Englischunterricht und macht seinen Schulabschluss. Dazwischen lernt er im Kloster die buddhistische Lehre. Von ihm haben wir auch einiges über das Klosterleben erfahren können. Danach möchte er die Ausbildung zum Barber machen. Ich habe den Eindruck, er ist ein kluger, sehr bemühter, wissbegieriger junger Mann. Bildung ganz allgemein ist in Laos besonders in ländlichen Regionen nicht besonders ausgereift. Wir treffen auf wirklich sehr viele bildungsferne Menschen - junge wie alte. Das System sieht zwar auch hier 9 Schuljahre vor, nur entspricht dies (wiederum v.a. am Land) nicht der Realität. Bikky hat sichtlich Freude daran, uns von seinem Alltag zu erzählen, auch ein bisschen aus seinem Leben. Dass seine Eltern geschieden sind und ihn das sehr traurig machen würde. Dass er hier einen Onkel in Luang habe, der ihn auch ein bisschen finanzieren wird, wenn er mit dem Kloster fertig ist. Seine Eltern hat er in den vier Jahren dann kein einziges Mal gesehen. Es ist einfach nicht vorgesehen.

Wie schwer es doch immer wieder ist, fremde Kulturen auch nur ansatzweise zu verstehen. Wie soll es auch gelingen, wenn ich immer mit meinen Denkmustern, mit meiner österreichisch vorgefärbten Brille drauf schaue? Da bleiben stets unzählige Fragen offen. Die Begegnung hatte auf jeden Fall etwas Berührendes und wird mir in Erinnerung bleiben.