Leh - Oase im Pappelhain
Sumur – Leh ( 114 km )
Ladakhs Hauptstad Leh ist wie eine Oase nach anstrengender Reise. Und so liegt sie auch da – eingebettet zwischen den kahlen Bergen der Umgebung, durchzogen von einer Pappelallee entlang des Indus. Wie herrlich wird das in ein paar Wochen aussehen, wenn sich die Bäume gelb färben. Leh gehört zu den höchstgelegenen ständig bewohnten Städten der Erde. Die hohen Pässe rundherum machen die Stadt in den ganz kalten Wintermonaten für ein paar Wochen zu einer Insel – nicht erreichbar von außen. Wie ein Bewohner liebevoll davon erzählt…. „then we eat potato, potato, potato“…und lächelt dabei. Ganz so schlimm wird es nicht sein, aber karg auf jeden Fall für jene mit kleinem finanziellen Background. Leh war schon immer ein Handelsplatz für Völker aus Tibet, Kaschmir und Baltistan. Und heute hat sich die Stadt zu einem „Klein-Kathmandu“ entwickelt. Viele Läden, viele Restaurants und seit einigen Jahren gottseidank eine autofreie Mainroad, wenngleich der boomende Verkehr immer noch das Hauptproblem der Stadt geblieben ist. Die Infrastruktur bzgl. Straßenbau und Stromversorgung hinkt dem allgm. Bauboom einfach ständig hinterher. Das Kabelgewirr ist nicht ganz so konfus wie in Kathmandu, die Löcher, ja Katakomben im Boden dafür vielleicht sogar tiefer und größer.
Dominiert wird die Stadt vom alten Königspalast auf dem Tsenmo-Hügel. Am Westrand thront die Shanti-Stupa und in der Ferne lassen sich Klöster und weiß getünchte Chörten-Felder ausmachen, die es alle zu erklimmen gilt. Wir befinden uns auf einer Höhenlage von 3506 m und somit ist das „Klettern“ schon weitaus leichter geworden.
Am Wochenende fand hier der „Silk road ultra Marathon“ statt – der allerdings hat gleich wieder eine völlig (!) andere Dimension! Start von Khardung auf 3950 m, dann rauf auf den Khardung La auf 5362 m (man rechne bitte nach: 1412m Anstieg), und wieder runter auf 3506 m nach Leh (Abstieg 1856 m). Gesamt 72 km, der Sieger schaffte es in 6 Std. 40 Min. Und zwei Tage später fand noch ein „normaler Marathon“ statt – und wir sahen einen Läufer, der beide Bewerbe absolvierte! Crazy!!
So ganz nebenbei sperrt die Kommunalbehörde für derlei Veranstaltungen ganz simpel die Hauptverkehrsrouten, ja selbst den Pass – selbstverständlich ohne (!) Ankündigung, ohne (!) Umleitungspfeilen, ohne (!) Zeitangaben. Aber sicher, man merkt es dann ehJ.
Neben einer kleinen lukullischen Erholung auf urbanem Boden galt unser Aufenthalt natürlich der obligaten Tempelralley. Und wahrlich, die alten Klöster liegen wunderbar erhöht, z.T. versteckt in den Bergen. Wir besichtigen die Anlagen Spituk, Shey, Thikse, Stok und Hemis! Ja genau, wir waren sehr fleißig. Alle Klöster sind nach dem klassisch-tibetischen Prinzip angelegt und wirken aufs erste oft verwirrend. Verwinkelte Treppen und Gänge führen zu den verschiedenen Räumen und Ebenen. Am Fuße des jeweiligen Berghanges kleben die Unterkünfte der Mönche wie Bienenwaben. Wir waren bei einigen Pujas anwesend und immer waren wir willkommen. Das Rezitieren der Gebete erfolgt mal mit größerer Hingabe, mal auch fast ein bisschen beiläufig und nicht selten holen die Mönche ihre Handys unter den roten Umhängen hervor und checken wohl „rasch mal“ die aktuellen News während sie ganz offenkundig gähnen!?!. Oder sie tuscheln lautstark und necken einander mit Grimassen quer durch den Gebetsraum. Normales Klosteralltagsleben halt. Bei einer der Pujas wurde auch uns Tee angeboten. Und natürlich, ich wollte ihn ja unbedingt mal probieren – den gesalzenen Buttertee!!!! Warum nur??? Er schmeckt einfach abgrundtief scheußlich – anders kann ich es nicht beschreiben. Christian war aufgrund alter Erfahrungen schon weiser und hat dankend abgelehnt. Den Tsampa, den Gerstenbrei, den die Mönche meist auch noch dazu essen, haben wir uns nur in der Produktion angesehen. Ein „hochmoderner“ Riemenantrieb, der das Mahlwerk am Laufen hält. Geröstete Gerste wird in eine Schüssel gefüllt, mit jenem köstlichen Buttertee übergossen und dann behände zu einer teigähnlichen Masse geformt. So braucht es kein weiteres Backen oder Kochen und ist jederzeit essbar und lange haltbar, bleibt der Tsampa ja ohnedies ewig in der Mundhöhle gespeichert!! Und zur Verbesserung kann jederzeit noch ein Stück Yak-Butter dazugeknetet werden. Nein danke – ich muss nicht alles probieren…..
Obwohl, so mutig wie dieser Tage war ich schon lange nicht mehr! Ich war beim Frisör! Christian macht das ja immer in Indien, und was Männerfrisuren anbelangt, ist dieses Unterfangen durchaus zu empfehlen. Aber blonde Haare im Stufenschnitt mit einer Restdauerwelle in den Spitzen – das hat der Gute leider noch nie zwischen den Fingern gehalten! Und genau so fühlte es sich auch an. Die Haare werden auch nicht gewaschen, sondern nur besprenkelt. Dann fährt der „Kamm für eh alle“ bis ans Ende der Strähne und nach einem ungläubigen Blick des Barbiers kommt die klapprige alte Eisenschere und schnapp, schnapp, schon ist das Ende ab. Und so gings weiter, Strähne für Strähne, und jede in einer anderen Länge. Ich blieb wie gebannt unter meinem gruseligen Plastiküberhang sitzen, wollte mich nicht feige zeigen – hätte ich vielleicht tun sollen! Und dann kam noch die „Massage“…. nicht sensibel und einfühlsam. Nein, als wollte er das Fell eines Yaks kraulen massierte er zwei Päckchen eines nach Pitralon riechenden Öls in meine Kopfhaut, dass mir die Augen zu tränen begannen. Jetzt noch aufzuspringen - es war zu spät. Dann kam noch der Fön am Ende, um das Öl-Wassergemisch mit dem Staub von den Vortagen an den „neuen Schnitt“ anzumodellieren. Ich blickte dermaßen gebannt in den Spiegel vor mir, unfähig mich zu rühren. „Bist zufrieden“, fragt mich Christian beim Rausgehen ….. ich bin immer noch sprachlos …. gehe ins Zimmer und wasche mir die Haare JJ