Friaul
Wir lassen die Berge nun hinter uns und rollen gemütlich gen Süden, Richtung Friaul. Die Region ist uns nicht fremd, da uns schon etliche Motorradtouren in diese wundervolle Gegend geführt haben. Diesmal brauchen wir aber Platz für Styros – mal sehen.
Wir verlassen das Glocknergebiet über Heiligenblut und steuern Tolmezzo an. Die Temperaturen nehmen stetig zu und lassen auf herrliches Wetter hoffen. Ein kleiner See am Ostufer des Tagliamento ist unser Ziel. Ziemlich versteckt liegt er gleich hinter der Ortschaft Bordano, idyllisch zwischen Bäumen und urwüchsiger Natur. So ein hübsches Platzerl wäre in Österreich schon längst mit einem Schranken verziert und in Salzburg stünde wahrscheinlich schon der Parkautomat davor. Hier – hier ist es zu unserer großen Freude noch anders. Ein paar Einheimische genießen die Ruhe und picknicken, zwei einsame Womos tun es uns gleich und bleiben über Nacht. Es ist Platz genug für jeden und niemand stört sich am anderen. So machen wir erst mal einen gemütlichen Bade- Lese- und Ruhetag und planen unsere Motorradtour für den nächsten Tag.
Das Wetter ist nicht ganz so stabil wie erhofft, aber da müssen wir halt eben ein bisschen schneller fahren . Die Gegend rechts und links des Tagliamento mit seinem beeindruckenden Schotterbett, den Bergen im Hintergrund und den kleinen und hübschen Dörfern ist ein wahres Paradies. Eigentlich für alle Aktivitäten, und unsere Ausgangspunkt dafür ist perfekt. So entdecken wir wieder das eine oder andere neue Platzerl, das auch für unseren Styros geeignet wäre – unsere Landkarte für Wildcampen wächst stetig.
Wir haben uns ja vier große Dinge für diesen Kurzurlaub vorgenommen: Wandern, Motorradfahren, Radeln und Kanufahren. Die ersten beiden Programmpunkte hätten wir also erledigt. Als geeigneten Ausgangspunkt für unsere Radtour wählen wir das Flussbett des Tagliamento selbst. Schon am Vortag konnten wir sehen, wie bevölkert dieser Streifen mancherorts ist. Scharen von Liegestühlen, PKWs, Radlern und auch einige Womos machen sich den Fluss zu eigen – ein sehr buntes Bild. Na dann, wird auch für uns dort ein Platzerl sein. Das Wetter hat sich leider ziemlich eingetrübt und so gehört der Tagliamento uns ganz alleine, baden ist im Moment nicht so angesagt. Auch radeln wird zur Herausforderung und wir kehren vorerst gleich mal wieder um. Doch schließlich, wir sind ja nicht aus Zucker, und wagen einen zweiten Versuch. Das Wetter zollt unserem Eifer Tribut, und wir werden erst auf den allerletzten Kilometern nass – dafür aber richtig! Was soll`s, Styros wartet geduldig und empfängt uns mit einer heißen Dusche und trockener Wäsche. Irgendwie ist uns unser Standplatz beim kommenden Platzregen doch nicht ganz so geheuer und wir beschließen, eine Etage höher zu parken. Es gibt sie ja doch, jene Geschichten, von den blauäugigen Touristen, die nach Starkregen immer noch glauben, in einem Flussbett sicher zu sein! Schließlich sammelt sich das Wasser ja heimtückischer Weise in den Bergen und kommt erst mit Verspätung, dafür aber mächtig und gefährlich, runter ins Tal. Und da wollen wir es verbindlich nicht in Empfang nehmen. Am nächsten Tag geht es per Fahrrad noch weit über die Hügeln bis nach San Daniele, bis wir nun also auch den dritten Punkt unserer Liste abhaken können.
Jetzt fehlt nur noch die nautische Prüfung – Stechpaddeln und Motortesting sind angesagt. Wir fahren an den Lago Verzegnis, den wir auch zuvor mit dem Motorrad ausgekundschaftet haben. Ein idealer Platz für Styros und die Anrainer begrüßen uns herzlich. Unser 5,20 Meter langer Gummibolide non der Firma Gumotex ist rasch aufgepumpt und unser Ersatzmotor des Verkäufers (weil unser ursprünglich gekaufter leider kaputt war) ist auch rasch montiert. Nur leider …. auch er funktioniert nicht! Und wäre nicht Christian „Fachmann für fast alles“, wir hätten schon Schwielen an den Händen vom Rudern. So lässt sich der verstopfte Benzinschlauch reinigen und brum…brum…, wir sausen los. Allerdings sei erwähnt, dass auch unsere Stechpaddeltechnik im Vergleich zum vorherigen Mal sehr an Technik und Präzision zugenommen hat, und ich bin mir noch nicht sicher, welche Variante mir besser gefällt. Irgendwie scheint doch eine Squaw an mir verlorengegangen zu sein! Und wie schon letztes Mal erwähnt, paddeln ist die perfekte Partnerschaftsübung, um sich in Vertrauen, Einklang und Rücksichtnahme zu üben!!!!
Zu guter Letzt kommt nur noch die kulinarische Zusatzwertung – Prosciutto, Parmigiano, gefüllte Gnocci und Prosecco bunkern – und schon kurzweilige vier Stunden später stehen wir bereits wieder auf unserem Vorhof. Eine Reise, die nach Wiederholung verlang ......