Reisen in Zeiten von Covid-19
Wir starten einen weiteren Versuch, dieser Pandemie ein Schnäppchen zu schlagen und reisetechnisch das zu nutzen, was halt geht. Zweifelsohne sind wir da privilegiert, da wir uns zeitlich nicht eingeschränkt sehen und auch eine eventuelle Quarantäne beim Nachhausekommen aussitzen können. Wir beschließen also unsere abgebrochene Reise mit dem Ziel „Seidenstraße“ ein Stück weit fortzusetzen und starten diese Etappe mit Griechenland.
Die Fähre Venedig-Patras ist gebucht, alle Einreisebestimmungen abgefragt, Antigentest und PCR-Test organisiert – somit sollte also nichts mehr schief gehen. Und so ist es auch. In Italien will eigentlich niemand etwas von uns wissen, in Griechenland ermöglicht unser negativer PCR-Test eine reibungslose Einreise und zudem haben wir bereits auch eine Impfung, die uns hoffentlich bald allgemein Erleichterung beim Reisen verschaffen wird. Zum ersten Mal erleben wir mit Styros Camping on Board und sind damit sehr zufrieden. Gemeinsam mit vier Reisefreunden verbringen wir mit unseren drei Autos eine stressfreie Überfahrt und landen wie geplant pünktlich um 21.00 Uhr in Patras.
Wir fahren quer übers Land durch die fruchtbaren Ebenen der Elis zu unserem ersten Ziel - Olympia. So ca. 1000 Jahre war diese Gebirgslandschaft hier am Fuße des legendären Kronos-Hügels Austragungsort der Olympischen Spiele. So wie Vieles hier in Griechenland, also eine sehr geschichtsträchtige Ecke. Die Straßen aber sind heute leer, die kleinen Ortschaften wirken wie ausgestorben. Covid-19 hat alles fest in seinen Klauen. Das Museum ist geschlossen, die alten Spielstätten können aber besichtigt werden. Unser Übernachtungsplatz liegt idyllisch am Fluss und rasch sind wir mitten im ruhigen Campingleben angekommen. Ein Spaziergang in der Umgebung macht klar, dass der Frühling hier schon Einzug gehalten hat, wenngleich man das Lagerfeuer am Abend durchaus freudig in Anspruch nimmt.
Der etwas weiter südlich gelegenen Apollon-Tempel von Vassae liegt einfach auf unserer Strecke, also nehmen wir ihn mit. Ob er die Besichtigung wert ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Wir meinen eher nicht. Er gleicht ja mehr einem Exponat von Christo, so eingezeltet wie er ist. Um die riesige Säulenhalle zu restaurieren werden die historischen Steine wohl noch länger unter ihrer weiße Hülle verweilen müssen.
Zum ersten Mal kommt unser neues Motorrad zum Einsatz – eine Beta Alp. Ich habe extra davor noch einen neuen, superweichen Sitz bekommen J, damit mein Soziusdasein von Freude gekrönt ist. Und ich kann auch wirklich nicht klagen. Der Popo hat`s weich und die Beine haben genügend Platz. Ja, und Christian liebt dieses neue superleichte Spielzeug. Früh morgens, bei noch unangenehm kühlen Temperaturen geht es entlang vieler Kurven nach Nordosten, durch einige enge Bergdörfer Richtung Lousios-Schlucht. Dort befindet sich Gortis, das Götterbad, in das Zeus bereits kurz nach seiner Geburt getaucht wurde. Ob dem Armen diese eiskalte Dusche gefallen hat, möchte ich bezweifeln, aber wunderschön ist es hier auf jeden Fall. Die kleine Brückenkapelle Agios-Andreas gibt Zeugnis aus der byzantinischen Zeit. Man kann nun die steile Schlucht nach oben wandern, oder eben auch ziemlich bequem mit dem Motorrad hinauf zum Kloster Agios Johannis Prodromou fahren. Wir wählen letzteres J und wandern nur die letzten Meter zu Fuß. Die Wohnstätten der Mönche kleben wie Schwalbennester am Berghang. Einfachst, abenteuerlich abgestützt und wenig einladend wirken sie auf mich. Unweigerlich drängt sich die Frage auf, was Mönche in diese Abgeschiedenheit hierher zieht. Ich weiß schon, der Glaube und der Wunsch nach Askese, Abkehr von allen weltlichen Verführungen.
Ich lasse mich trotzdem gerne von der Vorstellung verführen, abends wieder in unserem gemütlichen Styros bei gutem Essen und einer Flasche Wein zu sitzen. Und genau so machen wir`s auch!