Karibik auf griechisch
Man könnte den Südzipfel dieses östlichsten Fingers noch als touristisches Neuland bezeichnen, wenngleich sich natürlich auch hier mancherorts was ändert. Der Beschaulichkeit tut dies allerdings vor allem zu dieser Jahreszeit keinerlei Abbruch. Für uns geht es auf das „Hirschgeweih“, wie die kleine Insel Elafonisos ihrer spezifischen Form nach heißt. Ein gerade mal 570 m breiter Kanal trennt das Eiland vom Peloponnes. Man könnte also auch rüberschwimmen. In der Antike war die Insel noch über einen schmalen Steg mit dem Festland verbunden. Mit dem Motorrad geht es allerdings leichter. Ja, und schon wähnt man sich auf einem anderen Kontinent. Würde man Reggae Musik hören und die Jungs mit ihren Rasterzöpfen sehen, wäre alles klar - man ist in der Karibik gelandet. So bleibt es bei türkiesblauem Meer über blütenweißem Sandgrund – und man ist immer noch in Griechenland. In der Hochsaison soll es hier richtig rundgehen, hören wir immer wieder. Aber jetzt eben noch nicht J. Wir stehen mit unserem Laster am ebenfalls herrlichen Strand gegenüber, noch am Festland. Ein wahres Surferparadies. Es darf uns also nicht wundern, dass wir uns richtig vor dem Sturm verstecken müssen, damit uns nicht alles um die Ohren fliegt. Diese Sache bleibt uns, weniger zu unserer Freude, auch noch die folgenden Tage erhalten – es bläst v.a. nachmittags unaufhörlich! So klug können wir uns eine Bucht gar nicht aussuchen, der Wind ist immer schon dort! Und er dreht auch wirklich wie er will! Na ja, jammern wäre ein Frevel – tun wir also nicht.
Von hier ganz an die südlichste Spitze des Peloponnes ist es nicht mehr weit. Dort erwartet uns wirkliche Einsamkeit. Die Landschaft ist urig wie nie zuvor und wir erklären spätestens jetzt diesen Finger zu unserem Lieblingsfinger! Mittlerweile sind wir „Kap-Sieger“, haben also auch den letzten südlichen Zipfel erwandert und waren am Kap Maleas. Ein schmaler Weg führt die Küste entlang eines Pilgerweges zum kleinen Kirchlein Irinis. Tiefe Einschnitte geben den Blick auf türkiesblaues Wasser frei. Unser Stellplatz bei George ist ebenfalls vom Feinsten. Er spricht ein bisschen Englisch und so entdecken wir rasch unsere Gemeinsamkeit – die Liebe zu Katzen. Ob sein kleines Häuschen mitten in der Macchia irgendwann mal bewohnbar sein wird, ist noch offen. Aber so kommt er auf jeden Fall täglich hier heraus, um seine Katzen zu füttern J und holt dabei auch gleich die Fischernetze ein. Der Erfolg aus dem Meer? Wohl eher spärlich. Wir haben den Platz und auch ihn richtig liebgewonnen, brechen nach drei Tagen aber dann doch wieder auf.
Nächster Stopp – nicht neu für uns – aber immer wieder bezaubernd. Der Felsklotz vor Gefira, mit einem Damm mit dem Festland verbunden: Monemvasia. Das Engagement vieler Griechen hat diese mittelalterliche Stadt in unsere Zeit herübergerettet. Enge, holprige Gassen führen in die Oberstadt hinauf zu den Resten des Kastells und der aufwendig restaurierten byzantinischen Kirche. Über viele Jahrhunderte war Monemvasia mal Stützpunkt der Venezianer, dann der Türken und irgendwann auch wieder der Griechen. Von allen ist irgendwas geblieben und macht den Reiz der alten Stadt aus. Wir teilen die schmalen Gassen mit nur wenigen Touristen und können uns den schönsten Platz auf einer der Dachterrassen aussuchen. Es herrscht noch Ruhe hier in Monemvasia zwischen den kleinen Schmuckläden und Spezialitätengeschäften, die sich hinter dicken Mauern verbergen.
Ja, und abends, auf unserem Standplatz mitten im Hafen, geht es wieder rund. Nicht der Menschen wegen, sondern wegen Gevatter Wind! Wie schon erwähnt, er ist nicht unser bester Freund, aber er fragt uns halt auch nicht nach unserer Meinung….