Zu Zweit auf 12,15m²
Man hört ja immer wieder, dass die größte Beziehungsprobe das Feld der gemeinsamen Kindererziehung sei. Nun, ich habe dies nie erlebt, kann es mir aber gut vorstellen. Da prallen sicher oft intergalaktische Welten aufeinander – die der Venus und des Mars. Ein direkter Vergleich ist für mich also nicht möglich, von einem weiteren ebenso unendlich breiten Spannungsfeld kann ich jedoch berichten: zwei Menschen über Wochen auf 12,15m² auf einem fahrbaren Untersatz. Wenn dieser Teil bei uns gemessen an der Herausforderung zugegeben wirklich erstklassig funktioniert, so erfährt die Geschichte „Zu zweit im Führerhaus auf 3,2 m² - ein Fahrer, ein Navigator“ erst ihren wahren Höhepunkt!
Nun ist Kommunikation ohnedies ein ganz schwieriges Thema zwischen Mann und Frau. Für uns Frauen ja nicht wirklich, doch Mann hat hier eindeutig noch Entwicklungsbedarf – ich korrigiere mich: Entwicklungspotential. Nein, keine Sorge, dies wird keine psychologische Lehrstunde, lediglich ein Erfahrungsbericht. Ich spreche also von Realitäten – oft überprüft, oft hinterfragt und ständig bestätigt.
Es liegt in der Natur unseres Daseins, dass wir Frauen uns für gewöhnlich nicht so sehr mit technischen Details auseinandersetzen. Es macht ja nun auch wenig Sinn, wenn ich die Funktion des Spulenfeldes eines Induktionsherdes (und alleine damit habe ich ja schon die nötigen Grundkenntnisse bewiesen) genauestens erklären kann und dabei am Ende dennoch kein g`scheites Essen rauskommt. Da hätte Mann dann auch wieder keine Freude. Auch ist es völlig nutzlos zu wissen welches Endgerät nun 12 Volt oder 24 Volt benötigt, wenn das Saubermachen des mobilen Hauses mit Putzlappen und Wasser vonstatten geht. Also welchen Sinn hat hier die ewige Pedanterie, frage ich mich.
Auch mit optischen Täuschungen verhält es sich ähnlich. Der Abstand des rechten Vorderrades zur Gehsteigkante kann nun 20 cm sein oder vielleicht auch ein bisschen mehr. Wir wollen doch hier keine wissenschaftliche Arbeit daraus machen – und manchmal mag es eben auch ein bisschen weniger als 20 cm sein. Und so kann es schon mal geschehen, dass sich am Reifen eine kleine Schleifspur abzeichnet, weil es eben doch keine vollen 20 cm mehr waren. Wir Frauen sind mit diesen Abmessungen einfach ein klein wenig toleranter. Es geht doch um Augenmaß und nicht um eine Doktorarbeit.
Und im Übrigen sind meine Handzeichen zur Darstellung wie weit das Heck von der Mauerkante nun entfernt ist, so eindeutig wie die Zutaten eines Kuchens. Aber den kann Mann halt leider auch nicht backen.
Aber der größte Knackpunkt ist und bleibt jener mit der Orientierung. Nicht im Leben, nicht im Raum, nein auf so einer depperten Karte auf der anscheinend von männlichen Autoren alles so fuzelklein gedruckt ist, dass es während holpriger Fahrt unmöglich lesbar ist. „Antizipieren, vorausschauen…. schau dir die Umgebung an…“ tönt es lautstark an mein Ohr. Ja danke, darauf werde ich mich besinnen und mein Gegenüber daran erinnern, wenn das nächste Mal „angeblich“ kein Bier oder keine Krainerwurst im Kühlschrank zu finden sind. Und ich möchte anmerken, hier handelt es sich dann um eine übersichtliche Box von 1m x 50cm, in der Mann sich nicht orientieren kann, nicht um eine fast unlesbare Karte, die sich aus Platzmangel nicht ausbreiten lässt. Ja und außerdem sollten wir dann auch noch gleichzeitig das Navi bedienen, von Routenplaner auf Gesamtübersicht umschalten, Autobahnen wegprogrammieren und dann bei engen Ortsdurchfahrten auch noch auf Hausvorsprünge und Gehsteigkanten achten. Was sind diese Aufgaben gegen das Auffinden einer Dose Bier und einer Krainerwurst im Kühlschrank! In jener oben genannten Box lassen sich von ihm erfahrungsgemäß nämlich nur jene Dinge in der vordersten Reihe ausfindig machen. Wer will mir da noch etwas über Orientierung sagen.
Also bitte, meine Herren, besinnen sie sich auf ihren vielzitierten Verstand und stellen sie ihren vermeintlichen Perfektionismus zurück. Alles braucht seine Zeit und nicht alles funktioniert immer gleich beim ersten Mal, wir machen deswegen ja auch nicht immer gleich einen Aufstand!
Abgesehen davon haben wir ja eine Lösung parat, eine recht einfache sogar: „Schatz, lass uns rechts ranfahren, nochmal auf der Karte nachschauen und gegebenenfalls umdrehen“. Ich höre sie nun förmlich alle schallend lachen, ein gar unmöglicher Vorschlag, ich weiß. Nur leider fehlen mir dafür die erklärenden Worte, ich weiß schier nicht, weshalb dies so unmöglich sein soll – ein Paradoxon dessen Regelmechanismus mir bisher verschlossen blieb. Und welch absurdes Ansinnen zu glauben, wir könnten die Hintergründe desselben auf kommunikativem Wege ergründen. Spätestens hier öffnen wir unweigerlich die Büchse der Pandora und verbale Plagen prasseln auf uns hernieder…. Ich werde nicht weiter nachfragen, hinterfragen oder gar Verbesserungsvorschläge machen – ich hab`s verstanden, WIR sind lernfähig.
Hier schließt sich also mein Kreis zum Beginn meiner Ausführungen:
Gefragt sind die Fähigkeit zur Reflexion, besonnenes Nachdenken, je eine Portion Gelassenheit und Nachsicht und das Eingeständnis zu zeitweiligen kleinen Misserfolgen – und schon wäre eine gelungene Kommunikation das Ergebnis. Die Formel ist klar, die Umsetzbarkeit in der Realität scheint unmöglich.