Pelops hat uns eingeladen

Es fällt  uns nicht ganz leicht von zu Hause aufzubrechen, zu schön ist die Zeit gerade. Die Terrasse ist auf Sommerbetrieb umgestellt, alles beginnt langsam zu sprießen und schon morgens kitzeln uns die Sonnenstrahlen aus dem Bett. Aber was soll`s, bei so prominentem Ruf müssen wir ihm doch Folge leisten. Der mythische König Pelops, dem die Insel ihren Namen verdankt, hat uns eingeladen um uns sein Land zu zeigen. So heißt es grammatikalisch richtig auch die Peloponnes, weil es eben die Insel des Pelops ist. Doch da sich der nun mal durchgesetzt hat, wollen auch wir es in weiterer Folge dabei belassen – und unser Gastgeber hat versprochen uns zu verzeihen. Denn mit den Strafen der mythischen Griechen ist es nicht zu spaßen  und ganz bestimmt wollen wir nicht fälschlich eine „Büchse öffnen“.

 

Wir starten unsere Reise gemütlich am Vormittag, Styros haben wir schon in den Tagen davor gesattelt und reisefertig gemacht. Und nun scharrt er schon in den Startlöchern und freut sich mit uns auf ein neues Abenteuer. Nachdem wir die ausbeuterische Passage durch Slowenien hinter uns gelassen und unverschämt hohe Autobahngebühren gezollt haben, erreichen wir die Stadt Triest. Es ist nicht schwer zu verstehen, dass für Kaiserin Sisi Schloss Miramare heißgeliebter Anziehungspunkt war. So wie für sie ist Triest nun auch für uns das „Sprungbrett“ in den Süden. Und um 05.00 Uhr morgens beginnt unsere Schiffspassage. Alles ist ruhig, alles funktioniert einwandfrei.

 

In Patras wartet schon Pelops auf uns und geleitet uns in östlicher Richtung weiter bis nach Korinth. Am Peloponnes sind Geschichte und Kultur, Strände und Berge nie weit voneinander entfernt. Und dazwischen entfaltet sich bereits jetzt im frühen April eine überbordende Natur. Ein Blumenmeer aus gelben Ginsterbüschen, dazwischen Roter Mohn, wilde Orchideen, Primeln sowie blühende duftende Orangen- und Zitronenbäume begleiten uns allerorts. Es ist eine wunderbare bunte Zeit nun hier bei den Helenen. Wir erreichen die Stadt am Meer, am Kanal von Korinth. Der schmale Isthmus, jene Landenge die die einzige Verbindung zum europäischen Festland bildet, wird an seiner schmalsten Stelle von einem 6,3 km langen Kanal durchschnitten der den Korinthischen mit dem Saronischen Golf verbindet und die Umschiffung des Peloponnes überflüssig machte. Heute hat die Durchfahrt für die modernen Hochseefrachter aber an Bedeutung verloren, dafür ist die Wasserstraße viel zu schmal.

 

Pelops aber zeigt uns sein Korinth, jene Stadt  die in der Antike bekannt für ihren  Luxus und ihre  lockeren Moralvorstellungen war – der Gute möchte also gleich zu Beginn mal etwas protzen. Also lassen wir ihn mal. Aphrodite genoss hier besondere Verehrung, erzählt er uns. Dass viel später Apostel Paulus in der Stadt weilte und in seinen Korintherbriefen versuchte die Einwohner zu belehren und zu bekehren, davon erzählt er nichts. Ja, ja, die Griechen kannten wohl schon eine „antike Spaßgesellschaft“.

 

Doch zweifellos, mit dieser Ansiedlung kann er uns schon gleich zu Beginn etwas bieten. Die Gegend war ja schon 5000 Jahre v.Chr. besiedelt. Von keinem Geringeren als vom klugen Sisyphos und seiner Frau. Nur wirklich blöde, dass dieser kluge Mann eben wegen seiner Intelligenz unter den Göttern gefürchtet war. Und als er es dann auch noch wagte Zeus zu verraten, war es endgültig Schluss  mit Lustig – und so rollte er fortan hinauf den Stein, und immer wieder auf`s Neue. Strafe musste sein.

 

Durch die geographische Nähe zu Ägypten und Asien herrschten immer wieder rege Handelsbeziehungen zwischen den Staaten und Korinth erlebte mehrere Hochblüten. Reiche und Reichtümer bauten sich auf, zerfielen oder wurden zwischen den Rivalen zermalmt, immer auf dem Rücken der Bevölkerung.  Doch heute schauen wir auf das was geblieben ist. Wir wandeln durch die Geschichte, horchen was die Steine uns erzählen können. Am besten erhalten sind die dorischen Säulen des Apollon-Tempel, das heutige Wahrzeichen Korinths. Wenn von den ursprünglich 42 Säulen auch nur noch sieben erhalten sind, so kann man dennoch erahnen, wie mächtig diese Ansiedlung einmal war.

 

Doch wir sind noch nicht am Ende des heutigen Tages, Pelops nimmt uns mit auf den Berg, zeigt uns Akrokorinth. Wie ein riesiger hingeworfener Klotz liegt dieser wuchtige Berg inmitten  der Landschaft. Der Blick von oben reicht vom Golf von Korinth bis zum Saronischen Meer. Pelops ist mächtig stolz uns dies zu zeigen und gestattet uns mit Styros in erster Reihe fußfrei dort hoch oben vor den Resten der alten Befestigungsmauer zu übernachten. Wir danken und sinken in den wohlverdienten Schlaf nach dem anstrengenden Kultur-Intro. Doch nicht lange…. kurz nach Mitternacht werden wir aus unseren Träumen gerissen und wägen uns auf einer unserer Schiffsreisen bei stürmischer kroatischer See. Wellen scheinen gegen Styros` Außenwand zu schlagen (es ist das Wasser in unseren Tanks), der Wind heult beängstigend. Es hat ganz gewaltig aufgefrischt, völlig unerwartet und wahrlich ein bisschen bedrohlich, so an der Kante des Abgrundes an der wir stehen. Also entschließen wir kurzerhand „umzuankern“, was sich in diesem Fall nun deutlich leichter gestaltet als auf stürmischer See. Den Diesel kurz angeworfen, uns blitzschnell in den Wind gestellt – gebannt ist die Gefahr und wir können friedlich weiterschlafen!