Exo - Mani, es wird lieblicher
An der Westseite der Manihalbinsel fahren wir wieder hinauf gen Norden. Die Landschaft wird hier deutlich lieblicher. Wir befinden uns noch halb in Lakonien und bereits zur Hälfte in Messenien, dem westlicheren Teil des Fingers. Unsere Motorradexkursionen bringen uns in weitere entlegene Dörfer hoch oben mit teils fantastischen Ausblicken auf das azurblaue Meer. Die Ansiedlungen scheinen auch hier wie fast ausgestorben, viele Kafenions sind geschlossen und die Straßen sind menschenleer. Und doch wirkt die Mani hier „architektonisch fröhlicher“, nicht so verschlossen. Irgendwie gelingt es uns auch den Schlüssel zur Dorfkirche zu bekommen und wir dürfen sie besichtigen. Manche kleinere stehen offen, die meisten Kirchen aber bleiben verschlossen. Das Innere der meist byzantinischen Kirchen ziert eine Unzahl von Heiligenbildern und Ikonen. Aber auch wunderschön restaurierte Wandmalereien sind oft sichtbar. Oben im Turm ist stets sichtbar die Glocke montiert und unglaublich verführerisch hängt ein dickes Seil nach unten – ich wiederstehe daran zu ziehen! Pelops funkelt mich an …. Nein, nein, das darf man nicht!
Man sieht der Landschaft an, dass sie nach Regen dürstet. Noch blüht und duftet alles, aber die Hitze und der Wind zeigen erste Verfallserscheinungen. Wir fahren durch Gegenden überseht mit Tausenden Olivenbäumen, wie alte knorrige Gestalten bedecken sie den kargen Boden. Den Kampf mit der Olivenernte, den sie alljährlich im November bestreiten, haben die Bauern ja bereits gewonnen, haben reiche Ernte eingefahren und so wieder einen erfolgreichen Beutezug hinter sich. Nun ist das Leben hier am Peloponnes wieder ruhiger geworden …. bis im Hochsommer wohl eine neue Schlacht beginnt, jene mit den germanischen Invasoren, wohl ihr eigentliches Geschäft. Wir aber sind noch vor ihnen da – Pelops hat den Zeitpunkt gut gewählt. Wenngleich er meint, Schlachten zu schlagen gehöre zu Griechenland dazu und mit Hilfe Ares` Wildheit und Athene`s Weisheit hätten sie nichts zu befürchten. Tja, ich werde das dann mal nach Brüssel weitergeben, scherze ich mit ihm. Pelops kann meinen Witz nicht verstehen und bevor ich mich in einer weiteren mythologischen Lehrstunde befinde, winke ich dankend ab.
Bei der Reise durch die „Äußere Mani“ kommt man an den vielen Höhlen nicht vorbei. Unter uns befindet sich quasi ein Labyrinth von Unterwasserhöhlen, eine bizarre Welt aus Stalaktiten und Stalagmiten, die märchenhafte Unterwelt der Mani – „die Geisterwelt der Feen und Elfen“, wie Pelops ergänzt. Die Kombination aus Süßwasser und Salzwasser ließ dort Obsidian entstehen, jenen harten glasähnlichen Lavastein, der in der Steinzeit für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen verwendet wurde.
Wir passieren so reizvolle Dörfer wie Gerolimenas, Areopolis, Kardamili und Ag. Nikolaos – unser Favorit! Das kleine Fischerdorf lässt einen daran glauben, Griechenland würde sich nie verändern und immer dieses entspannte schon so oft besungene Feeling verströmen können. Wir finden auch mit unserem „Dicken“ einen guten Platz direkt neben dem Leuchtturm und nur einen Häuserblock vom Hafen entfernt. Abends essen wir gemütlich in der Stadt und schon ist es da, dieses Feeling….
Am nächsten Tag geht`s weiter in die weite Bucht des Messenischen Golfes, nach Kalamata. Das Wetter ist nicht berauschend, also denken wir uns, doch vielleicht besser ein Stück in die Berge Richtung Sparta zu fahren. Doch Kalamata ist bekannt als Wohnmobilalbtraum! Wir fragen also einen hilfsbereiten Griechen nach dem besten Weg nach Sparta. Auch der Protagonist in Böll`s „Wanderer kommst du nach Spa…“ wollte es nicht glauben wo er sich befindet. Wir auch nicht – als die Gasse vor uns immer schmaler wird, die Olivenbäume rechts und links von uns immer tiefer hängen…. bis nichts mehr geht. Alle Versuche Christian`s, das Buschwerk zu fällen – was er auch tut – bleiben letztlich trotzdem erfolglos. Die kleine Wohnstraße, in die man uns geleitet hat, ist jetzt zwar ausgeputzt, aber hindurch kommen wir trotzdem nicht. Also muss Styros die Gasse im Retourgang wieder zurück, Bauch und Spiegel einziehen…. Alles geht gut, nur Christian braucht danach mal ein Stamperl Schnaps zur Beruhigung! Das Wetter wurde auch immer mäßiger, nichts für die Berge also außen herum um Kalamata an den West-Beach. Das nun war die richtige Wahl! Ein schöner Platz am Meer, in Gehweite zur Stadt und mit allem Komfort den wir sonst noch brauchen. Kalamata selbst ist keine Schönheit, ihr Charme zeigt sich angeblich erst beim zweiten Blick – den wir aber nicht erproben. Pelops erzählt mir die traurige Geschichte aus dem Jahre 1986. „Am 13.September öffnete sich der Boden der Erde. Kein Stein blieb auf dem anderen. Es war wie schon Thales von Milet es erklärte: nachdem ja das gesamte Universum wie ein Schiff auf dem Wasser schwimmt, kann so etwas Schreckliches passieren. Immer dann wenn das Wasser wackelt, dann bebt auch die Erde.“ Also diesmal keine Strafe der Götter laut Pelops. Wie auch immer, ein Viertel der Häuser wurde unbewohnbar, das Beben der Stärke 6,2 richtete so große Schäden an, dass fast alles neu aufgebaut werden musste, wobei man wie gesagt mit Charme etwas gespart hat.
Der nächste Tag beschert uns bessere Sicht und so schwingen wir uns wieder auf unser Motorrad um in die Berge zu fahren. Eine serpentinenreiche Straße, schöne Ausblicke, kleine Dörfer …. und Oliven soweit das Auge reicht. Das Olivenöl aus Kalamata soll ja angeblich das Beste sein!!! Aber das behaupten ja alle Olivenbauern von ihrem Produkt.