Georgien, ein neues , fremdes Land
Grenzübertritt Georgien – Höhlenkloster Vardzia – zu Gast in Tiflis
Wir verbringen eine Nacht am Cildir Gölü, dem größten Süßwassersee und zweitgrößten See der Region Ostanatoliens. Die Landschaft ist karg, rund herum nur spärliches Weideland. Hauptsächlich leben die Bewohner vom Fischfang. Das Wetter ist leider einfach zu kühl, um länger zu verweilen. Also geht es am nächsten Tag auf zu neuen Ufern – nach Georgien. Aber wo sind wir jetzt eigentlich gelandet? Noch in Europa? In Asien? Oder im Nahen Osten? Die Zuordnung ist nicht ganz einfach, dieses Land bildet gemeinsam mit Aserbaidschan und Armenien den Landkorridor zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Die Georgier selbst sehen sich ganz eindeutig als Teil Europas, möchten in die EU. Für uns ist es ganz einfach Neuland…..
Die Annäherung an die Grenze von türkischer Seite lässt Schlimmes befürchten – eine schier endlose LKW-Schlange bis zum Horizont. Doch wir dürfen an diesem Bandwurm ohne jegliche Ansteckungsgefahr vorbei fahren, warten müssen nur die armen LKW-Fahrer. An der türkischen Ausreise-Grenze, zieht es sich für uns dennoch in die Länge. Irgendetwas passt nicht mit unseren Papieren. Es dauert lange … „there`s a problem with your car, the system shows a penalty“…. OK. Was haben wir angestellt, was sollen wir tun? Große Fragezeichen auf beiden Seiten. Wir blicken ins Häuschen des Zollbeamten, dieser starr in seinen Computer. Nach 45 Minuten ist das Rätsel gelöst! Von unserer letzten Reise von vor 2 Jahren besteht noch eine Restschuld für Mautgebühren, die wir ganz offensichtlich nicht bezahlt haben und die noch auf unser Nummernschild gebucht ist! Nun gut… „sorry about that, of course we will pay“. Wieder warten, wieder wird der Computer hypnotisiert. Unsere Restschuld: 73 TL…. das sind ca. Euro 2,50 J. Bitte liebe Leute, lasst die Kassa klingeln und uns die Schuld begleichen! Wir machen das gerne, aber biiiitte lasst uns ausreisen! Christian muss noch zur Polizei, Kreditkarte zücken und dann sind wir endlich drüber.
Auf georgischer Seite geht es munter weiter mit dem LKW-Bandwurm – nur dass die Straße hier so schlecht ist, wie wir dies überhaupt noch nirgends gesehen haben. Schlaglöcher bis zu 30 cm tief, das Bankett abgebrochen, wie in Schlangenlinien winden sich die Laster, uns eingeschlossen, um die Katakomben. Na, das kann ja heiter werden!
Unser Ziel, das Höhlenkloster von Vardzia. Wir wählen nicht die Hauptroute, sondern nähern uns über eine von Süden kommende Serpentinenstraße an, die sich über viele Haarnadelkurven ins Tal windet. Auf halber Strecke machen wir für heute aber Halt, weil einfach der Blick zum Kloster auf die andere Seite des Canyons, so herrlich ist. Urwüchsige Landschaft, üppiges Grün und tatsächlich mal kein (!) Regen am Abend. Für die nächsten drei Nächte fahren wir dann runter ins Tal, fußläufig zum Kloster, und verbringen dort eine schöne Zeit mit noch anderen Reisebekannten. Vardzia wurde in vier Etappen unter mehreren Herrschern beginnend im 12.Jhd. errichtet und ausgebaut. Die Höhlen erstrecken sich über etwa fünfhundert Meter entlang der Klippe des Erusheti-Gebirges und sind in bis zu neunzehn Ebenen unterteilt. Das Kloster war ein wichtiges kulturelles Zentrum, ein Ort bedeutender literarischer und künstlerischer Arbeit. In seiner Hochzeit war die Anlage für 50.000 Menschen gedacht und bestand aus 3000 Höhlenwohnungen, von denen nach einem Erdbeben nur noch 750 übrig geblieben sind. Wirklich unglaublich beeindruckend! Und obwohl es abends wieder regnet und stürmt, sodass unsere Freunde mit ihrem kleineren Auto fast mit dem Vorzelt abheben, bleiben wir für drei Tage, bevor wir uns nach Tiflis aufmachen. Mittlerweile steht unser Plan fest, mir machen eine kurze Pause, stellen das Auto ab und fliegen nach Hause. In Tiflis dürfen wir uns für eine Nacht als Gäste im Hause von Bekannten fühlen. Wir übernachten bei ihnen – oder vielmehr… die Alternative „wir schlafen natürlich im LKW“ wurde nicht akzeptiert J. Und so genießen wir den Abend mit Ana, Suliko und ihren beiden Kindern und werden dabei noch ganz köstlich mit georgischem Essen verwöhnt. Tags darauf wird Styros noch fürs Alleine-Sein fertig gemacht, gut und sicher abgestellt und wir verbringen noch ein paar angenehme Stunden mit Alexander Kharlamov, dem österreichischen Honorarkonsul von Georgien – wieder mal bei einem ganz köstlichen landestypischen Essen!