Friaul -Julisch Venetien
So nah -
und auch so schön
Eigentlich sollten wir jetzt gerade mal so auf dem Weg Richtung Kirgistan sein. Also unsere Richtung gen Süden ist da nicht ganz korrekt. Aber es gibt nun mal Dinge, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen und so pausieren wir mit unserer „Round the Globe –Tour“ und genießen die Heimat. Wenn sich der Kopf mal darauf eingestellt hat, und das hat wahrlich Zeit gebraucht, dann kann auch das Herz wieder langsam mit. Wir erkunden nichts völlig Neues, Friaul und Julisch-Venetien sind uns nicht fremd. Und auch diesmal die Erkenntnis: es ist absolut wert, diese Gegenden zu bereisen.
Wir haben Styros also vom Wüstensand befreit, alles ausgeräumt, das leider nicht seine Verwendung gefunden hat und ihn für einen Kurzurlaub neu gepackt. Da uns nur eine einzige Grenze von Zuhause trennt, machen wir uns keine großen Sorgen ob möglicher Corona-Szenarien. Diesmal kommen wir immer rasch wieder nach Hause – so viel steht fest.
Der erste Stopp auf unserer Seen-Tour ist der Lago di Bordano, in der Region Friaul. Die Ortschaft liegt auf der rechten Seite des Tagliamento, umgeben von den Bergen Brancot (1.015m) und San Simeone (1.505m). Ein idealer Platz für Styros, an dem man tatsächlich noch frei stehen darf. Tagsüber kommen Einheimische zum Baden, über Nacht bleibt kaum jemand hier. Der Ausgangspunkt ist ideal. Mit dem Motorrad nach Süden Richtung Görz in die Weingegend Brda sind es gerade mal 40 km. Die Hügellandschaft ist überaus reizvoll. Schon ähnlich wie in unserer Südsteiermark, aber vielleicht noch ein bisschen charmanter, zumal auf jedem Hügel noch ein hübscher Campanile thront. Das Wetter ist durchwachsen und wir sind stets am Abwägen, welche Ausfahrt sich noch vor dem nächsten Regen ausgehen kann. Hier mit dem Motorrad über die Dörfer zu cruisen ist das reinste Vergnügen. Und vorweg, wir bleiben bis zum Ende trocken! Von Bordano ist es ein Katzensprung nach San Daniele und so sind auch den Gaumenfreuden keine Grenzen gesetzt.
Mit im Gepäck ist diesmal auch unser Kanadier – unser grünes Schlauchi. Perfekt für eine Paddeltour im Tagliamento. Übers Wochenende kommt Andreas nach und so haben wir zwei Autos. Die beiden Männer kundschaften Wassertiefe und Verlauf einer möglichen Fahrrinne aus und schon geht’s los. Ein Laster steht am Ende unserer Paddelstrecke, die beiden Gummi-Boliden werden zu Wasser gelassen und wir starten! Gleich nach wenigen Metern kommen die ersten Stromschnellen und „geübt wie Christian und ich sind“, gleich das erste Kentermanöver. Ich paddle was das Zeug hält, aber es hilft alles nichts mehr – wir fahren auf einen Stein auf, drehen uns quer… der Kanadier kippt, wir purzeln raus, ich bleib mit meinem Fuß in einer Schlaufe hängen, Christian schlägt sich die Schienbeine blutig …. Jetzt wissen wir zumindest, wie man es nicht machen soll! Der Rest verläuft ruhig …. aber nicht minder anstrengend. Am Ende kann ich meine Arme kaum noch heben, so bleiern fühlen sie sich an. Auf jeden Fall eine echt coole Sache, dieses Paddeln – und eine hervorragende „Partnerschaftsübung“J.
Der Tagliamento ist schon richtig schön, aber für die nächsten Tage geht es nach Slovenien, ins Soca-Tal – dieser Fluss toppt nochmal alles Bisherige. Das sicher schönste Tal der Julischen Alpen verläuft entlang dieses smaragdgrünen Flusses und besticht nicht nur durch die Farbe des Wassers, sondern auch durch seine Schluchten und Klammen. Ein echtes Paradies inmitten des Triglav-Nationalparks. Natürlich wird es hier schon wieder touristischer, wenngleich im Moment noch wenige Urlauber hier sind. Es ist nicht ganz so leicht, einen Campingplatz zu finden, wo wir mit Styros auch hin kommen. Einige liegen versteckt tief unten im Tal, mit einem Zufahrtssträßchen, das für einen 12-Tonner nun mal nicht geeignet ist. Aber wir werden fündig. Die Tolmin-Schlucht liegt ganz nahe und ist perfekt für einen kurzen Ausflug, bevor uns der Regen erwischt. Aber wie gesagt, wir bleiben bis zum Ende trocken! Man könnte noch viele Tage hier verbringen, aber die Zeit reicht leider nicht aus und so geht es wieder nach Hause.
Von Bovec nach Norden Richtung Tarvis, vorbei am wunderschönen Lago di Predil. Entlang des Gebirgsflusses Gailitz geht es über einige Kehren hinauf zur Passhöhe auf 1156 Meter. Kurz davor zweigt Sloweniens höchste Straße ab, jene auf den Mangart. Für Styros ist es hier zu eng, da fährt es sich schon besser mit nur zwei Rädern!
Ja, und wenig später sind wir bereits wieder zu Hause.
Julisch-Venetien ist also wirklich ein Traum-Erholungsgebiet gleich vor unserer Haustüre und ganz bestimmt noch einen weiteren Besuch in diesem so ganz speziellen Jahr wert!!!!