Assietta Grenzkammstrasse
Mittlerweile Routine: Aufstehen , frühstücken, zusammenpacken, es sitzt jeder Handgriff und das Gepäck ist handlich und gut ausbalanciert verstaut. Wir fahren los , bleiben immer wieder mal abwechselnd und an unterschiedlichen Stellen stehen um zu fotografieren, Ziel vorerst ist mal der Col de Vars. Josef ist vor mir als ich zu einer Abzweigung komme aber ich sehe ihn nirgendwo. Eigentlich eine Abzweigung wo man normalerweise zusammenwartet aber Josef hat sie einfach übersehen ( aber das erfahre ich erst nachher ...) . Ich habe ein ungutes Gefühl und fahre auf dem - richtigen - Weg weiter. Umso weiter ich komme umso schneller fahre ich aber ich sehe keinen Josef. Was tun ? Ich entscheide einmal bis zur Passhöhe zu fahren denn dort wird auf alle Fälle zusammengewartet. Als ich oben ankomme habe ich es ohnehin schon gewusst - Josef ist nicht da . Er muss vor mir die Abzweigung übersehen haben und ist gerade aus weitergefahren . So fahre ich zurück um ihm bei nächster Möglichkeit ein SMS zu schicken oder sogar anzurufen denn hier oben gibts keinen Empfang . Doch siehe da - 2 km unter der Passhöhe kommt er mir schon entgegen - er hat bemerkt dass er am falschen Weg ist , hat mir ebenso ein SMS geschickt und hat umgedreht . Also alles gut . Weiter gehts durch die fantastische Alpenkulisse des Col du Izoard, es sieht aus wie im Brice Canyon in den USA. Wir besichtigen Briancon, hier gibts die wohl größte Burganlage in den franz. Alpen. Über Montgenevre fahren wir über die Grenze nach Italien Richtung Susa, der Tageseinkauf gestaltet sich schwierig - ich suche Schafskäse für griechischen Salat - meine Pantomimenfähigkeiten sind jedoch mangelhaft. Ich mache " mäh " und man bringt mir Ziegenkäse ... nein , nein , keine Ziege ....mäh , mäh, das Tier mit dem dicken Pelz ... es kommt noch schlimmer - man bringt mir Kuhmilchkäse . Ich gebe auf - dann Mozarella bitte . Gibt es nicht ! Wie bitte - in Italien kein Mozarella - das kann nicht sein . Ich versuche es nochmals und die liebe Dame bestätigt - sie hätten keinen Mozarella von Schaf oder Ziege .... nein , und wieder nein - diesmal wäre doch Kuh in Ordnung . Na also , es geht doch - ich verlasse mit 2 Packungen Mozarella - diesmal von der Kuh - oder vom Büffel , es ist mir egal etwas erschöpft das Geschäft . Leider ist heute noch keine Ruhe , bis wir endlich einen akzeptablen Platz für unsere Zelte finden vergehen beinahe 2 Stunden aber dann sind wir doch zufrieden, ein netter Flecken am Torrente Cenisia , Uhr wieder auf null , Tomaten mit Mozarella , Bier - was will man mehr. Dass es während des Essens wieder zu regnen beginnt nehmen wir nur mehr stoisch zur Kenntnis.
Der nächste Morgen beschert uns nebst beinahe wolkenlosem Himmel ein weiteres Highlight. Die Assietta Kammstraße. Zuerst allerdings will der Col de Finestre mit seinen 64 Kehren bezwungen werden. Es geht Kurve nach Kurve steil durch Bergwald bergauf bis wir nach Verlassen der Baumgrenze über uns das Gipfelfort des Finestre sehen. Kurzer Halt und weiter gehts Richtung Col de Assietta . Hinweistafeln widersprechen sich, einmal gesperrt , einmal geöffnet. Der Weg wird schmäler uns schlecht , es wechseln sich Schotter mit Geröll und rutschigen Passagen ab. Der Fahrer eines entgegenkommenden Autos meint dass der Weg im weiteren Verlauf unpassierbar wäre , ebenso treffen wir Bauarbeiter deren Aussage sich auf " impossibile " beschränkt . Egal , nur wer wagt - gewinnt , no risk - no fun , und rechts ist Gas - wer bremst verliert ohnehin.... wir versuchen es. Mit dieser Motivation geht es weiter und wir kommen tatsächlich bis zum Colle del Assietta, dann jedoch versperrt uns eine ca. 30 Meter lange und sicher 25 cm tiefe Schlammpassage den Weg - zu allem Überfluss auch noch bergauf. Josef mit seinen Stollenreifen bewältigt die Herausforderung bravourös, und während wir beraten wie wir meine GS mit den Straßenreifen da hinauf bringen kommen plötzlich 4 Geländewägen über die Kuppe. Ich halte den ersten davon auf - es ist der Chef der Firma www.waypointtours.com - ein Engländer - mit 2 Kunden. Als ich ihn frage ob er uns 5 Minuten helfen könnte die GS über die Passage zu bringen war sein einziger Kommentar dass er sich nicht die Schuhe schmutzig machen möchte, startet seinen Motor und fährt weiter. Jetzt habe ich ja schon wirklich Vieles erlebt, aber in solchen Kreisen unter Geländefahrern , am Berg auf 2500 Meter Höhe habe ich so eine Unglaublichkeit noch nicht erlebt . Nachdem der Ärger dann ( fast ) verflogen war haben wir die GS auch so gut über den Hang gebracht. Leider hat uns dann das Wetterglück wieder mal verlassen und wir haben schlussendlich bei 1 Grad und Schneegraupeln umgedreht. Möglicherweise wäre auch noch Nebel eingefallen und dann ist es kein Spaß irgendwo dort oben bei Schneefall festzusitzen. Wir fahren zurück nach Briancon, finden einen netten Platz im Wäldchen am Zusammenfluss von 3 Bächen, essen ganz gut und verbringen die Nacht - na wie wohl ? - mit Regen!