Pamukkale und die lykische Küste

 

Pamukkale - Fethiye - Kayaköy - Kas - Myra - Kaleköy - Mavikent-Plage

 

An bereits bekannte Orte zurückzukehren, birgt viele Vorteile. Man weiß bereits, worauf man sich einlässt, kennt die örtlichen Gegebenheiten, weiß, was schön ist und schön sein könnte, falls man es das letzte Mal nicht so erleben durfte. Wir also wissen in Pamukkale bereits, wo wir einen guten Standplatz vorfinden – perfekt, um die Sinterterrassen und Hierapolis zu besichtigen. Das Wetter ist wie ein launischer Zugvogel. Wolken türmen sich auf, ziehen wieder über uns hinweg, verschwinden hinter der nächsten Hügelkette, tauchen wieder auf, regnen kurz aber heftig über uns ab und dann lacht uns der Himmel wieder aus vollen Zügen an, als ob er uns austricksen wollte. Wir nützen diese sporadischen Sonnenfenster zur Besichtigung der Anlagen. Der Ort war schon im Altertum bekannt für seine warmen Quellen, deren Wasser unter ihm die weißen Kalksinterterrassen entstehen hat lassen. Das Wasser diente der Färbung von Wolle und besiegelte den Reichtum der Stadt, daher auch die Bezeichnung Baumwollschloss für Pamukkale. Heute versucht man nach und nach wieder zu rekonstruieren, was der Bauboom und Massentourismus in den letzten Jahrzehnten diesem Naturwunder genommen hatte. Die Hotels innerhalb der historischen Anlage leiteten das kalkhaltige Wasser früher zuerst in ihre Pools, in denen es abkühlte und der Kalk dabei ausfiel, so dass das Wasser infolge nicht mehr zum Erhalt der Kalkterrassen taugte…. So lange, bis sie abgerissen wurden.

Wirklich schön ist die heilige Stadt Hierapolis oberhalb der Terrassen, mit ihren unzähligen Gräbern und den Resten antiker Gebäude. Unser Standplatz ist perfekt – für Heinerls Reparatur seiner Wasserpumpe und für die erste Grillerei am Abend. Was wir uns natürlich erhofft haben, findet am nächsten Morgen auch tatsächlich statt. Die Nacht ist noch gar nicht zu Ende, da faucht es schon vor unseren Fenstern und flugs sind wir wach. Wetter und Wind sind gnädig und dem Start der Heißluftballone steht nichts im Wege. Wir möchten alle nicht in den Korb, weil kalt, die Sicht nur mäßig klar und der Blick nach unten sicher nicht so berauschend ist. Das Spektakel der sich immer größer aufblasenden bunten Ballonseide direkt neben unseren Autos lohnt sich aber allemal und wir freuen uns, dass auch Heinerl und Ulli das sehen können, was wir schon kannten. So hat sich also auch unser 2. Besuch innerhalb kurzer Zeit hier durchaus gelohnt.

Nachdem wir immer noch täglich unseren Anorak auspacken, beschließen wir, doch nochmal an die Küste in den Süden zu fahren. Unser Ziel ist Fethiye. Nun ja, wir kennen das Gebiet vom Wasser aus von früheren Segelturns. Und ja, von dort aus ist es herrlich. Mit einem 12-Tonner von der Landseite sich der Küste zu nähern, in der Hoffnung auch noch einen netten Standplatz zu finden, gestaltet sich mehr als schwierig. Der Tourismus hat hier auch schon voll eingesetzt und es dauert nicht lange und wir landen in immer engeren Gassen ohne jegliche Aussicht auf einen Standplatz. Also, man nimmt, was man kriegen kann – und sei es der Platz vor der örtlichen Kläranlage. Aber vorweg – der Platz war nicht schlecht. Wir konnten von dort zu Fuß die Promenade von Ölüdeniz, bekannt als die Karibik der Türkei, entlang flanieren, hatten es ruhig und konnten zuletzt auch unsere Tanks mit glasklarem sauberem Trinkwasser füllen. Was will man also mehr. Von dort geht es mit dem Motorrad entlang der wunderschönen Küste zur Geisterstadt Kayaköy. Diese ursprünglich von mehrheitlich ethnischen Griechen bewohnte Kleinstadt verlor nach und nach seine Bewohner. Beginnend mit den Balkankriegen und bereits während des Ersten Weltkriegs wurden die Griechen Opfer ethnischer Säuberungen und Deportationen. Heute stehen die Ruinen menschlicher Grausamkeit unter Denkmalschutz – welch eine verrückte Welt!

Die Weiterfahrt entlang der lykischen Küste nach Kas ist herrlich. Lange und immer wieder geht es auch über die Berge, entlang gut ausgebauter Straßen in reizvoller Umgebung. In Kas finden wir einen optimalen Standplatz direkt im Hafen an der Kaimauer. Nur wenige Minuten trennen uns von den charmanten kleinen Gässchen mit ihren Restaurants und Geschäften. Die Kleinstadt bietet eine perfekte Mischung aus charmantem Tourismus und tief türkischem Alltagsleben – perfekt zum Flanieren.

Wieder wird das Motorrad ausgepackt und es geht nach Myra. Das beeindruckende römische Amphitheater zeugt von der großen Bedeutung in Hellenistischer Zeit. Die Stadt war früh Bischofssitz des amtierenden Nikolaus von Myra. Aber alle, die hier nach seinen Gebeinen suchen, werden mittlerweile enttäuscht. Die haben die Italiener in einem günstigen Moment heim nach Bari geholt, wo man heute den hl. Nikolaus verehren kann.

Und dann wollten wir noch an einen ebenfalls „alten“ Ort zurück kehren. Gegenüber der Insel Kekova liegt am Festland die kleine Siedlung Kaleköy. Lange Stege über türkisblaues Wasser und einladende Fischlokale erwarten den Besucher dort. Und dzt. sind wir noch fast alleine J. Als Überreste einer antiken Stadt findet man am Hügel noch viele Gräber und Sarkophage. Der Rest der Siedlung ist nach einem Erdbeben unter Wasser versunken. Per Boot konnten wir noch viele Gebäude erkennen, vom Land aus ragen nur mehr wenige Sarkophage heraus.

 

Die Schönheiten der lykischen Küste verlieren sich nach Osten hin immer mehr, nach jeder Biegung, so scheint uns, taucht eine weitere „Plastik-City“ auf. Riesige Gewächshausanlagen, die einen glauben lassen, Christo hätte hier alles in Plastik verpackt, dominieren das Bild. Wir finden nur noch eine „Chance“, noch ein paar letzte Tage am Meer zu verbringen… am Mavikent-Plage, vielleicht am südöstlichsten Zipfel der Küstenlinie. Ein schöner, relativ sauberer Kiesstrand mit vorgelagerten Felsen. Das Wetter ist wieder ein launischer Begleiter. Heiße 30 Grad heizen die Luft dermaßen auf, dass orkanartige Stürme unsere Dicken zum Wackeln bringen. Das Meer schäumt, alles, das nicht festgebunden ist, fliegt uns um die Ohren, und dann wird es wieder ruhig…. Bis zum nächsten Aufbäumen der Natur.