Santiago de Cuba

 

Bevor wir unseren letzten Fixpunkt auf dieser Reise erreichen, fahren wir noch ein Stück entlang der Südküste nach Westen Richtung Chivirico. Radfahrer, die uns Tage zuvor mal begegnet sind, haben uns diesen Ort und diese Gegend sehr ans Herz gelegt. Na dann…. schauen wir mal. Tja, und es hat sich wieder mal bewahrheitet, dass man jede Erfahrung einfach selbst machen muss – Zeitpunkt, genauer Ort, jede Kleinigkeit kann Ausschlag dafür geben, ob sich ein Ziel lohnt oder eben nicht. Dieses hat sich nicht gelohnt! Der Strand? Na ja, extrem windig und ohne jeglichen Schatten. Wir haben dann doch einen Flecken gefunden - im „Vorgarten“ eines Bauernhofes, Besuch einer allerdings wirklich supersüßen kleinen Sau inklusive. Für zwei Stunden war`s OK. Gewohnt haben wir ebenfalls auf Empfehlung in … einem fensterlosen Stall! Ja, leider war`s nicht gleich zu erkennen, da Kubaner es lieben, Vorhänge einfach vor die nackte Wand zu hängen, was den unwissenden Europäer dann glauben lässt, dahinter verberge sich natürlich ein Fenster, eine Öffnung nach draußen. Ein Irrglaube. Dafür gab´s Geplärre aus den Dorflautsprechern - ein " Straßenfest " Christian wollte dann nochmal umziehen, ich nicht schon wieder …. Also gab auch unsere Stimmung den Rest zu diesem Tag. Was soll ich sagen, Reisen ist nicht immer eine Zuckerstange! Aber auch diese Nacht ging zu Ende und am nächsten Tag gab`s wieder Sonnenschein … oder zumindest deutliche „Wetterbesserung“. Noch ein Tag an dieser Küste – ein deutlich besseres Quartier, aber leider staatlich, also nicht sehr bemüht. Aber immerhin - das breiteste Bett auf dieser Reise - gefühlte 2,50 Meter!!  Wir verzichteten dann allerdings also auf das Frühstück ( im Angebot gab´s pan, Cafe´ und Refresco cola. Ei, Toast, Milch , Saft .... Fehlanzeige) und mögliche Enttäuschungen und machten uns so rasch wie möglich auf nach Santiago!

 

 

 

Die günstige  Lage an einem der besten Naturhäfen der Karibik ließ Santiago, die einstige Hauptstadt,  rasch zum Handelszentrum und Sammelpunkt der spanischen Flotte aufsteigen. Dann kamen wie schon erwähnt kurz die Engländer, dann wieder die Amerikaner -  nie durfte sich die Insel gemäß ihren eigenen Bedürfnissen und in ihrer selbstbestimmten Geschwindigkeit entwickeln. Hier in Santiago entstand allerdings ein besonders starker Kampfeswille während der  Unabhängigkeitskriege  gegen die spanische Kolonialmacht. Auch die Revolution nahm hier ihren Anfang mit dem Angriff auf die Moncada-Kaserne 1953. Die Aktion schlug zwar leider fehl, aber sie war immerhin ein Beginn – und schließlich konnte Castro 1959 ja doch seine erste Siegesrede vom Balkon des hiesigen Rathauses halten. Kuba ist nirgend sonst wo karibischer als hier - die „Perle des Oriente“, die zweitgrößte Stadt Kubas, ist zweifelsohne die ethnisch vielfältigste, worauf die Santiagueros besonders stolz sind.

 

Wir finden eine sehr passende Unterkunft und sind wieder mal extrem froh über die Navi-Funktion auf unserem Handy, ein Orientieren wäre ansonsten alleine mit Stadtplan wirklich extrem schwierig. Santiago hat wohl ähnlich wie San Francisco unzählige Hügel, und da unser Emgrand ja von Beginn an keine funktionierende Handbremse besaß („no importante“), ist es sehr dienlich, wenn man ein bisschen vorausschauend fahren kann. Man muss hier also auch gut zu Fuß sein, um alle Sehenswürdigkeiten und Plätze abzuklappern. Wir machen uns also noch ein letztes Mal auf den Weg und Santiago ist dafür ein lohnenswerter Abschluss.

 

Wir können uns gut vorstellen, dass es für Angreifer unmöglich geworden war, die Stadt einzunehmen, als man das Castillo del Morro errichtet hatte. Leider gibt es keine schönen Fotos dazu. Wir kommen gerade noch rechtzeitig wieder in die Stadt zurück, bevor der Himmel für zwei Stunden seine Schleusen maximal öffnet und alle Rinnsale zum Bersten füllt. Karibische Schwüle sättigt die Luft in den Stunden danach und beschert uns eine jener wenigen wirklich warmen Abende. Somit schwitzen wir gerne ein bisschen anstatt wieder unsere Jacken auszupacken.

 

Die Hafeneinfahrt ist dermaßen eng, kaum zu glauben, dass heute hier auch Kreuzfahrtschiffe einlaufen. Wir haben Glück und es ist derzeit keines hier. Wenn so ein großer Schiffsbauch seine Ladung uniformer Pauschaltouristen ausspuckt, wird die Stadt für diesen Tag sicher unerträglich. Aber nun gut, ist ja nicht der Fall.

 

Hier klingt auch tatsächlich Musik aus vielen Gassen, Cafès und Lokalen, die Stadt ist lauter, vielleicht auch ein bisschen hektischer als anderswo, vielleicht aber auch  einfach nur karibischer. Die Stadt ist groß, daher verlaufen sich auch die Touristen mehr als anderswo, daher erscheint sie auch kubanischer als Trinidad – ja wir fühlen uns hier wohl.