Durch´s Land der Zuckerbarone

 

 Wir fahren von Trinidad weiter Richtung Nordosten, durch`s Valle de los Ingenios und das Wetter ist mittlerweile richtig heiß geworden. Also kein Jammern mehr, auch nicht wenn die Schweißperlen auf der Stirn stehen! Lebte Trinidad und Umgebung im 17. Jhd. noch vom Export von Leder, Fleisch und Tabak so avancierte die Region bald danach zur Metropole der Zuckerbarone. Die Erfolgsgeschichte der „Süßen Macht“  hat allerdings den bitteren Beigeschmack, dass ihr Erfolg ja leider nur durch die Gräuel des Sklavenhandels möglich war. Die Plantagenbesitzer behandelten ihr „schwarzes Ebenholz“ auf den Märkten wie Vieh und in ihrer moralischen Rechtfertigung waren sich Kolonisten, Staat und Kirche einig. Nur „Erziehung zur Arbeit“ könne die unzivilisierten Ungläubigen bekehren und „retten“. Der riesige Sklaventurm erinnert noch daran, welchem unmenschlichen Druck, welcher Kontrolle und welchen Strafen die Arbeiter ausgesetzt waren. Die Plantagen wucherten über den Horizont hinaus und die daraus resultierende Prunksucht manifestierte sich in jener prachtvollen Kolonialarchitektur, die wir heute bestaunen. So hat immer alles zwei Seiten und in allem verbirgt sich Geschichte – und meist jene von Macht und Gier. Ich versuche es nicht zu vergessen, wenn ich wieder mal durch die schönen Säulengänge der Ortschaften schlendere.

 

Einen grundlegenden Strukturwandel vollzog das Land mit Einführung der Dampfmaschinen. Die Sklaverei wurde abgeschafft, die Wälder fielen den Maschinen zum Opfer, Schienen wurden verlegt und  Züge transportierten die nun noch größeren Mengen Zuckerrohr. Heute wird das Zuckerrohr hauptsächlich mit dem LKW transportiert , manchmal geht so ein Transport aber auch schief und die Ladung landet auf der Straße. Alsbald führte das Kapital US-amerikanischer Companien Regie im Zuckerhandel. Kuba gehörte nicht mehr sich selbst, es wurde abermals fremdbestimmt, diesmal von Amerika – bis die Brüder Castro und Che Guevara mit ihren Guerilleros die Macht übernahmen. Die Gesichter der einstigen Helden der Revolution begleiten uns auf Kuba überall, „Hasta la victoria siempre“ und das Kontafei Che`s prangt von unzähligen Plakaten und Hauswänden. Die Freude über die Befreiung ist allerdings gleichermaßen präsent wie der Frust über das völkerrechtswidrige Handelsembargo der USA was 1962 folgte.

 

Es ist nicht ganz leicht für die Menschen hier, was uns am Land noch stärker auffällt. Wenngleich, es gibt eine akzeptable Grundversorgung, gratis Krankenversorgung und freien Schulbesuch für alle. Doch für alles darüber hinaus fehlt es den Menschen oft an Geld. Die staatlichen Einkommen sind zu gering, um dies abdecken zu können, also versucht jeder noch durch irgendwelche Zusatzgeschäfte sein Monatsbudget aufzubessern, manche legal und andere über den Schwarzmarkt. Die Kubaner sind hier erfinderisch, müssen es wohl auch sein. Am besten leben jene, die mit dem Tourismus ihr Geschäft machen, und der boomt ja gewaltig und hat den Zenit noch lange nicht erreicht. In diesen Tagen treffen sich ja Obama und Castro in Havana und man wird sehen, welche Folgen dies für die Insel haben wird. Es bleibt zu befürchten, dass sich Kuba mittelfristig nicht vor einem Ausverkauf wird schützen können. Nach außen wird es heißen, es ginge bloß um den freien Warenverkehr, im Grunde jedoch geht es um eine neue Machtverteilung. Obamas Ambitionen in allen Ehren, doch Amerika hat noch nie von seinen imperialistischen Grundgedanken losgelassen – nicht hier und auch nicht anderswo. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt. Und die Kubaner sind ein sehr hoffnungsfrohes Volk, denken an heute und freuen sich ihres Lebens, so scheint es uns.

 

Nachdem wir das Zuckeranbaugebiet verlassen haben verschlägt es uns in den äußersten Norden an den Strand - die Playa Herradura. Der Reiseführer schreibt : "Gratulation - sie haben das Ende Kubas erreicht" .  Ein winziger hufeisenförmiger Strand , fast nur für Kubaner - wir sehen so gut wie keine Touris. Die Gegend ist windumtost, nur der kleine Strand ist einigermaßen von den Elementen geschützt. Wir finden sogar nach ein Mal umziehen eine annehmbare Casa , auch das Essen - Pulpo con salsa tomate mit ensalada und Boniatos schmeckt ausgezeichnet .