Cuba´s kuriose Fahrzeuge
Kuba ist ein Sammelsurium kurioser Fortbewegungsmittel. Alles geht langsam – aber es geht, bzw. fährt. Pferdekutschen, Fahrradtaxis, LKW´s – alles was Räder hat wird umgebaut, überall wird improvisiert und alles wird irgendwie am Fahren gehalten um Personen und Waren zu befördern. Vorschriften wie bei uns, EU Standards, Pickerl, Abgaswerte – wen kümmerts? Individualverkehr ist sehr gering, oder man teilt sich einen fahrbaren Untersatz bzw. verwendet ihn gleichzeitig als Taxi. Öffentlicher Verkehr ist spärlich – umso größer sind daher die Warteschlangen an den Bushäuschen und auch immer wieder springt ein Autostopper auf die Straße um uns anzuhalten – des Schlange Stehen´s müde.
Aber weiterhin bewährte Fortbewegungsmittel – ob als Taxis für Touris oder auch als Privatfahrzeug sind natürlich Kuba´s Oldtimer. Wenn der Motor startet – oft noch ein Original aus den 50er Jahren – scheppert das alte Blech. Der Auspuff hustet eine blaue Dunstwolke aus, der Cheyenne, Baujahr 1957, mit unserem Fahrer, wir nennen ihn „Pepe“ rumpelt los. Natürlich mussten auch wir das ausprobieren. Das Vibrieren der Maschine wuselt wie eine Massage oder vielleicht doch wie eine Armee Ameisen die Fußsohlen entlang. Die Fahrt in einem Oldtimertaxi durch Havanna ist also eine ruppige Sache. Durch die geöffneten Fenster dringt der „Duft der Stadt“ herein - Marke Benzin. und die Chevrolets, Cheyennes, Cadillacs und Dodges pusten ganz gewaltig.
Bis vor kurzem waren die meisten Autos und Taxen auf Kuba mindestens 20 Jahre alt – entweder kantige Ladas, ausrangiert in der Sowjetunion und wiederbelebt auf der Insel, oder vorrevolutionäre US-Straßenkreuzer. Doch nachdem der Handel mit Neuwagen gut ein halbes Jahrhundert verboten war, ist er seit September 2011 wieder erlaubt.
Das Straßenbild verändert sich dadurch. Hie und da sieht man schon französische und spanische Importe. Doch noch immer dominieren die 50 Jahre alten Straßenkreuzer das Stadtbild – sie sind die Alltagsvehikel der Kubaner und die Taxen mit dem besonderen Flair.
Wir sitzen oft am Straßenrand und beobachten das Geschehen….
Man hält sie einfach am Straßenrand an oder man wählt sich etwa vor dem Capitolio in Havanna, dem Parlamentsgebäude, das hübscheste aus der langen Reihe wartender Karossen aus. Für relativ wenig Geld chauffieren die Fahrer Urlauber durch die Stadt, Preisverhandlungen sind natürlich obligat – Ausführungen in Englisch inklusive.
Die Wagen schieben sich dicht an dicht durch die Straßen der Innenstadt. Es wird gehupt und laut aus den offenen Fenstern gerufen. Es geht vorbei am grauen Bunker des Hotel Nacional, an der leeren Plaza de la Revolución und am lebhaften Parque Central, vorbei an Armut und Fröhlichkeit. Der Fahrer, nennen wir ihn wieder mal „Pepe“ hält immer wieder an, übernimmt die Kameras der Touristen und knipst sie vor Häusern, Statuen, großen Bäumen und der John-Lennon-Statue. Es ist wirklich wie in einem alten Film.
Außen sind die Oldtimer auf Hochglanz poliert, ihr Inneres jagt ängstlichen Mitteleuropäern einen Schrecken ein. Alle wurden vor der Revolution von 1959 gebaut. Gute Pflege macht den Mangel an Ersatzteilen in dem sozialistischen Land nach vielen Jahren US-Embargo nicht wett. Es fehlen Fensterkurbeln, Löcher klaffen in der Verkleidung, Kabel ragen störrisch aus dem Armaturenbrett. Die Sitze sind geflickt, bei Pepe funktioniert vielleicht die Geschwindigkeitsanzeige und so manches Andere nicht mehr, wer weiß das schon. Aber der Gast sitzt bequem, er lümmelt auf der breiten Rückbank und betrachtet entspannt das vorbeiziehende Havanna. Umgerechnet 10 Euro kostet die einstündige Tour, für 30 Euro wird man im Cabrio herumchauffiert.
In Kuba fährt man selten alleine Taxi, das beobachten wir häufig: Plötzlich lenkt „Pepe“ seine Limousine an den Straßenrand, und eine „Luisa“ oder so springt hinein. "Hola!" hören wir, Küsschen auf die Wange, meistens zwei auf eine Seite, und auch gleich zwei für die verdutzten Touristen. Und schon kann die Unterhaltung losgehen, ob man`s versteht ist dabei gar nicht so wichtig. Genau so ergeht es uns im Sammeltaxi für Einheimische. Keiner kennt sich, aber alle reden durcheinander, während das Fahrzeug, oft ein alter Lastwagen, eine feste Strecke abfährt. Die Fahrer rufen oft "no tourista" – doch wenn kein Polizist zuschaut, und man etwas mehr bezahlt als die Kubaner, ist man an Bord. Der Motor ächzt, der Bus rollt an, viva la Cuba!