Vom Meer in die schwarzen Berge

 

Im Hochsommer nach Kroatien – was für eine Schnapsidee! Aber Schnaps war doch noch nie wirklich schlecht, oder? Man muss also nur wissen, wohin! Also landen wir quasi auf Familienbesuch südlich von Trogir in Raslina und besuchen Christians Schwester und Schwager. Ein durchaus nettes Plätzchen, völlig untouristisch und auch für unseren Dicken gab`s einen optimalen Standplatz. Also mal drei schöne Tag zum Einstimmen und eine kurze Motorradtour zu den Krker Wasserfälle. Diese selbst streifen wir dann eigentlich nur am Rande. Erstens kennen wir sie schon, zweitens sind sie zu dieser Zeit völlig überlaufen, und überteuert sind sie sowieso – unsere geschäftstüchtigen Nachbarn haben die Preise zum Vorjahr fast verdoppelt! Aber ein paar Eindrücke müssen wir doch mitnehmen.

 

Von dort geht es inland quer durch Bosnien, abseits der quirligen Küstenstädte, vorbei an Mostar und dann ganz im Westen rauf nach Norden, um von dort eine weitere Landesgrenze zu passieren – jene nach Montenegro. Über unzählige Kurven geht es entlang der tiefen Schlucht der Drina nach Norden und an der anderen Seite wieder runter. Die Straßen in dieser Ecke Bosniens erinnern mehr an tiefstes Marokko. Es beutelt und schüttelt uns gehörig. Die Drina schneidet eine tiefe Narbe in die Landschaft, die üppige Natur gewährt aber nur spärliche Ausblicke in das türkisblaue Band, das sich unter uns entlang schlängelt. Da haben wir uns eigentlich ein bisschen mehr erwartet, doch Manches weiß man immer erst hinterher. Spätestens ab dem Grenzübergang nach Montenegro aber ändert sich einiges.

 

Das kleine Land Montenegro überrascht uns wieder einmal – ein Traum für Naturliebhaber und Freunde ursprünglicher Landschaften. Gleich an der Grenze fließen Drina, Tara und Piva zusammen. Mächtige Flüsse, die ihre gewaltigen Wassermassen durch die üppige Natur wälzen. Ein Paradies für Raftingfreaks. Kurve um Kurve schlängelt sich die Straße entlang der Piva nach Süden, bis man bald eine mächtige Staumauer erreicht und am riesigen Kraftwerkssee angelangt ist. Hier erstreckt sich das größte Trinkwasserreservoir Montenegros und entpuppt sich auch als Anglerparadies. Die Straße, anfangs auch noch etwas holprig, mutiert bald zu einem passablen, wenn auch schmalen Asphaltband, das sich durch unzählige Tunnels seinen Weg bahnt. Hier gibt die Natur auch tatsächlich faszinierende Blicke in die Tiefe frei.

 

Wir wollen weiter in den Osten des Landes. Doch auch Montenegro ist nicht mit einem üppigen Straßennetz beschenkt und es gibt nicht so viele Möglichkeiten das Land zu queren. Die Karte weist eine schmale Straße über den Sedlo Pass nach Osten zu unserem Ziel, der Gegend um Zablijak, auf. Der Blick auf unser Navi macht mich unsicher …. unzählige Kurven, dichte Höhenschnittlinien, geht es doch auf 1900 m hinauf, viele Serpentinen, die sich zum Teil durch Tunnels nach oben winden. Sollen wir das mit acht Meter Länge wagen? Wir fragen den Fahrer eines kleine Arbeits-LKWs, den wir aufhalten, ob das für unser Gefährt machbar ist. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich und meine Bedenken wirklich versteht. Er zeigt nur auf sein Auto und sagt „dobro, dobro…“. Nun ja, sein LKW ist deutlich kleiner und vor allem niedriger. Aber was soll`s, rein ins schwarze Loch. Mit eben so einem beginnt nämlich gleich nach dem Abzweig der Weg nach oben. Rasch zeigt sich, dass die Straße gut machbar für uns ist, wenngleich sie sich wirklich windet wie ein Wurm beim Regentanz. Die Tunnels muten wie archaisch in den Fels geschlagen an, sind aber leicht breit und hoch genug für uns. Nun gut, wir sind formatfüllend, das schon, aber wir haben ein respekteinflößendes Huphorn, das uns vor jeder Kurve die Vorfahrt garantiert! Und so macht es eigentlich richtig Spaß entlang dieser wunderbaren Landschaft zu cruisen. Also alles „dobro“. Oben, am Sedlo-Pass, zeigt sich das Durmitor-Gebirge in seiner vollen Mächtigkeit. Leider gönnt uns das Wetter wenig Sonnenschein, was die Ehrfurcht vor diesen gewaltigen Gesteinsmassen aber nur verstärkt. Hier erscheinen die Berge tatsächlich schwarz – Montenegro, wenngleich es für die Namensgebung des Landes viele verschiedene Erklärungsmodelle gibt. Ich belasse es aber mit der einen. Nach dem Pass erreichen wir die wirklich sehr schönen Hochweiden dieser Gegend. Die kleinen Häuser mit ihren extrem steilen Spitzdächern zeugen davon, dass die Schneemassen im Winter enorm sein müssen – nur mit dieser Architektur nämlich ist ihnen der nötige Schutz geboten, damit die Häuser nicht unter der Last der Schneemassen zusammenbrechen. Leider haben wir das Wetter nicht ganz auf unserer Seite, dichter Nebel hält uns immer wieder in seinen Klauen gefangen. Und so folgen dem flüchtigen Sonnenstrahlen mehrmals im Tag Regenschauer. Da heißt es dann „früh aufstehen“, damit sich bis zum Nachmittag noch was ausgeht. So sind wir demnach jeweils trockenen Fußes von unserer Wandertour und unserer Motorradrunde um das Durmitorgebirge zurückgekommen – juhu!

 

Am nächsten Tag geht’s weiter über die Tarabrücke, wieder entlang einer tiefen Schlucht bis in den nächsten Nationalpark, derer gibt es hier in Montenegro nämlich zu Hauf. Und schon wieder sitzen wir an einem See, nur ein kleiner Schilfgürtel trennt uns vom Wasser und die Haubentaucher unterhalten uns mit ihrem Geschnatter. Christian hat natürlich auch jedes Wässerchen hautnah(!) getestet. Ich nicht – mir ist`s zu kalt…..brrr