It`s raining again
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neue Entscheidungen
Dem Winter entfliehen, das war der Anspruch. Also weg aus Europa, rein in den Flieger und ab nach Indonesien – nach Bali. Doch Bali will uns diesmal vielleicht gar nicht, begrüßt uns so gar nicht freundlich. Wolken verhangen, grau in grau, die Straßen mit Pfützen gepflastert, schwül und nass. Und daran ändert sich auch in den nächsten Tagen rein gar nichts. Einzig die bunten Regenponchos der Mopedfahrer und unsere bunten Regenschirme malen Farbkleckse ins Grau.
It`s raining again….in den 80er singt Supertramp von der verloren gegangenen Liebe, die sich nach Regen anfühlt. Jahrzehnte davor interpretiert Gene Kelly mit Singing´ in the rain wahre Freude, die er bei dem vielen Nass von oben empfindet. Na ja, wir halten`s da wohl stimmungsmäßig eher mit Supertramp – uns ist die Freude ein bisschen vergangen. Natürlich wissen wir, dass wir in der Regenzeit unterwegs sind. Aber irgendwie hat sich auch diesbezüglich etwas verändert. Gab es da früher eher mal ein bis zwei Schauer am Tag und dazwischen Sonnenschein, so hat sich das mittlerweile in Phasen anhaltenden Landregens gewandelt - dafür aber ohne Sonne dazwischen. Da kann man schon mal mieselsüchtig werden.
In Kuta, Bali, haben wir erstmal alles Notwendige für die nächsten 4 ½ Wochen erledigt. Haben uns Geld besorgt, ein Auto organisiert und die notwendige Visa-Verlängerung (die auch immer komplizierter wird) in die Wege geleitet. Den Plan, auf Java unsere Vulkantour zu starten, können wir vergessen. Weder geht es bei rutschigen Verhältnissen nach oben, noch könnte unsere Drohne bei Null Sicht auch nur irgendetwas ausmachen. So what? Was sollen wir tun? Wir treffen unsere erste Entscheidung – setzen mit der Fähre auf Lombok über – vielleicht ist es im Osten etwas besser??
Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich gemütlich sitze, hier am Deck der Fähre. Irgendwie fühlt es sich gerade so an, als ob wir ständig auf Besseres warten würden. Warten auf das Flugzeug, warten aufs Ankommen, warten, dass der Regen aufhört, warten, dass die Fähre ankommt, warten, bis irgendwas Schönes am Horizont auftaucht, warten auf einen Sonnenstrahl,….Der Plastik Stuhl ächzt immer wieder mal, wenn ich mich zu abrupt bewege. Vielleicht würde mich das aber aus meiner „Warte-Phase“ heraus reißen, wenn eine der Sprossen brechen würde. Ha, das wäre es vielleicht....Balken, die bersten, Mauern, die einbrechen, Vorhänge die fallen, Schatten, die verschwinden, Licht, das wieder leuchtet….Ich höre wohl all die Stimmen, die uns jetzt beschimpfen, wie undankbar wir doch wären. Doch das müssen wir in Kauf nehmen, wenn wir uns selber gegenüber ehrlich bleiben wollen. Lombok ist üppig grün, nicht so entwickelt wie Bali, dafür aber noch schmutziger. Überhaupt sehen wir uns erneut damit konfrontiert, dass Asien echt dreckig ist. Nämlich überall dort, wo nicht explizit für den Touristen sauber gemacht wurde. Und das ergibt bei Regenwetter eine richtige Sauerei. Fünfmal am Tag ertönt der Ruf de Muezzins. Ich mag das, es ist beruhigend und manchmal mache ich genau dazu mein kleines Yogaprogramm. Eine komische Mischung. Aber eigentlich passen diese Klänge für uns besser in den Orient, nicht hierher in dieses üppige Grün. Aber Ja, Indonesien ist das größte muslimische Land. Und Ja - eine weitere Erkenntnis - wir kennen schon so Vieles hier. Den Dschungel, die Reisfelder, die Dörfer, die Tempel – nichts davon ist wirklich neu – und … again it`s raining. Ein richtiger Tropensturm bricht herein und verwandelt die grüne Idylle in ein Chaos. Unser Plan geht einfach nicht auf – das „Warten“ hört nicht auf.
Was machen wir hier? In den letzten zwei Wochen hatten wir gerade mal einen halben Tag verhangene Sonne. Ansonsten grau in grau , November in Indonesien. Temperaturen die beinahe nach Pullover verlangen. Ein Spaziergang über den Markt war regenfrei aber grau. Die Wetterprognose der nächsten 2 Wochen ? Dasselbe Bild ! Vielleicht ist es Zeit, mit „Warten“ aufzuhören. Vielleicht ist es überhaupt Zeit, Dinge zu überdenken? Pfade, die man eingeschlagen hat, auf ihre Richtung hin zu überprüfen. Vorstellungen, an denen man festgehalten hat, ehrlich zu hinterfragen. Vielleicht ist es an der Zeit, etwas zu verändern….
Wir treffen eine zweite Entscheidung! Unser neuer Rückflug geht in sieben Tagen – 3 Wochen früher, als geplant! Die Kosten für Visaverlängerung, Mietauto, vorgebuchtes Zugticket von Wien nach Hause, zwei Hotelbuchungen und Rückwechselkosten für überständige Rupien vergessen wir jetzt einfach mal. Veränderung und Neuorientierung sind nur möglich, wenn ich mich vom Alten abwende! Das ist nicht einfach und immer ungewiss. Aber so lange selbst gewählt, bietet dieser Weg ja auch Chancen – so definiere ich mein neues Mantra. Es ist also nicht bloß ein vorzeitiger Rückflug, es ist auch ein Neubeginn in mancher Hinsicht – so hoffen wir! Manche Dinge werden wir neu bewerten, manche Entscheidungen werden wir in Zukunft anders fällen. Es schüttet zwar immer noch – aber das Warten hat ein Ende gefunden….