Singapore

 

Über drei Monate Asien liegen hinter uns und  z.T. auch viele Unzulänglichkeiten in diversen Ländern, auch viel Mühevolles, das uns begleitet hat. Und so tauchen wir noch einmal zum Abschluss quasi in die Moderne ein. Und für wahr – modern ist Singapur in jeder Faser.

 

1819 erkannte der Brite Sir Thomas Stamford Raffles, dass Singapur strategisch ein wichtiger Drehpunkt ist und so erwuchs aus dem einst aus Sumpf bestehenden Stadtstaat ein florierender Handelsplatz. In Lagerhäusern wurden Gewürze, Tee, Seide, Edelhölzer, Opium und Kautschuk aufbewahrt, und es waren vor allem Chinesen, Malaien und Inder, die mit Waren handelten. Die Chinesen stellen mit 72% die größte Bevölkerungsgruppe und somit auch die People Action`s Party, was die Malaien nicht ganz so freut. Doch letztlich leben all diese Nationen sehr friedlich nebeneinander – ein wirklicher Vielvölkerstaat, in dem sich die Nationen arrangiert zu haben scheinen. Dies aber aus einem einzigen wahren Grund: es geht der Bevölkerung gut – überdurchschnittlich gut sogar. Das Pro-Kopf-Einkommen der Sinapurer ist deutlich höher als jenes in Österreich, also, es lebt sich gut in dem Land, wenngleich Vieles auch nicht ganz billig ist. Die Wohnungsvergabe passiert fast ausschließlich staatlich. In den riesigen Wohnblöcken gibt es eine klare Quotenaufteilung, sodass immer alle Nationen vertreten sein müssen. Zudem gibt es allgemeine Flächen, auf denen die jeweiligen traditionellen Feste gefeiert werden können und somit auch die Teilnahme für alle möglich wird. Ich habe in einem vorliegenden Artikel zum Thema Vielvölkerstaat Singapur gelesen, dass genau darin das Erfolgskonzept liegen würde. So funktioniert diese Integration tatsächlich einigermaßen. Und ich muss sagen, so fühlt es sich auch an in dieser Stadt. Was für den Sinapurianer aber auf jeden Fall zählt, sind die fünf Cs: Carreer, Credit card, Condo (Abkürzung für hochwertige Wohnanlage mit Pool, Club (-Mitgliedschaften jeglicher Art), und Car. Und dafür arbeitet er hart.

 

Die Stadt ist ja bekannter Weise besonders sauber, sogar im Indischen Viertel(!), und wir haben uns nicht nur einmal gefragt, wie hier etwas möglich sein kann, was im Rest Asiens völlig unmöglich scheint. Es muss an drakonischen Strafen liegen, anders können wir es uns nicht erklären. Diese Tatsache macht das Bummeln natürlich doppelt angenehm, wenn man nicht dauernd darauf achten muss, in irgendeinem Drecklock zu versumpfen. Überhaupt wirkt die Stadt unglaublich „aufgeräumt“. Auch der Verkehr hält sich durchaus in Grenzen und man hat eigentlich nie das Bedürfnis, das Atmen auf später zu verschieben, wie ich es in vielen anderen asiatischen Großstädten nicht selten erlebt habe. Trotz Smog, trotz Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit – ein durchaus angenehmes Klima. Singapur besticht durch viele „grüne Lungen“, die als Rückzugsort dienen und die Luftqualität verbessern. Erstmals eine Millionenstadt, in der ich wirklich das Bedürfnis verspüre, mit dem Fahrrad unterwegs sein zu wollen. Und auch dies tun nicht so wenige Singapurianer. Vor allem im Zentrum nutzen viele das Fahrrad, einen Roller oder das Skateboard. Jogger bevölkern gegen Abend hin die Innenstadt und überhaupt muten viele Ecken sehr beschaulich an. Wir haben dieses Mal die Stadt völlig anderes erlebt, als die letzten beiden Male. Schon eigenartig, wie der Blick auf etwas sich ändern, wie der Fokus ein anderer werden kann. Am Ende dieser vier Tage waren wir uns einig, dass man in dieser Stadt auch leben könnte – immer für eine begrenzte Zeit natürlich.