Colombo - Moloch an der Westküste

 

Was verbindet uns  Österreicher mit den Menschen hier in Sri Lanka? Wir schreiben den 23. Dezember und die Srilankesen befinden sich ebenfalls im Ausnahmezustand – Weihnachtskaufrausch! Ja, man wundert sich, aber es geht, wie auch bei uns, hier weniger um die Religion, als um die Kauf- und Feierlaune. Auch unser Vermieter, selbst Buddhist,  erzählt uns, dass sie Weihnachten feiern. Mit Geschenken und Raketen um Mitternacht. Wenn auch keine so richtige Weihnachtsstimmung bei uns aufkommen will, so ist es dennoch amüsant bei 30 Grad im Schatten Jingles Bells zu hören. Und ich gebe es zu…. Ich wippe mit. Abgesehen davon, erschlägt uns die Stadt fast. Wenn man aus der Ruhe und Idylle unserer kleinen Malediveninsel inmitten dieses Großstadtdschungels landet, dann erschlägt einen das fast.

 

Wir fahren von unserer Unterkunft, etwas außerhalb der Stadt, mit einem der bunten Lokalbusse ins Zentrum und ganz schnell ist man in einer völlig anderen Welt. Einer wahnsinnig lauten! Vorne an der Windschutzscheibe blinkt eine ganze Batterie von Leuchtdioden, davor baumelt allerhand Klimbim und aus den Lautsprechen dröhnt unablässig lokaler Schlagersound. Je näher wir ins Zentrum kommen, desto lauter wird es insgesamt. Zum Lärm im Inneren akkumuliert sich der Straßenlärm und alles schwillt zu einem ohrenbetäubenden Klangkörper an. Noch bevor mit Blinkzeichen ein Richtungswechsel angezeigt wird, wird erstmal kräftig gehupt. Und darauf erfolgt eine Antwort, … und wieder eine erneute Reaktion ….und so  hört das Hupen einfach nie auf. Und fast schon beängstigend mutet dies  an, wenn man dabei in einem der unzähligen Tuk-Tuks sitzt, also quasi unten und mittendrin in dieser akustischen und auch olfaktorischen Wolke. Also, ich muss zugeben, der 23. Dezember war verkehrstechnisch ein echter Albtraum. Das Auge versucht sich in der Ferne an irgendetwas festzuklammern, und im Vordergrund läuft gleichzeitig alles mit doppelter Geschwindigkeit ab – ganz skurril.

 

Colombo ist nicht wirklich eine schöne Stadt und wir fragen uns, ob es die Tage wert war, hierher zu kommen. Aber so wie es Reisenden ja oft ergeht, manches braucht eine Eingewöhnung, einen zweiten Blick. Die Stadt wird dabei nicht schöner, sicher nicht. Aber man findet dann doch Interessantes, erspäht Skurriles und erfreut sich an manchem Kleinod. Zum Beispiel an der St. Anthony`s Church, die dem Hl. Antonius geweiht ist. Dieser italienische Franziskanerpater legte eine beispiellose Kariere hin. Er hilft einfach bei fast allem – bei Unfruchtbarkeit, ebenso wie bei Fieber, schützt gegen Pest, Viehkrankheiten und das Altwerden und kann auch im Falle von Schiffbruch und Krieg um Hilfe gebeten werden. Vor allem hilft er aber  jenen, die etwas verloren haben – sei es die Brille oder den Verstand. Also nichts wie hin! Und wenn man von all dem Trubel in diesem Moloch irgendwann endgültig genug hat, dann kann man immer noch ein Buffet-Hopping durch die Luxushotels machen. Uns gefällt dabei jenes im altehrwürdigen Grand Oriental Hotel am besten. Das Hotel ist  bereits sichtlich in die Jahre gekommen. Aber es unterscheidet sich irgendwie vom sonst üblich gewordenen Einheits-Chic der anderen, besticht durch seine Aussicht über den Hafen (wenn auch nur ein Industriehafen) und durch seinen etwas verstaubten Charme.

 

Wer die Hektik und Exotik indischer Städte also noch nicht kennt, sollte bei einem Sri Lanka Urlaub Colombo vielleicht doch nicht auslassen. Die Portugiesen, Niederländer und nicht zuletzt die Engländer haben ihre Zeitzeugen hinterlassen. Und diese Mischung aus kolonialer und moderner Architektur spiegelt findet sich nun wider. Und wenn man Lärm, Verkehrsgestank und Weihnachtsrummel ausblendet, kann man den Charme  dieser Hafenstadt sogar erkennen.