Armenien zuletzt
Meistens bewegen wir uns auf einer Höhe von so 2000 Metern, Armenien liegt einfach grundsätzlich sehr hoch. Das Wetter ist oft trüb und regnerisch, die Temperaturen mäßig. Somit ist ein kurzer Stopp in der Areni Karsthöhle gerade der richtige Zeitvertreib – Wetter unabhängig. Die Höhle war von der Steinzeit bis ins Mittelalter bewohnt – und auch wir entdecken ein prähistorisches Lebewesen . Ja, und hier wurde eine der ältesten Weinproduktionsstätten entdeckt, lernen wir. Da wollen wir natürlich auch live überprüfen, ob sie auch heute was G`scheites an edlen Tropfen produzieren können. In einer kleinen Vinothek verkosten wir zwei ausgesprochen gute Weine, die wir dann auch gleich noch vorrätig mitnehmen.
Wir blicken von der armenischen Seite in Richtung Ararat in die Türkei – eine Region, immer wieder Zankapfel beider Länder. Das Kloster Khor Virap, quasi als letzte Bastion vor der Türkei, ist ziemlich touristisch, aber seine Lage ist dennoch spektakulär. Irgendwann gönnt uns das Wetter tatsächlich ein kleines Fenster und die beiden Vulkankegel des großen und kleinen Ararats stehen erhaben vor uns.
Es dauert nicht lange, und der Himmel ist bereits wieder Wolken verhangen und wir entschließen uns für einen „Bürotag“ in ruhiger Lage – direkt am Friedhof. Wir sehen Gräber junger Männer, die damals 2020 im Krieg in Berg Karabach gefallen sind – und heute wiederholt sich die Geschichte.
In der Hauptstadt Yerewan sehen wir uns optional einen Standplatz bei einer Spedition an. Passend zum Regen an diesem schon seit dem Morgen trüben Tag passt alles, was wir dort vorfinden. Die Leute – jetzt möchte ich nicht unfair sein – die sind schon ganz nett, aber wir finden auch nicht wirklich einen Draht zu ihnen, wie wir das aus Georgien jetzt halt gewohnt waren. Die Unterbringung für Styros selbst allerdings, die wollen wir ihm keinesfalls zumuten! Eine Lagerhalle so abgewrackt, dass wir Sorge hätten, ihm könnte das Dach auf den Kopf fallen. Der Standort – zwar irgendwie abgesperrt - aber doch so entlegen, dass man mit genügend Zeit alles Mögliche mit Styros anstellen könnte. Das wird also nichts!
Davor in Yerevan finden wir einen guten Standplatz für die Nacht am Victory Park, direkt am Parkplatz vor dem riesigen Denkmal, „Mother Armenia“ – das Wahrzeichen der Hauptstadt. Ein fensterloser, 5 stöckiger Betonsockel, der ein Kriegsmuseum aus dem 2. Weltkrieg und auch die Zeugnisse der Berg Karabach Konflikte beheimatet, oben drauf die riesige Statue von Mutter Armenia. Einst stand hier oben als Statue Stalin über der Stadt – ihn hat man allerdings abmontiert. Von hier oben kann man gut über unzählige Stufen nach unten in die Stadt spazieren. Natürlich auch wieder hinauf Oder man erkennt rasch die durchaus
praktikablen Busverbindungen!!Yerevan erscheint als ziemlich aufgeräumte Metropole, wie Christian dies meint. Die alten kommunistischen Strukturen wurden mehrheitlich abgerissen, jedoch nicht unbedingt charmant neu besetzt. Ich finde jedoch, die Stadt wird von wirklich vielen Grünflächen und Parks durchzogen, die ein bisschen was von dem postkommunistischen Flair wett machen. Aber dennoch, auch ich hab bald genug von der Stadt und wir fahren ein Stück nach Osten.
Das ist jene Gegend in Armenien, die uns eindeutig am besten gefällt. Der Goght-River hat eine tiefe Schlucht gegraben, hohe Felswände hinterlassen und grandiose Formationen freigelegt. Die Symphonie of Stones, wie ein Abschnitt bei Garni-Schlucht genannt wird, ist äußerst sehenswert. 300 Meter hohe Basaltsäulen vermitteln das Gefühl, an einer riesigen Orgel zu stehen – ein Meisterwerk der Natur. Christian macht noch einen Ausflug alleine mit dem Motorrad zum Kloster Gebhard und weiter hinauf in Richtung der Vulkane. Die Gegend dort ist extrem ausgesetzt und schwierig zu befahren, zu zweit hätten wir es da gar nicht nach oben geschafft!
Nun sind wir aber wirklich auf unserer letzten Etappe mit dem Ziel, für Styros ein gutes Winterquartier zu finden. Wir entscheiden uns, wie ohnedies geplant, für eine Unterbringung am Camping 3Gs, ca 30 Km östlich von Yerewan. Dort verbringen wir auch die letzten beiden Tage, um alles was noch essbar ist, aus dem LKW zu bringen, aber auch alles, was frieren könnte. Denn hier kann es schon mal auf 20 Grad minus runter gehen, sagt uns die Betreiberin. Wir fühlen uns und Styros hier allerdings sehr sicher aufgehoben.
Wir waren jetzt gesamt 157 Tage und gut 10.000 Kilometer unterwegs und sind unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Abgesehen von den letzten beiden Nächten am 3Gs Camping haben wir somit 155 mal frei übernachtet und sind kein einziges Mal weggewiesen worden. Mal war es überschwängliche Gastfreundschaft, mal landestypische Reserviertheit, aber niemals war es unangenehm. Die Reise war geprägt von grandiosen Landschaften, vielen netten Begegnungen mit Einheimischen und Mitreisenden. Nächstes Jahr im April werden wir die Reise fortsetzen. Jetzt ziehen wir uns mal auf die heimische Ofenbank zurück, werden Vergangenes Revue passieren lassen und über Zukünftiges bei einem Gläschen Wein philosophieren. So lässt sich auch der beginnende Winter bei uns aushalten….